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Wimsey 04 - Der Mann mit dem Kuperfingern

Wimsey 04 - Der Mann mit dem Kuperfingern

Titel: Wimsey 04 - Der Mann mit dem Kuperfingern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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solche Arbeiten nur von Experten machen. Sie brauchen uns nur zu sagen, wo das Zeug ist und wie man herankommt. Den Rest besorgt die Gesellschaft. Eine prima Organisation, das kann ich Ihnen sagen. Sie werden nicht einmal wissen, wer es macht und wie es gemacht wird. Sie kennen niemanden, und niemand kennt Sie – außer Nummer Eins natürlich. Der kennt jeden.»
    «Und Sie», sagte Rogers.
    «Und ich, klar. Aber ich werde in einen anderen Bezirk versetzt. Wir werden uns ab heute nie mehr begegnen, außer bei den Generalversammlungen, und da tragen wir alle Masken.»
    «Das gibt’s doch nicht!» sagte Rogers ungläubig.
    «Tatsache. Man wird Sie zu Nummer Eins bringen – er wird Sie sehen, aber Sie ihn nicht. Wenn er dann findet, daß Sie zu gebrauchen sind, werden Sie aufgenommen, und dann bekommen Sie gesagt, wo Sie Ihre Informationen abliefern sollen. Alle vierzehn Tage ist eine Bezirksversammlung, und alle drei Monate eine Generalversammlung, wo der Erlös verteilt wird. Jeder wird mit seiner Nummer aufgerufen und kriegt seinen Anteil auf die Hand. Das ist alles.»
    «Na ja, aber wenn nun zwei Leute zusammen auf eine Sache angesetzt werden?»
    «Wenn sich das bei Tag abspielt, sind sie so verkleidet, daß ihre eigenen Mütter sie nicht wiedererkennen würden. Aber die meiste Arbeit wird ja nachts gemacht.»
    «Aha. Aber sagen Sie mal – wie kann man denn jemanden daran hindern, mir auf dem Heimweg nachzugehen und mich der Polizei zu verraten?»
    «Das kann man natürlich nicht verhindern. Ich würde es allerdings auch keinem empfehlen. Den letzten, der auf diese kluge Idee gekommen ist, hat man bei Rotherhithe aus der Themse gefischt, bevor er noch Zeit hatte, sein Wissen an den Mann zu bringen. Nummer Eins kennt eben jeden.»
    «Oh! Und wer ist Nummer Eins?»
    «Eine Menge Leute würden was darum geben, wenn sie das wüßten.»
    «Weiß es denn keiner?»
    «Keiner. Nummer Eins ist das reinste Wundertier. Jedenfalls ist er ein Gentleman, soviel kann ich Ihnen sagen, und nach seiner ganzen Art muß er sogar aus den höchsten Kreisen sein. Und Augen hat er überall am Kopf. Und sein Arm reicht von hier bis nach Australien. Aber keiner weiß was über ihn, höchstens Nummer Zwei, und nicht mal bei ihr bin ich da sicher.»
    «Machen da etwa auch Frauen mit?»
    «Darauf können Sie Gift nehmen. Ohne Frauen geht doch heute gar nichts mehr. Aber deswegen brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen. Die Frauen sind schon in Ordnung. Die wollen so wenig im Kittchen landen wie Sie und ich.»
    «Aber noch eins, Jukes – wie sieht es mit dem Geld aus? Man geht doch ein großes Risiko ein. Ist es das wert?»
    «Wert?» Jukes beugte sich über die Marmorplatte des Tischchens und flüsterte.
    «Hui!» entfuhr es Rogers. «Und wieviel davon würde zum Beispiel ich bekommen?»
    «Sie bekommen den gleichen Anteil wie alle andern, ob Sie an dem betreffenden Ding beteiligt waren oder nicht. Wir sind fünfzig Mitglieder, also würden Sie genau den fünfzigsten Teil kriegen, genau wie Nummer Eins und genau wie ich.»
    «Wirklich? Nehmen Sie mich auch nicht auf den Arm?»
    «Hand aufs Herz.» Jukes lachte. «Haben Sie was Besseres zu bieten? So was ist einfach noch nie dagewesen. Das größte Ding, das es je gegeben hat. Unsere Nummer Eins ist wirklich ein großer Mann.»
    «Und Sie drehen viele Dinger?»
    «Viele? Hören Sie mal, erinnern Sie sich vielleicht an das Carruthers-Kollier, und an den Bankraub von Gorleston? Und an den Einbruch von Faversham? Und an den Rubens, der aus der Nationalgalerie verschwand? Und die Frensham-Perlen? War alles die Gesellschaft. Und nichts davon aufgeklärt.»
    Rogers leckte sich die Lippen.
    «Aber hören Sie», wandte er vorsichtig ein. «Wenn ich nun sozusagen ein Spion wäre, und wenn ich jetzt schnurstracks zur Polizei ginge und ihr alles sagte, was Sie mir eben erzählt haben …?»
    «Ha!» rief Jukes. «Na, was dann wohl? Stellen Sie sich doch mal vor, Ihnen passiert auf dem Weg dahin was ganz Häßliches, he – womit ich, wohlgemerkt, überhaupt nichts zu tun hätte –»
    «Wollen Sie damit sagen, daß Sie mich beobachten lassen?»
    «Darauf können Sie zentnerweise Gift nehmen. Jawohl. Und wenn Ihnen unterwegs nichts passieren sollte, und Sie kämen mit den Polypen hierher, um meine Wenigkeit hopps zu nehmen –»
    «Ja?»
    «Sie würden mich einfach nicht finden. Ich wäre nämlich längst bei Nummer Fünf gewesen.»
    «Und wer ist Nummer Fünf?»
    «Ah, das weiß ich nicht. Aber er ist

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