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Wimsey 04 - Der Mann mit dem Kuperfingern

Wimsey 04 - Der Mann mit dem Kuperfingern

Titel: Wimsey 04 - Der Mann mit dem Kuperfingern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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ja nie richtig den Mund auf –»
    «Lassen Sie jetzt mal Jock aus dem Spiel – erzählen Sie weiter.»
    «Hm – na ja, wir waren also noch nicht weit gekommen, da sahen wir einen Mann mit einer Angel im Fluß herumwaten. Ich habe nicht weiter darauf geachtet, denn meine Gedanken waren ja bei dem, was Sie – Also. Ja doch! Jock sah ihn und sagte zu mir: ‹Ein komischer Angler ist mir das da.› Daraufhin guckte ich hin und sah ihn da zwischen den Steinen herumtorkeln, während seine Fliege vor ihm her im Wasser trieb; und er guckte in alle Tümpel, an die er kam, und stocherte mit einem Fischhaken darin herum. Ich rief ihn an, und da schaute er sich um und steckte ziemlich hastig den Fischhaken weg und begann seine Schnur aufzurollen. Dabei hat er sich schrecklich dumm angestellt», fügte Macpherson befriedigt hinzu.
    «Das glaube ich gern», sagte Wimsey. «Wer zugibt, mit Rosa Sisken Forellen zu fangen, der wird sich bei allem ziemlich dumm anstellen.»
    «Mit rosa was?»
    «Tut nichts zur Sache. Ich wollte nur sagen, daß Robert kein Angler ist. Weiter.»
    «Also, seine Schnur verfing sich irgendwo, und er fing an zu zerren und zu reißen und stapfte dabei herum, und plötzlich ging die Schnur los und sauste wie wild durch die Luft und riß mir den Hut vom Kopf. Das machte mich ziemlich rasend, und ich wollte auf ihn zu, aber damit drehte er sich wieder um, und ich rief: ‹Meine Güte, das ist ja Robert!› Woraufhin er seine Angel fallen ließ und Fersengeld gab. Natürlich rutschte er dabei auf den Steinen aus und schlug fürchterlich hin. Wir haben ihn herausgefischt und nach Hause gebracht. Er hat sich den Kopf böse angeschlagen und eine gebrochene Patella. Hochinteressant. Würde mich gern einmal selbst daran versuchen, aber das geht natürlich nicht an, darum habe ich Strachan kommen lassen. Er ist ein guter Mann.»
    «Bisher haben Sie in dieser Geschichte ungemeines Glück gehabt», sagte Wimsey. «Jetzt bleibt uns nur noch, Großonkel zu finden. Wie weit sind Sie bis unten gekommen?»
    «Nicht sehr weit. Dadurch, daß wir Robert nach Hause bringen und uns um sein Knie kümmern mußten, konnten wir gestern natürlich nicht mehr viel tun.»
    «Zum Teufel mit Robert! Ihr Großonkel kann mittlerweile schon irgendwo im Meer herumschwimmen. Packen wir die Sache sofort an.»
    Er schnappte sich einen Fischhaken vom Schirmständer – «Der gehört Robert», klärte Macpherson ihn auf – und ging voran.
    Das Flüßchen schäumte mit bräunlichem Schwall dahin und riß auf seinem Weg größere und kleinere Steine rasselnd mit. Jedes Loch, jeder Wirbel konnte ein Versteck für Großonkel Joseph darstellen. Wimsey blickte unentschlossen hierhin und dahin – dann wandte er sich plötzlich an Jock.
    «Wo ist denn hier die nächste Landzunge, an der für gewöhnlich allerlei angespült wird?» fragte er.
    «Hm, tja – da wäre der Battery Pool, ungefähr ’ne Meile flußabwärts. Da findet man manchmal Sachen, die angespült werden. Hm. Ja. Da ist’n Tümpel und ein bißchen Sand, wo der Fluß ’ne Biegung macht. Da finden wir es vielleicht. Vielleicht aber auch nicht. Ich kann nichts versprechen.»
    «Sehen wir dort jedenfalls mal nach.»
    Macpherson, der von der Aussicht, den ganzen Fluß abzusuchen, von vornherein nicht erbaut gewesen war, sprang auf diese Idee sofort an.
    «Das ist mal ein guter Gedanke. Wenn wir mit dem Wagen bis kurz vor Gatehouse fahren, brauchen wir nur noch über zwei Wiesen zu gehen.»
    Der Wagen stand noch vor der Tür. Der Fahrer genoß die Gastlichkeit des Cottages. Sie eisten ihn von Maggies Teebrötchen los und fuhren in Richtung Gatehouse.
    «Die Möwen dort scheinen mit irgend etwas schwer beschäftigt zu sein», sagte Wimsey, als sie die zweite Wiese überquerten. Die weißen Schwingen segelten in immer engeren Kreisen über dem gelben Sand dahin. Der Wind trug ihre heiseren Schreie fort. Wimsey zeigte stumm mit der Hand auf eine Stelle im Sand. Dort lag irgend etwas Längliches, Unansehnliches, etwa wie ein verschmutzter Geldstrumpf. Die Möwen stiegen entrüstet höher und krächzten die Störenfriede an. Wimsey lief voran, bückte sich, richtete sich wieder auf und ließ den langen Sack von der ausgestreckten Hand herunterbaumeln.
    «Großonkel Joseph, nehme ich an», sagte er und lüftete mit altmodischer Höflichkeit den Hut.
    «Die Möwen haben ein bißchen drrran herumgez’upft», sagte Jock. «Wird ihnen zu zäh gewesen sein. Nee, viel haben sie damit nicht

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