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Wilsberg 17 - Wilsberg und die dritte Generation

Wilsberg 17 - Wilsberg und die dritte Generation

Titel: Wilsberg 17 - Wilsberg und die dritte Generation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juergen Kehrer
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ihn jeder Polizist sofort findet, beleidigt meine Intelligenz.«
    »Das reicht für mich«, sagte Franka. »Aber es reicht nicht für die Kammer eines Landgerichts. Auch bei deiner Version ist einiges unklar. Woher wussten zum Beispiel der oder die Mörder von Berning, dass du ihnen in die Arme laufen würdest?«
    »Von Fahle, ich meine, Berning selbst«, schlug ich vor. »Sie haben ihm die Pistole an den Kopf gesetzt und er hat ausgeplaudert, dass er mit mir verabredet war.«
    »Wäre eine Möglichkeit«, gab Franka zu.
    »Es gibt noch mehr Möglichkeiten«, sagte ich. »In den letzten Stunden habe ich über nichts anderes nachgedacht. Erstens: Berning hat Selbstmord begangen. Diejenigen, die ihn im Visier hatten, nutzten die Gelegenheit, einen lästigen Mitwisser, nämlich mich, gleich mit zu erledigen.«
    »Und zweitens?«
    »Zweitens kenne ich zwei Frauen, die Berning lieber tot als lebendig gesehen hätten. Regina Fuchs aus New York und Henrike Sanddorn, seine Immer-noch-Ehefrau. Eine von beiden hat Berning erschossen. Dann hat sie jemanden angerufen und sich bei ihm ausgeheult. Und dieser gute Samariter hat mich als Mörderdouble ausgeguckt.«
    Franka war nicht überzeugt. »Wie praktisch, dass der gute Samariter zufällig ein Betäubungsgewehr in der Tasche hatte. Tut mir leid, Georg, wir brauchen Beweise.«
    »Was ist mit Bernings Handy?«, fragte ich. »Mich würde interessieren, mit wem er in der Nacht telefoniert hat.«
    »Er hatte kein Handy dabei.«
    »Das ist nicht wahr. Als ich ihn gegen ein Uhr angerufen habe, saß er in seinem Auto.«
    »Aber jetzt ist es weg. Ein verschwundenes Handy nützt uns gar nichts.«
    Die regennasse Spiegelstraat und Albert van Kranenburgs Antiquitätenladen tauchten vor meinem geistigen Auge auf. »Es gibt einen Weg, an die Nummer und die Daten zu kommen. Berning hatte einen Kontaktmann in Amsterdam.« Ich beschrieb Franka die Lage des Ladens und seinen Besitzer. »Wenn jemand den alten Kauz rumkriegt, bist du es. Mach ihm schöne Augen, versprich ihm eine Nacht im Paradies. Egal wie, luchs ihm die Nummer ab!«
    Es klopfte an der Tür und Niemeyer steckte ihren Kopf herein. »Wie sieht es aus? Werden Sie heute noch eine Aussage machen?«
    »Warum nicht?«, gab ich zurück. »Ich habe nichts zu verbergen.«

    Selten hatte ich mich gegenüber Polizisten so exakt an die Wahrheit gehalten wie diesmal. Aber noch nie war mir so wenig Glauben geschenkt worden. Podzey erklärte meine Einlassungen schlicht zur Märchenstunde und Niemeyer versteckte sich hinter einem neutralen Gesichtsausdruck. Sie hatten mich als Täter auserkoren und würden nicht die geringsten Anstrengungen unternehmen, in andere Richtungen zu ermitteln, obwohl Franka das energisch verlangte.
    Am Ende hatte Podzey sogar noch einen Trumpf im Ärmel. »Wissen Sie, warum Ihre Geschichte nicht stimmen kann?«, fragte er hinterhältig und beantwortete seine Frage gleich selbst: »Es gibt einen Zeugen, der gesehen hat, wie Sie am Lenkrad Ihres Wagens weggefahren sind.«
    »Das kann nicht sein«, sagte ich. »Ich konnte nicht mal krabbeln, geschweige denn Auto fahren.«
    »Der Mann hat Sie beschrieben und Ihr Autokennzeichen notiert.«
    »Das mit dem Autokennzeichen glaube ich gerne. Sie werden mich in meinem eigenen Wagen weggebracht haben.«
    »Er hat ausgesagt, dass Sie allein im Auto saßen und mit hoher Geschwindigkeit fuhren. Wie auf der Flucht. Und weil er eine halbe Stunde vorher durch ein Geräusch geweckt worden war, das wie ein Schluss klang, hat er sich entschlossen, die Polizei zu verständigen.«
    »Eine halbe Stunde?«, wiederholte ich. »Was habe ich denn in der Zwischenzeit gemacht?«
    »Das Haus nach dem Geldbeutel durchsucht.« Podzey lehnte sich genüsslich zurück und verschränkte die Hände hinter dem Kopf. »Falls die Indizienbeweise nicht ausreichen, wird Ihnen dieser Zeuge das Genick brechen, Wilsberg.«
    Ich registrierte, dass er zum ersten Mal die Anrede Herr wegließ.
    Der Kripomann lächelte böse. »Was halten Sie von einer Gegenüberstellung? Da Sie sich Ihrer Sache so sicher sind, haben Sie ja nichts zu befürchten.«
    Ich schaute zu Franka, die etwas hilflos mit den Schultern zuckte.

    Ich bekam eine Nummer in die Hand gedrückt und stellte mich zusammen mit fünf anderen Figuren, die wie Polizisten in Zivil aussahen, in eine Reihe.
    Als ich den Raum mit dem verspiegelten Fenster wieder verließ, konnte ich das Ergebnis an Podzeys Gesicht ablesen: »Der Zeuge hat Sie eindeutig

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