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Wimsey 04 - Der Mann mit dem Kuperfingern

Wimsey 04 - Der Mann mit dem Kuperfingern

Titel: Wimsey 04 - Der Mann mit dem Kuperfingern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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Bankschließfach. Und nachdem er die Steine beisammen hatte, hat er sein Testament gemacht. Das ist auch so klar wie der Tag.»
    «Aber was ist aus den Steinen geworden?» fragte Mr. Abrahams mit der Besorgnis des Experten.
    «Ich glaube, das weiß ich auch», sagte Wimsey. «Ich bin Ihnen jedenfalls sehr verbunden und nehme an, sein Erbe wird es auch sein.»
    «Wenn die Steine wieder auf den Markt kommen sollten –» begann Mr. Abrahams.
    «Werde ich dafür sorgen, daß sie durch Ihre Hände gehen», sagte Wimsey prompt.
    «Das ist sehr freundlich von Ihnen», sagte Mr. Abrahams.
    «Geschäft ist nun mal Geschäft. Bin Ihnen jederzeit gern zu Diensten. Schöne Steine – wunderschöne Steine. Wenn Sie mit dem Gedanken spielen sollten, sie selbst zu kaufen, würde ich Ihnen als meinem Freund einen Sonderpreis machen.»
    «Danke», sagte Wimsey, «aber vorerst habe ich noch keine Verwendung für Diamanten.»
    «Schade, schade», sagte Mr. Abrahams. «Aber es freut mich jedenfalls sehr, daß ich Ihnen einen Dienst erweisen konnte. Sie interessieren sich nicht zufällig für Rubine? Nein? Ich habe nämlich hier etwas sehr Hübsches.»
    Er steckte wie beiläufig die Hand in die Tasche und brachte ein flammendrotes kleines Feuerwerk zum Vorschein, wie ein Sonnenuntergang en miniature. «Würden sich sehr schön als Ring machen, nicht?» meinte Mr. Abrahams. «Als Verlobungsring, wie?»
    Wimsey lachte und suchte schnell das Weite.
    Er war sehr versucht, sofort nach Schottland zu fahren und sich persönlich um die Sache mit Großonkel Joseph zu kümmern, aber der Gedanke an eine wichtige Buchauktion am nächsten Tag brachte ihn davon ab. Es stand ein Manuskript von Catull zum Verkauf, das er unbedingt haben wollte, und er legte seine Interessen nie in die Hände von Händlern. Also begnügte er sich damit, ein Telegramm an Thomas Macpherson zu schicken:
    «RATE DRINGEND, GROSSONKEL JOSEPH SOFORT ZU ÖFFNEN.»
    Die Dame auf dem Postamt wiederholte den Text laut und mit zweifelnder Miene. «Ganz recht», sagte Wimsey nur, und damit betrachtete er die Angelegenheit als erledigt.
    Anderntags hatte er auf der Auktion so recht seinen Spaß. Im Auktionssaal fand er einen Händlerring auf dem Plan, der sich wohlgemut zum Absahnen angeschickt hatte. Nachdem er sich eine Stunde lang halb hinter einer Statue versteckt gehalten und geschwiegen hatte, trat er plötzlich vor, gerade als der Hammer für ein Zehntel seines Werts über dem Catull niedergehen sollte, und übersteigerte das letzte Gebot so schnell, so sicher und so hoch, daß die Herren vor Wut erst einmal nach Luft schnappen mußten. Skrymes – ein Händler, der Wimsey ob eines früheren Scharmützels über einen Justinian ewige Feindschaft geschworen hatte – gab sich einen Ruck und bot gleich fünfzig Pfund mehr. Wimsey verdoppelte daraufhin prompt sein Gebot. Skrymes überbot ihn erneut um fünfzig Pfund. Wimsey ging unverzüglich noch einmal hundert Pfund darüber, und das mit einer Stimme, als gedächte er bis zum Jüngsten Tag weiterzubieten. Skrymes machte ein finsteres Gesicht und schwieg. Irgend jemand legte fünfzig Pfund zu; Wimsey verdoppelte diese, und der Hammer fiel. Angestachelt durch diesen Erfolg und mit dem Gefühl, das bessere Blatt zu haben, bot Wimsey nun beim nächsten Artikel, einer Hypnerotomachia, die er schon besaß und nach der er nicht das mindeste Verlangen hatte, von Anfang an kräftig mit. Skrymes, verärgert über seine Niederlage, knirschte mit den Zähnen und schwor sich, Wimsey diesmal, wenn er schon so in Bieterlaune war, für seine Unverschämtheit kräftig bluten zu lassen. Wimsey seinerseits spielte begeistert mit und ließ die Gebote himmelwärts wachsen. Die Händler, die seinen Ruf als Büchersammler kannten und vermuteten, daß an dem Buch irgend etwas Besonderes sei, was sie nur übersehen hatten, gingen von ganzem Herzen mit, und so übertrumpfte bald ein Gebot das andere. Schließlich zogen sie sich nacheinander doch wieder zurück und ließen es Skrymes und Wimsey unter sich ausmachen. Wimsey, der ein leichtes Zögern in der Stimme des Händlers bemerkt hatte, verzichtete in diesem Augenblick ebenfalls und ließ Mr. Skrymes mit dem Baby sitzen. Nach dieser Katastrophe machte sich bei den Händlern Unmut und Lustlosigkeit breit, und sie boten überhaupt nicht mehr mit, so daß ein schüchterner kleiner Außenseiter, der sich plötzlich in die Arena stürzte, unversehens für einen Spottpreis in den Besitz eines schönen

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