Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wimsey 04 - Der Mann mit dem Kuperfingern

Wimsey 04 - Der Mann mit dem Kuperfingern

Titel: Wimsey 04 - Der Mann mit dem Kuperfingern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
Vom Netzwerk:
wußte, wohin und wozu. Ich habe ihn etwa einmal im Jahr besucht und ihm dann immer eine Flasche Whisky mitgenommen.»
    «Hatte er Geld?»
    «Das weiß niemand. Er müßte wohl – war schließlich ein reicher Mann, als er sich zur Ruhe setzte. Aber als wir uns dieser Frage annahmen, stellte sich heraus, daß er nur ein Guthaben von etwa fünfhundert Pfund bei einer Glasgower Bank hatte. Anscheinend hat er schon vor etwa zwanzig Jahren alles, was er besaß, dort abgehoben. Es gab damals einige größere Bankzusammenbrüche, und so nimmt man an, daß er’s mit der Angst bekommen hat. Aber was er damit gemacht hat, das weiß allein der Himmel.»
    «Er wird es in einen alten Strumpf gesteckt haben.»
    «Das hofft Vetter Robert gewiß aus ganzem Herzen.»
    «Vetter Robert?»
    «Der Resterbe. Ein entfernter Vetter von mir und der letzte überlebende Ferguson. Er war natürlich stinkwütend, als er sah, daß er nur fünfhundert Pfund bekommen sollte. Robert ist nämlich ein flotter Jüngling, und ein paar Tausender wären ihm sicher ganz recht gewesen.»
    «Aha. Wie wär’s eigentlich mit Frühstück? Sie können Großonkel Joseph ja solange woandershin stellen. Sein Anblick gefällt mir nicht besonders.»
    «Und ich dachte, Sie hätten eine besondere Vorliebe für anatomische Einzelteile.»
    «Habe ich auch, aber nicht auf dem Frühstückstisch. ‹Ein jedes Ding an seinem Ort›, wie meine Großmutter zu sagen pflegte. Außerdem träfe Maggie der Schlag, wenn sie das sähe.»
    Macpherson lachte und stellte das Glas auf einen Schrank.
    «Maggie ist abgehärtet. Ich habe mir noch ein paar alte Knochen und dergleichen mitgebracht, als Ferienarbeit gewissermaßen, denn ich stehe doch kurz vor dem Examen. Sie wird nur denken, das ist auch so was. Würden Sie mal läuten, ja? Mal sehen, was aus den Forellen geworden ist.»
    Die Tür ging auf, und die Haushälterin trat mit einem Tablett voll gegrillter Forellen und einem Teller voll gerösteter Teebrötchen ein. «Die sehen aber gut aus, Maggie», sagte Wimsey, indem er seinen Stuhl näherzog und anerkennend schnupperte.
    «Ja, Sir, gut sind sie auch, nur furrrchtbar klein.»
    «Nicht meckern», sagte Macpherson. «Das ist alles, was bei einem ganzen Tag Fegefeuer auf dem Loch Whyneon herausgekommen ist. Eine Sonne zum Braten, dazu der Ostwind – ich fühle mich wie lebendig gehäutet. Um ein Haar hätte ich mich heute morgen nicht einmal rasiert.» Er befühlte mit einer Grimasse sein gerötetes und sich kräftig schälendes Gesicht. «Puh! Dabei muß man sich auch so schon gehörig in die Riemen legen bis da oben, und die ganze Zeit schaukelte das Boot wie in der Biskaya.»
    «Stelle ich mir nicht sehr schön vor. Aber das Wetter ändert sich. Das Barometer fällt. Bevor wir ein paar Tage älter sind, gibt’s Regen.»
    «Wird auch Zeit», sagte Macpherson. «Die Bäche sind so gut wie trocken, und im Fleet ist auch kaum noch Wasser.» Er warf einen Blick aus dem Fenster zu dem Flüßchen, das hinter dem Garten über die Steine dahinplätscherte. «Wenn wir jetzt nur ein paar Regentage bekämen, dann wäre gut Fischen.»
    «Das kommt natürlich erst, wenn ich weg muß», meinte Wimsey.
    «Klar; aber können Sie denn nicht noch ein paar Tage bleiben? Ich will mich nämlich mal an die Lachsforellen wagen.»
    «Geht leider nicht. Ich muß am Mittwoch wieder in London sein. Na ja, egal. Ich hatte ein paar schöne Tage in frischer Luft und habe ein paar gute Runden Golf gespielt.»
    «Sie müssen ein andermal wiederkommen. Ich bleibe einen Monat hier – um Kräfte zu sammeln, fürs Examen und so. Wenn Sie sich nicht mehr loseisen können, solange ich hier bin, verschieben wir’s eben auf August und gehen dann ein bißchen auf die Moorhühner. Das Cottage steht Ihnen jederzeit zur Verfügung, das wissen Sie ja, Wimsey.»
    «Vielen Dank. Vielleicht bin ich mit meinen Geschäften auch schneller fertig als gedacht, und wenn, dann kreuze ich hier wieder auf. Was sagten Sie, wann Ihr Großonkel gestorben ist?»
    Macpherson sah ihn groß an.
    «Irgendwann im April, soweit ich mich erinnere. Warum?»
    «Ach, nichts – ich überlege nur. Sagten Sie nicht, Sie wären sein Liebling gewesen?»
    «In gewissem Sinne ja. Ich glaube, der alte Knabe hatte es gern, daß ich ab und zu an ihn dachte. Alte Leute freuen sich ja über kleine Aufmerksamkeiten.»
    «Mhmm. Tja, das ist schon eine sonderbare Welt. Und was sagten Sie noch, wie er hieß?»
    «Ferguson – Joseph Alexander Ferguson, um

Weitere Kostenlose Bücher