Wilson Cole 02 - Die Piraten
sardonisch, »aber dann multiplizierst du den Wert mit vierhundertsechzehn.«
»Ich meinte: Landen wir dann und überlassen den Stein zumindest noch einem weiteren Juwelier zur persönlichen Begutachtung ?«
»Darin erkenne ich keinen Sinn. Was hätten wir davon, dass ein Juwelier den Diamanten auf fünfzigtausend Credits schätzt und ein weiterer auf fünfundsechzigtausend Credits ? Wir brauchen nur einen Richtwert, denn die einzige Einschätzung, die wirklich von Belang ist, wird die David Copperfields sein.«
»Wenn nur seine Meinung von Belang ist, warum dann überhaupt die Mühe mit einer Schätzung?«, fragte Forrice.
»Falls er mir ein Angebot unterbreitet, das mir nicht gefällt, muss ich wissen, ob der Irrtum bei ihm oder mir liegt«, antwortete Cole.
»Na ja«, sagte Forrice, »ich schätze, ich gehe jetzt lieber einen Diamanten aussuchen und mich an die Arbeit machen. Wo hast du sie untergebracht?«
»Im Wissenschaftslabor. Niemand geht dort mehr hin, seit Sharon all das Zeug entfernt hat, mit dem die Leute früher Drogen synthetisiert haben.«
Forrice stand vom Tisch auf. »Es dürfte nicht allzu lange dauern. Ich sage dir Bescheid, sobald ich ein paar Antworten erhalten habe.«
Cole lehnte sich zurück, nippte an seinem Kaffee und dachte über die Ereignisse der zurückliegenden Stunden nach
- was die Mannschaft der Achilles getan hatte, was sie nicht getan hatte und was sie hätte tun müssen. Der Notruftrick würde nicht allzu oft funktionieren. Viel eher musste er damit rechnen, dass die Teddy R der Angreifer war. Er war darauf vorbereitet, denn schließlich war die gesamte Mannschaft, von Morales abgesehen, bis vor wenigen Wochen noch eine militärische Einheit gewesen, und Cole war zuversichtlich, dass sie sich in militärischen Situationen gut schlagen würde. Aber irgendwann, wahrscheinlich wenn sie ein feindliches Schiff enterten, nur um es zu plündern, würden sie aufhören, eine Militäreinheit zu sein, und Piraten werden, mit anderen Zielen und sehr wahrscheinlich auch anderen Reaktionen. Und da Cole nicht vorhatte zu sterben, wenigstens nicht so schnell und so leicht wie Windsail und seine Mannschaft, musste er jede Option in Erwägung ziehen und jede Möglichkeit vorausahnen.
Er wusste nicht, wie lange er reglos dort gesessen hatte, aber auf einmal bemerkte er, dass sein Kaffee ganz kalt geworden war. Er stellte ihn ab, rief ein Menü auf, wartete ab, bis es sich vor ihm materialisiert hatte, streckte die Hand aus und berührte das Icon für Kaffee. Das Getränk traf fast sofort ein, aber ehe Cole den Becher zur Hand nehmen konnte, betrat Forrice die Messe und wirbelte mit seiner seltsam graziösen, rotierenden dreibeinigen Gangart zu ihm herüber.
»Nun?«, fragte Cole, als sich der Molarier ihm gegenüber an den Tisch gesetzt hatte.
»Ich habe mit fünf Juwelieren gesprochen. Jeder von ihnen sagte, er müsste den Stein sehen, ehe er eine Schätzung für die Versicherung vornimmt, aber drei spekulierten über den Wert und boten mir Richtwerte zwischen siebenundzwanzig- und fünfundvierzigtausend Credits. Eine Juwelierin, eine sehr nette Mollutei, bot mir an, den Stein kostenlos zu schleifen, falls ich sie von der Verantwortung für jeden möglichen Wertverlust enthöbe, nur für den Fall, dass sie - keine Ahnung - nieste oder blinzelte oder sonst etwas tat, während sie den Diamant schliff, was ihn zersplitterte oder sonstwie seinen Wert minderte. Ich habe keine sonderlich klare Vorstellung von dem, was einen Diamanten zerstören könnte, aber ich bedankte mich bei ihr und sagte ihr, ich würde darüber nachdenken. Sie war es, die auf siebenundzwanzigtausend schätzte.« Er unterbrach sich. »Worauf es hinausläuft: Falls der Durchschnittspreis siebenundreißig- oder achtunddreißigtausend beträgt, dann sitzen wir auf Diamanten im Marktwert von mehr als fünfzehn Millionen Credits, vermutlich mehr, falls wir Maria-Theresia-Dollars oder Far-London-Pfund nehmen.«
»Fünfzehn Millionen?«, wiederholte Cole. »Damit könnte man ein oder zwei Trommelfelle kaufen.«
»Hast du vom Krankenhaus schon etwas über Chadwick erfahren?«, erkundigte sich der Molarier.
»Noch nicht. Er ist erst wenige Stunden dort. Er wird sehr umfangreiche Behandlungen benötigen - aber das Schöne an
illegalen Transaktionen ist, dass sie in bar erfolgen, sodass die Ärzte die Zahlung nicht nachverfolgen können.«
»Selbst wenn sie es versuchen, finden sie nur heraus, dass es von der Samarkand
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