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Wimsey 04 - Der Mann mit dem Kuperfingern

Wimsey 04 - Der Mann mit dem Kuperfingern

Titel: Wimsey 04 - Der Mann mit dem Kuperfingern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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angestellt.»
    «Wollen Sie es nicht öffnen?» fragte Macpherson ungeduldig.
    «Nicht hier», sagte Wimsey. «Wir könnten womöglich etwas verlieren.» Er warf das Ding in Jocks Fischreuse. «Wir wollen es zuerst nach Hause bringen und Robert zeigen.»
    Robert empfing sie mit schlecht verhohlener Wut.
    «Wir waren ein bißchen angeln», sagte Wimsey fröhlich. «Sehen Sie sich mal unser hübsches kleines Fischchen an.» Er wog den Fund in der Hand. «Was ist denn in diesem Fischchen wohl drin, Mr. Ferguson?»
    «Ich habe nicht die leiseste Ahnung», sagte Robert.
    «Warum haben Sie denn dann danach geangelt?» fragte Wimsey liebenswürdig. «Mac, haben Sie mal ein Skalpell hier?»
    «Ja – hier. Schnell.»
    «Ich überlasse es Ihnen. Seien Sie vorsichtig. Ich würde mit dem Magen beginnen.»
    Macpherson legte Großonkel Joseph auf den Tisch und schlitzte ihn mit geübter Hand auf.
    «Gott sei uns gnädig!» rief Maggie, die ihm über die Schulter schaute. «Was ist denn das wohl?»
    Wimsey schob vorsichtig Daumen und Zeigefinger in Onkel Josephs Höhlungen. «Eins – zwei – drei.» Die Steine funkelten wie Feuer, als er sie auf den Tisch legte. «Sieben – acht – neun. Das scheinen alle zu sein. Suchen Sie noch mal ein Stückchen weiter unten, Mac.»
    Sprachlos vor Verblüffung sezierte Macpherson sein Erbe.
    «Zehn – elf», zählte Wimsey. «Ich fürchte, die Möwen haben Nummer zwölf verschluckt. Tut mir leid, Mac.»
    «Aber wie sind die da hineingekommen?» fragte Robert mit dummem Gesicht.
    «Kleinigkeit. Großonkel Joseph hat sein Testament gemacht, dann die Diamanten geschluckt –»
    «Der muß ja ein großer Pillenschlucker gewesen sein», meinte Maggie anerkennend.
    «– und ist aus dem Fenster gehüpft. Das war jedem, der das Testament gelesen hatte, sonnenklar. Er hat Ihnen doch gesagt, Mac, daß er Ihnen seinen Magen für Ihr Studium vermacht.»
    Ein tiefes Stöhnen entrang sich Robert Ferguson.
    «Ich wußte, daß da was drin war», sagte er. «Darum bin ich ja hingegangen und hab mir das Testament noch einmal angesehen. Und als ich Sie dort sah, wußte ich, daß ich richtig vermutet hatte. (Dieses verdammte Bein!) Aber ich habe mir keinen Augenblick vorgestellt –»
    Sein Blicke verschlangen gierig die Diamanten.
    «Und was sind diese Steinchen so wert?» erkundigte sich Jock.
    «Rund siebentausend Pfund das Stück, jeder für sich. Zusammen aber viel mehr.»
    «Der Alte war verrückt!» zischte Robert wütend. «Ich werde das Testament anfechten.»
    «Das glaube ich nicht», sagte Wimsey. «Es gibt nämlich einen Straftatbestand namens Einbruchsdiebstahl.»
    «Mein Gott!» sagte Macpherson, indem er die Steine wie im Traum befühlte. «Mein Gott!»
    «Siebentausend Pfund», sagte Jock. «Hab ich Sie richtig verstanden, Sir, daß da jetzt so ’ne Möwe mit siebentausend Pfund im Kropf rrrumfliegt? Mein Gott, das darrrf man sich nicht vorstellen! Guten Tag, meine Herren. Ich geh mal eben zu Jimmy McTaggart rrrüber und frrrag ihn, ob er mir nicht mal seine Flinte leiht.»

12
Das gefährliche Abenteuer in Ali Babas Höhle
    Im Vorderzimmer eines düsteren, schmalen Hauses in Lambeth saß ein Mann und blätterte in der Morning Post, während er seinen Räucherhering verzehrte. Er war nicht besonders groß, mager, hatte braunes, etwas zu regelmäßig gewelltes Haar und einen kräftigen, spitz gestutzten braunen Bart. Sein marineblauer Zweireiher mit passenden Socken, Krawatte und Taschentuch war ein wenig zu akkurat, um von wirklich gutem Geschmack zu zeugen, und die braunen Schuhe waren eine Idee zu hell. Er sah nicht aus wie ein Gentleman, nicht einmal wie eines Gentlemans Kammerdiener, und doch ließ etwas in seiner Art darauf schließen, daß ihm die Lebensart guter Häuser nicht fremd war. Sein eigenhändig gedeckter Frühstückstisch war mit einer Liebe zum Detail arrangiert, wie sie gut erzogenen Domestiken eigen ist, und die Art, wie er zum Serviertischchen ging und sich eine Schinkenplatte zurechtschnitt, war die Art eines gehobenen Butlers. Aber für einen zur Ruhe gesetzten Butler war er nicht alt genug. Ein Hausdiener vielleicht, der an eine Erbschaft gekommen war.
    Er verzehrte seinen Schinken mit gutem Appetit, und während er seinen Kaffee schlürfte, las er noch einmal aufmerksam die Zeitungsmeldung durch, die er vorhin schon gesehen und sich zum eingehenderen Studium vorgemerkt hatte:
    LORD PETER WIMSEYS TESTAMENT
Diener bedacht
    £ 10.000 für wohltätige Zwecke
    «Das

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