Wilson Cole 01 - Die Meuterer
davon absehen, dass sie als Erste bestätigt hatte, Sie führten das Kommando über die Theodore Roosevelt.« Er unterbrach sich.
»Trotzdem hängt ihr Schicksal ganz von Ihrem ab. Schließlich kann man sie nicht für schuldig befinden, eine Meuterei unterstützt zu haben, falls Sie gar kein Meuterer waren.«
»Also, wie sieht die Lage aus?«
»Man fährt da eine Menge irrelevanten Mist auf, wie Ihre Absprache mit dem Feind oder das, was die Teroni-Flotte getan hat, sobald sie erst mal den Treibstoff erbeutet hatte, aber falls es mir gelingt, die Rechtfertigung für Ihr Handeln - die Rettung von fünf Millionen Leben - im Brennpunkt zu halten, dann denke ich, können wir siegreich aus der Sache hervorgehen.«
»Vor ein paar Tagen klangen Sie zuversichtlicher.«
»Vor ein paar Tagen hatte man auch noch nicht bekannt gegeben, wer die Anklage vertreten wird«, sagte Baker.
»Es ist Colonel Miguel Hernandez.«
»Nie von ihm gehört.«
»Dafür bestand auch kein Grund«, sagte Baker. »Sie standen ja noch nie vor einem Kriegsgericht. Er ist der Beste, den die Raumflotte hat.« Er runzelte die Stirn. »Ich kann mir einfach nicht denken, warum er hier ist.«
»Er kann es ja nicht aus der Ferne probieren.«
Baker schüttelte den Kopf. »Das war es nicht, was ich meinte. Die Raumflotte sollte schließlich wünschen, dass Sie die Anklage abwehren. Sie haben etwas Gutes getan. Sie haben eine Menge Leben gerettet. Sie haben den Captain nicht über die Schiffsplanke getrieben, oder was immer man da heutzutage macht. Sie haben sich ehrenvoll verhalten - und Sie sind der meistdekorierte Offizier der Flotte. Warum zum Teufel schickt man also jemanden als Ankläger, der seit, Gott, das müssen fünfzehn Jahre sein, keinen Fall mehr verloren hat?«
»Hoffen wir, dass der Grund darin liegt, vor der Presse gut abzuschneiden«, sagte Cole.
»Vielleicht ist das so«, sagte Baker. »Trotzdem beunruhigt mich das. Falls ich jemals mit einem Fall zu tun hatte, für den man einen Ankläger wählen sollte, der noch grün hinter den Ohren ist, dann dieser.«
»Es hat keinen Sinn, sich darum Sorgen zu machen«, fand Cole. »Wann werden die Aussagen aufgenommen?«
»Schon befragt worden sind Captain Podok, Lieutenant Mboya und Lieutenant Briggs, und ich glaube, dass Colonel Blacksmiths Aussage derzeit gerade aufgenommen wird.«
»Sollten Sie nicht als Ihr Rechtsbeistand zugegen sein?«, fragte Cole scharf.
»Einer meiner Mitarbeiter ist bei ihr«, antwortete Baker.
»Wir haben es hier nicht mit einem Verfahren nach bürgerlichem Recht zu tun. Wir haben nur begrenzten Einfluss auf die Befragung eines Angeklagten. Jedenfalls wurde ich informiert, dass Sie morgen an der Reihe sind. Ich werde mich bemühen, dabei zu sein.«
»Machen Sie sich nicht die Mühe«, entgegnete Cole. »Ich habe nichts zu verbergen und nichts, dessen ich mich schämen müsste. Ich habe vor, jede Frage wahrheitsgemäß zu beantworten.«
»Das ist gewöhnlich am besten.«
»Wann findet Podoks Anhörung statt?«
»In drei Tagen, aber das Ergebnis steht von vornherein fest: Degradierung um eine Rangstufe und Rückkehr in den aktiven Dienst.«
»Doch hoffentlich nicht an Bord der Teddy R?«
»Wahrscheinlich nicht.«
»Und sie kommt wirklich mit einem Klaps auf die Finger davon?«
»Es sieht danach aus, aber sie ist trotzdem ein gründlich verbitterter Excaptain. Sie hat gerade ihren ganz großen Tag und erzählt der Presse, Sie hätten das Schiff übernommen, weil Sie keine Befehle von einer Polonoi entgegennehmen wollten.«
»Sie machen Witze!«, rief Cole. »Hat sie das tatsächlich gesagt?«
»Sie sagt es immer wieder. Ich schätze, Sie empfangen hier drin keine Nachrichtenholos.«
»Wie ich vermute, weist die Presse darauf hin, dass es absoluter Quatsch ist.«
»Im Grunde nicht. Zum Einen darf die Presse gar keine Gegendarstellung eines Gefangenen einholen.«
»Trotzdem«, sagte Cole. »Da müssen Dutzende Mannschaftsmitglieder sein, die ... «
»Sie sind ein Meuterer«, unterbrach ihn Baker. »Podok nennt den Journalisten einen Grund für das, was Sie getan haben -einen Grund, der sie selbst in ein vorteilhaftes Licht setzt, indem er Sie in schlechtes Licht bringt. Jedes Mal, wenn ein Mannschaftsmitglied zu erklären versucht, dass Sie kein Fanatiker sind, gibt irgendein Journalist zu bedenken, dass Sie hinter Gittern sitzen, weil Sie eine Polonoi abgesetzt haben.«
»Ja klar, solche Geschichten liebt die Presse, nicht wahr?«, sagte Cole.
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