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Wilsberg 17 - Wilsberg und die dritte Generation

Wilsberg 17 - Wilsberg und die dritte Generation

Titel: Wilsberg 17 - Wilsberg und die dritte Generation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juergen Kehrer
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haben.«
    Ein Spurensicherer erschien mit einem Plastikbeutel, in dem eine Pistole steckte. »Die hier lag unter dem Bett.«
    »Ist das Ihre Pistole?«, fragte Podzey.
    »Nein. Aber sie sieht aus wie die Pistole, die neben Fahle lag. Ich nehme an, sie ist auf demselben Weg wie ich in meine Wohnung gekommen.«
    »Und wenn wir Ihre Fingerabdrücke auf der Waffe finden?«
    »Ich war bewusstlos, Herr Podzey. Jedes Kind hätte sie mir in die Hand drücken können.«
    »Das sollten Sie sich mal ansehen!«, rief jemand aus dem Schlafzimmer.
    Ich schloss die Augen. Der Vorrat an schlechten Nachrichten war anscheinend noch nicht erschöpft. Nur ein letzter Rest an Selbstachtung hielt mich davon ab, einfach zusammenzubrechen.
    Podzey kam mit federnden Schritten und einem unangenehm selbstgefälligen Gesichtsausdruck zurück. »Raten Sie mal, was wir noch entdeckt haben!«
    »Eine abgesägte Frauenhand?«
    »In Ihrem Kleiderschrank war ein Beutel mit Geldscheinen versteckt. Schätzungsweise hundert- bis hundertfünfzigtausend Euro. Wenn Sie mich fragen, ist das ein Mordmotiv.«
    Mir wurde übel.
    »Ziehen Sie sich etwas an! Wir fahren zum Präsidium.«
    »Darf ich vorher noch duschen?«
    Podzey zögerte. »Meinetwegen. Aber die beiden Beamten werden Sie begleiten.«
    Ich stand auf. Das klappte von Mal zu Mal besser. »Da ist noch was: Ich brauche einen starken Espresso und eine Kopfschmerztablette. Sie finden beides in der Küche.«
    »Sie kriegen im Präsidium einen Kaffee.«
    »Der Kaffee im Präsidium fällt unter die Folterkonvention.«
    Ich bekam einen Stoß in den Rücken.
    »Hey, nicht schubsen!«, protestierte ich.
    »Dann machen Sie endlich!«, knurrte der SEK-Mann.
    Ich taumelte ins Badezimmer. »Halten Sie das aus, mich nackt zu sehen?«
    »Sehr witzig«, sagte der zweite SEKler.
    Immerhin, sie zeigten menschliche Reaktionen.

    Bis zum Mittag hatte ich mehrere Tassen Kaffee getrunken, etliche pappige Brötchenhälften gegessen, zwei Schmerztabletten geschluckt und mir etwa einen Becher Blut abzapfen lassen. Alles andere, insbesondere eine offizielle Aussage, verweigerte ich. Da Franka am Vormittag im Gericht beschäftigt war, ließ ich mich lieber in eine Zelle sperren.
    Mit einiger Verspätung war Niemeyer aufgekreuzt, deutlich reservierter als in der Nacht zuvor. Vielleicht bildete ich es mir ja ein, aber die Spannungen zwischen ihr und Podzey schienen zugenommen zu haben. Podzey beanspruchte eindeutig das Kommando für sich.
    Auch Hauptkommissar Stürzenbecher, der Chef des für Gewaltverbrechen zuständigen Kommissariats, den ich von etlichen früheren Fällen kannte, ließ sich mal kurz blicken. Er sah bekümmert aus und das machte mich mutloser als die ganzen Indizien, die Podzey gegen mich sammelte.
    Inzwischen blätterte ich die münstersche Tageszeitung, die man mir gnädigerweise in die Zelle geworfen hatte, zum dritten Mal durch. Als ich anfing, die Todesanzeigen zu lesen, merkte ich, dass ich kurz davorstand, einen Zellenkoller zu bekommen.
    Endlich drehte sich der Schlüssel im Schloss. Ein Polizist erschien in der Tür und forderte mich auf, ihn zu begleiten.
    Franka erwartete mich im Besprechungsraum. »Es sieht nicht gut aus«, sagte sie zur Begrüßung.
    »Ich weiß.«
    »Deine Fingerabdrücke sind auf der Waffe und am Tatort.«
    »Logisch.«
    »Das Geld in dem Beutel, der in deinem Kleiderschrank gefunden wurde, stammt von einem Überfall auf einen Supermarkt. Es ist der Originalbeutel und zwischen den Geldscheinen fand sich sogar noch eine Quittung des Supermarktes.«
    »Toll.«
    »Die Täterbeschreibung des Supermarkträubers passt zudem auf Berning.«
    »Berning?«
    »Peter Fahle hieß in Wirklichkeit Thomas Berning.«
    »Aha.«
    »Was ist eigentlich passiert, Georg?«
    Ich erzählte es ihr.
    Als ich geendet hatte, schüttelte sie den Kopf. »Die Geschichte wird dir kein Gericht abkaufen. Allein die Indizien reichen, um dich zu verurteilen. Du hattest ein Motiv und die Gelegenheit. Du bestreitest nicht einmal, am Tatort gewesen zu sein. Ich weiß nicht, wie ich dich da raushauen soll.«
    »Danke. Das habe ich zur Aufmunterung gebraucht.«
    Franka stöhnte. »Ich versuche doch nur, einen Punkt zu finden, bei dem wir einhaken können.«
    »Wie wäre es damit: Die Spuren sind so offensichtlich arrangiert, dass ich es einfach nicht gewesen sein kann. Mir zu unterstellen, ich würde Fahle erschießen und anschließend die blutige Pistole unters Bett legen und den Geldsack so im Schrank verstauen, dass

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