Wilson Cole 01 - Die Meuterer
Sie wandte sich an Cole. »Sieht so aus, als wären Sie fremd in der Stadt, Sir. Ich würde Ihnen nur zu gern eine Probe der Gastfreundschaft anbieten, die man auf Rapunzel praktiziert, und Sie und Ihren Freund zum Abendessen nach Hause einladen.«
»Das möchte ich auch«, gab ein Mann das Echo, und schon bald luden fast alle in der Eingangshalle Cole und Potter zu sich nach Hause ein.
»Ich weiß Ihre Angebote zu würdigen«, sagte Cole schließlich. »Aber Sie haben schon genug getan. Ich möchte niemanden von Ihnen in Schwierigkeiten bringen - bei Ihren Ehegatten«, ergänzte er sardonisch lächelnd.
»Dann kommen Sie mit mir«, sagte die erste Frau. »Ich bin nicht verheiratet.«
»Das könnte sehr gefährlich werden«, sagte Cole ernst.
»Was bedeutet schon ein bisschen Gefahr, verglichen mit dem, womit sich zum Beispiel ein Militäroffizier jeden Tag konfrontiert sieht?«, entgegnete sie.
Cole zuckte die Achseln. »Dann danke ich Ihnen, und wir nehmen Ihre Einladung an.«
»Ich wohne in der Stadt und benutze öffentliche Verkehrsmittel«, sagte sie. »Man weiß allerdings nie, auf was für widerliche Fahrgäste man stößt, und wir möchten ja einen guten Eindruck auf unseren Gast machen. Vielleicht meldet sich jemand freiwillig, der uns zu mir bringt?«
Sie wurde mit Angeboten überschüttet, suchte eines aus, und einen Augenblick später hielt ein kleiner Mann, dessen Haar sich bereits lichtete, mit seinem Flugwagen direkt vor dem Eingang. Cole, Potter und die Frau stiegen ein, und der Mann raste sofort los.
Sie brauchten etwa fünf Minuten bis zu ihrem Haus - sie wohnte im siebten Stock -, und ein paar Minuten später genoss Cole seine erste Mahlzeit seit der in Potters Hütte.
»Sie beide gehen dann schlafen«, sagte die Frau, als sie mit dem Essen fertig waren und ins Wohnzimmer wechselten. Sie setzte sich an ein Fenster zur Straße. »Ich passe auf.«
»Wecken Sie mich sofort, falls Sie etwas Ungewöhnliches sehen - Bortelliten oder sonst etwas, ja?«
»Ich verspreche es.«
Er wandte sich an Potter. »Nehmen Sie das Gästezimmer. Ich schlafe hier auf der Couch.«
»Da drin ist Platz für Sie beide«, wandte die Frau ein.
»Falls etwas passiert, bin ich ein paar Sekunden schneller einsatzbereit, wenn ich gleich hier schlafe.«
Sie zuckte die Achseln. »Wie Sie möchten, Mr. Smith.«
Cole musterte sie eine ganze Minute lang. »Ihr seid gute Leute hier auf Rapunzel. Wäre ich Offizier der Raumflotte, dann wäre ich gottverdammt stolz, Leuten wie euch zu dienen.«
Potter ging ins Schlafzimmer. Cole wollte eigentlich wach bleiben und mit der Frau reden, aber die ganze angesammelte Müdigkeit überwältigte ihn. Ich schließe einfach die Augen für eine Minute, um sie auszuruhen, sagte er sich. Dann schwatzen wir ein bisschen. Das ist das Mindeste, was ich für eine Frau tun kann, die ihr Leben für mich riskiert.
Das Nächste, was er mitbekam, war, wie sie ihn sachte wachrüttelte. Er blickte zum Fenster hinaus. Es war noch dunkel.
Er sprang auf. »Wo sind sie?«, fragte er. »Sind sie schon in diesem Stockwerk? Wie viele haben Sie gesehen?«
Sie lächelte. »Entspannen Sie sich, Captain Cole. Es ist alles vorbei. Ich kann Ihnen jetzt sogar meinen Namen nennen: Er lautet Samantha.«
»Was ist los?«, fragte er verwirrt.
»Es läuft überall in den Holos«, sagte sie. »Die Raumflotte hat angegriffen, während Sie schliefen. Sie hat das Kriegsschiff der Bortelliten vernichtet und etwa hundert von ihnen im Gebirge getötet; der Rest hat kapituliert, sowohl die auf dem Berg als auch die hier in der Stadt.« Sie unterbrach sich. »Ich habe Sie nur geweckt, weil die Raumflotte bekannt gegeben hat, dass der ganze Einsatz allein Ihrer Rettung diente. Also habe ich die Behörden angerufen und sie gebeten, die Flotte über Ihren Aufenthaltsort zu informieren.« Sie lächelte ihn an. »Ich dachte, es macht vielleicht einen besseren Eindruck, wenn Sie wach sind, sobald sie eintreffen.«
»Danke.«
»Ich vermute, man schickt Ihnen eine Ehrengarde«, sagte Samantha.
»Darauf tippe ich auch«, brummte Cole.
Kapitel 9
Cole saß seit fast einer Stunde im Vorzimmer und drehte Däumchen. Das sollte ihn nervös machen, war er überzeugt, aber es machte ihn nur gereizt.
Er fand sich an Bord der Xerxes wieder, des Flaggschiffs der Raumflotte, das vor gerade mal fünfzehn Stunden im Randsektor eingetroffen war. Ein Mordsschiff, fand er. Es hätte mühelos ein halbes Dutzend Theodore Roosevelts
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