Wilson Cole 01 - Die Meuterer
dass ich mich schäme, diesen Befehl auszuführen. Wir sollten Sie zum Admiral befördern und nicht wegen Meuterei vor Gericht stellen.«
»Ich danke Ihnen für Ihre Haltung, Sergeant ...?«, sagte Cole.
»Sergeant Luthor Chadwick, Sir. Ich wollte Ihnen das nur gesagt haben.«
»Ich weiß es zu schätzen.«
Cole setzte sich in Bewegung. An einer Gabelung des Flurs blieb er stehen. »Ich war erst einmal im Konferenzzimmer, Sergeant. Ich weiß nicht mehr, wohin ich mich hier wenden muss.«
»Nach links, Sir.«
»Danke.«
Cole ging ein Stück weiter, erkannte schließlich die Umgebung wieder und beschleunigte seine Schritte zum Konferenzzimmer, wo er Jordan Baker und Sharon Blacksmith vorfand, die auf ihn warteten. Sharons Wache stand vor dem Zimmer neben der Tür, und Sergeant Chadwick bezog Position auf der anderen Seite der Tür, die sich schloss, nachdem Cole eingetreten war.
»Was gibt es?«, fragte er. »Wurde der Fall bereits komplett verworfen?«
»Setzen Sie sich, Commander«, sagte Baker, der besorgt wirkte.
Cole setzte sich neben Sharon. »Weißt du, worum es hier geht?«, flüsterte er.
Sie schüttelte den Kopf.
»Commander, wir haben ein ernstes Problem. Was wie ein einfacher Fall aussah, der fast mit Gewissheit zu Ihren Gunsten entschieden worden wäre, hat sich in einen einfachen Fall verwandelt, der fast mit Sicherheit gegen Sie ausgehen wird.«
»Nichts hat sich verändert«, fand Cole. »Falls neuerdings Beweise gefälscht wurden, kann jedermann, der am fraglichen Tag auf der Brücke war, aussagen, was geschehen ist.«
»Niemand hat Beweise gefälscht«, entgegnete Baker. »Das hat nichts mit der Beweislage zu tun.«
»Dann kann es nicht so ernst sein, wie es bei Ihnen klingt.«
»Möchten Sie gern wissen, wie ernst es ist?«, fragte Baker. »Ich habe gerade ein Angebot von Miguel Hernandez erhalten. Falls Sie sich schuldig bekennen, verlangt er statt der Todesstrafe nur lebenslänglich, und er lässt alle Anklagepunkte gegen Colonel Blacksmith fallen.«
Cole entspannte sich erkennbar. »Sie interpretieren das alles falsch, Major. Wir haben die Gegenseite nervös gemacht. Falls
er glaubte, er könnte eine Verurteilung erreichen, hätte er niemals eine solche Abmachung vorgeschlagen.«
»Er ist großzügig, Commander. Die Raumflotte kann nicht zulassen, dass Sie den Gerichtssaal als freier Mann verlassen.«
»Wovon reden Sie da?«, wollte Cole wissen. »Nichts hat sich verändert. Das haben Sie gerade selbst gesagt.«
Baker schüttelte den Kopf. »Nein, Commander. Ich habe gesagt, dass sich die Beweislage nicht verändert hat.«
»Okay, es ist Ihre Show«, sagte Cole. »Erzählen Sie mir, was zum Teufel eigentlich vor sich geht.«
»Es sind Ihre Freunde bei den Medien.«
»Was haben sie denn mit irgendwas davon zu tun?«
»Letztlich wären die Einzelheiten der Ereignisse, zu denen es bei der Meuterei kam, durchgesickert«, sagte Baker.
»Aber jetzt sind sie zum schlimmsten möglichen Zeitpunkt bekannt geworden.«
»Sie kommen doch irgendwann auf den Punkt, nicht wahr?«
»Erinnern Sie sich, dass Captain Podok einige Tage lang Schlagzeilen machte, indem sie Sie des Rassismus beschuldigte?«, fragte Baker. »Na ja, die Medien haben sich auf diese Story gestürzt und posaunen jetzt hinaus, dass Sie nicht gemeutert hatten, als drei Millionen Benidotten umgebracht wurden, sondern das Schiff erst übernommen haben, als es kurz davor stand, fünf Millionen Menschen aufNew Argentina zu töten.«
»Ich wusste gar nicht, was zum Teufel Podok mit Benidos vorhatte!«, schimpfte Cole. »Ich habe versucht, ihren Befehl zu widerrufen, aber es war zu spät!«
»Sie wissen das, ich weiß es und jeder, der das holografische Logbuch gesehen hat, weiß es auch«, sagte Baker.
»Aber den Medien zufolge lautet die Story nicht, dass Sie fünf Millionen Menschen auf New Argentina gerettet haben, sondern dass der rassistische Meuterer, der seinen Polonoi-Captain hasste, untätig danebensaß und keinen Finger rührte, um drei Millionen Benidotten zu retten.«
»Und dieser Müll wird tatsächlich als Wahrheit verkündet?«, wollte Sharon wissen.
»Die halbe Republik glaubt ihn - und die andere Hälfte hat ihn noch nicht gehört«, antwortete Baker. »Gäbe es heutzutage noch Lynchmobs, würde sich derzeit schon einer vor diesem Gebäude zusammenrotten.« Er unterbrach sich. »Die Raumflotte steht unter zu starkem Druck, um Sie davonkommen zu lassen. Dabei kommt es gar nicht auf die Beweise an und
Weitere Kostenlose Bücher