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Wilsberg 14 - Wilsberg und der tote Professor

Wilsberg 14 - Wilsberg und der tote Professor

Titel: Wilsberg 14 - Wilsberg und der tote Professor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juergen Kehrer
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Überschrift Toter Professor vernascht Assistentin ins Auge. Für solche Überschriften war lebenslanges Schreibverbot im Grunde eine zu harmlose Strafe.
    »Ich konnte doch nicht ahnen, dass er Journalist ist«, sagte Voßkamp mit tränenerstickter Stimme.
    Ein paar Sekunden lang herrschte absolute Stille. Selbst Weichert gab kein Geräusch von sich.
    »Wieso?«, fragte ich.
    »Er hat mir das Foto gezeigt und gefragt, wer das ist. Da habe ich gesagt: Das ist Frau Dr. Kohlmann. Ich war ja so perplex, als ich das Foto gesehen habe.«
    »Das hätte er sowieso rausgekriegt«, beruhigte ich sie. »Da müssen Sie sich keine Vorwürfe machen.«
    »Woher hatte der bloß das Foto?«
    »Von wem wohl?« Weichert funkelte mich an. »Von unserem grandiosen Sherlock.«
    »Nein«, widersprach ich. »Von mir nicht. Das war jemand von der Polizei.«
    »Das soll ich Ihnen glauben?«
    »Ja. Wir haben per einstweiliger Verfügung erwirkt, dass die Zeitung keine weiteren Fotos veröffentlichen darf. Aber gegen einen Artikel kann man natürlich nichts machen.«
    Ich verließ den Raum und Weichert folgte mir. Als ich das Handy an seinem Gürtel sah, kam mir eine Idee. Ich tastete suchend mein Jackett ab und fragte dann: »Entschuldigen Sie, könnte ich wohl mal kurz Ihr Handy benutzen? Ich habe meins im Büro vergessen.«
    »Natürlich.« Er gab mir das Gerät.
    Ich ging ein paar Schritte zur Seite und ließ mir dabei die versendeten SMS anzeigen. Meine Telefonnummer war nicht darunter. Aber das musste nichts bedeuten, er konnte sie gelöscht haben.
    Ich rief Franka an und bestätigte, was wir ohnehin vereinbart hatten, nämlich uns im Polizeipräsidium zu treffen.
    »Die arme Viola«, sagte Weichert, als ich ihm das Handy zurückgab, »jetzt muss sie nicht nur das Gespött der akademischen Mischpoke ... Pocken ... Socken ... Flocken ertragen, sondern hat auch noch Ärger mit ihrem Aaa... Arsch- «, er hustete, »... Ehemann. Zum Glück ist sie ja bald in Leipzig. Ich dagegen ...«
    »Was ist mit Ihnen?«, fragte ich.
    »Mein Vertrag läuft aus. Und als Touretter werde ich wohl kaum eine Professorenstelle kriegen, wo die Campusse ... Pussy ... mit arbeitslosen Privatdozenten gepflastert sind.« Er tippte mir fünfmal auf die Schulter. »Muss nicht Ihre Sorge sein, Sam Spade.«
    »Stimmt«, sagte ich. »Ich habe andere Sorgen.«
    Hauptkommissar Stürzenbecher hatte den obersten Hemdknopf geöffnet und die Ärmel bis zum Ellenbogen aufgerollt. Mit schweißfeuchter Stirn brütete er über den Verfassungsschutzdokumenten, die wir ihm präsentiert hatten.
    »Na schön«, sagte er schließlich, »Varnholt hat also vor zwanzig Jahren für den Verfassungsschutz gearbeitet. Mehr oder weniger ist das auch meine Firma, deshalb kann ich ihm daraus schlecht einen Vorwurf stricken. Dass Kaiser die Akten besessen hat, ist allerdings schon weniger legal.«
    »Kaiser wollte Varnholt damit diskreditieren«, sagte ich, »und Varnholt ist scharf auf das Material, er hat mir Geld geboten.«
    »Moment!«, stoppte mich Stürzenbecher. »Dass die beiden sich nicht leiden konnten, wissen wir längst. Was ist demnach neu an der Sache?«
    »Der Überfall auf Frau Kaiser ergibt nun einen Sinn«, sprang Franka ein. »Der Täter hat sich in Kaisers Arbeitszimmer aufgehalten, wie Georg beobachtet hat, und genau dort befanden sich die Dokumente.«
    Stürzenbecher grunzte. »Varnholt hat sich als Ninja verkleidet und ist wie ein junger Hüpfer davongerannt. Wem wollt ihr das erzählen? Der Mann ist schließlich fast sechzig.«
    »Er hat jemanden für den Einbruch engagiert«, schlug ich vor.
    »Ach ja? Und wen? Das sind doch alles reine Vermutungen. Damit kann ich nicht gegen einen Professor vorgehen.«
    »Für den Mord an Kaiser hat er kein Alibi«, trumpfte ich auf. »Mir gegenüber hat er behauptet, dass ein Student in seinem Zimmer gewesen sei, aber seine Sekretärin sagt, dass er allein war. Das heißt, er kann auch unbemerkt auf die andere Straßenseite gegangen sein.«
    Stürzenbecher grinste. »Er hat vorhin hier angerufen und seine Aussage korrigiert. Er habe sich auf seinen Terminkalender verlassen, dabei sei ihm entfallen, dass der letzte angemeldete Student gar nicht gekommen ist.«
    »So etwas nennt man wohl Vorwärtsverteidigung«, höhnte ich.
    »Ja, und es war das Geschickteste, was er tun konnte.« Der Hauptkommissar stützte sich auf seine Unterarme. »Hör zu, Wilsberg: Ich kann den Typen genauso wenig ausstehen wie du. Aber das, was wir gegen ihn

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