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Wimsey 04 - Der Mann mit dem Kuperfingern

Wimsey 04 - Der Mann mit dem Kuperfingern

Titel: Wimsey 04 - Der Mann mit dem Kuperfingern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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Meßbuchs aus dem vierzehnten Jahrhundert kam. Krebsrot vor Aufregung und Überraschung bezahlte er seine Errungenschaft und rannte aus dem Saal wie ein Karnickel, das Meßbuch an sich gedrückt, als fürchtete er, es könne ihm wieder entrissen werden. Nun machte Wimsey sich ernsthaft daran, einige schöne Frühdrucke zu erwerben, und nachdem ihm dies gelungen war, zog er sich mit Ruhm und Haß bedeckt zurück.
    Nach diesem ebenso vergnüglichen wie befriedigenden Tagesverlauf war er denn doch ein wenig verstimmt, als er noch kein begeistertes Telegramm von Macpherson zu Hause vorfand. Daß seine Schlußfolgerung falsch gewesen sein könnte, weigerte er sich zu glauben, und so nahm er eher an, daß Macphersons Verzückung wohl zu groß gewesen war, um sich in den knappen Worten eines Telegramms Ausdruck zu verschaffen, wofür er anderntags sicher einen Brief bekommen werde. Aber andern Morgens um elf kam dann doch ein Telegramm, und das lautete:
    «IHR TELEGRAMM SOEBEN ERHALTEN – WAS HEISST DAS – GROSSONKEL JOSEPH HEUTE NACHT GESTOHLEN – EINBRECHER ENTKOMMEN – BITTE AUSFÜHRLICH SCHREIBEN.»
    Wimsey ließ sich zu einem Kommentar hinreißen, dessen Wortlaut sonst der Sprache der Soldaten vorbehalten ist. Zweifellos hatte Vetter Robert sich Großonkel Josephs bemächtigt, und selbst wenn sie ihm den Einbruch nachweisen konnten, war das Vermächtnis bis dahin für sie unwiederbringlich verloren. Er war sich noch nie so zum Verzweifeln hilflos vorgekommen. Er verfluchte sogar den Catull, der ihn davon abgehalten hatte, in den Norden zu fahren und sich der Sache persönlich anzunehmen.
    Während er noch hin und her überlegte, was da zu tun sei, wurde ein zweites Telegramm gebracht. Es lautete:
    «GROSSONKEL JOSEPHS GLAS ZERBROCHEN IN FLEET GEFUNDEN – VON EINBRECHER AUF FLUCHT FALLEN GELASSEN – INHALT VERSCHWUNDEN – WAS TUN?»
    Das fragte Wimsey sich auch.
    «Natürlich», sagte er sich, «wenn der Dieb einfach das Glas geleert und Großonkel in die Tasche gesteckt hat, sind wir er ledigt. Oder wenn er einfach Großonkel geleert und den Inhalt eingesteckt hat, sind wir auch erledigt. Aber ‹auf der Flucht fallen gelassen› hört sich eher so an, als ob Großonkel Joseph mit Sack und Pack über Bord gegangen wäre. Warum kann dieser dämliche Schotte in seinen Telegrammen nicht etwas ausführlicher sein? Es würde ihn nur einen Penny oder zwei mehr kosten. Am besten fahre ich wohl selbst mal hin. Inzwischen kann ein bißchen gesunde Beschäftigung ihm nicht schaden.»
    Er nahm ein Telegrammformular vom Schreibtisch und schickte eine weitere Botschaft los:
    «WAR GROSSONKEL IM GLAS ALS ES FIEL – WENN JA FLEET ABSUCHEN WENN NEIN EINBRECHER VERFOLGEN WAHRSCHEINLICH ROBERT FERGUSON – KEINE MÜHE SCHEUEN – BRECHE HEUTE ABEND NACH SCHOTTLAND AUF ANKOMME HOFFENTLICH MORGEN FRÜH – WICHTIG NICHTS UNVERSUCHT LASSEN – ERKLÄRUNG FOLGT.»
    Der Nachtexpreß setzte Lord Peter Wimsey andern Morgens früh in Dumfries ab, und ein Mietauto brachte ihn gerade rechtzeitig zum Frühstück zum Stone Cottage. Maggie öffnete ihm und begrüßte ihn mit großer Herzlichkeit.
    «Kommen Sie nur rrrein, Sir. Ist schon alles für Sie bereit. Mr. Macpherson ist in ein paar Minuten wieder da, denke ich. Sie sind sicher müde von der langen Rrreise, und hungrig vielleicht auch? Ja. Nehmen Sie ein bißchen Hafergrrütze zu den Eiern und Speck? Forrrellen gibt’s heute keine, dabei war gestern so ein herrrrlicher Tag zum Angeln. Aber Mr. Macpherson ist mit meinem Jock immerzu den Fluß rrrauf und rrrunter, rrrauf und rrrunter, und hat nach seinem Prrräparat gesucht, wie er die Dinger nennt, von denen der Dieb eins verloren hat, der hier war. Ich hab keine Ahnung, was es ist, aber Jock sagt, es sieht aus wie ein Kalbsgeschlinge, jedenfalls hat Mr. Macpherson es ihm so beschrieben.»
    «Ach Gott, ja!» sagte Wimsey. «Und wie war das mit diesem Einbruch, Maggie?»
    «Wahrhaftig, Sir, das war schon eine komische Sache. Mr. Macpherson war den ganzen Montag und Dienstag weg, zum Angeln oben auf dem großen Loch beim Viadukt. Es hatte ja am Samstag und Sonntag starrrk gerrregnet, wie Sie vielleicht noch wissen, und Mr. Macpherson sagt also zu meinem Jock: ‹Morrrgen werden sie beißen wie verrrrückt›, sagt er, ‹da gehen wir, wenn’s zu rrregnen aufhört, rrrauf zum Viadukt und übernachten in der Wildhüterhütte.› Und wie es am Montag dann zu rrregnen aufgehört hat und es so ein herrrrlich warrrmer, milder Tag war, da

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