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Wimsey 04 - Der Mann mit dem Kuperfingern

Wimsey 04 - Der Mann mit dem Kuperfingern

Titel: Wimsey 04 - Der Mann mit dem Kuperfingern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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Testament Lord Peter Wimseys, der im Dezember letzten Jahres auf der Großwildjagd in Tanganjika ums Leben kam, wurde gestern mit einer Gesamtsumme von £ 500.000 beglaubigt. Verschiedenen wohltätigen Organisationen wurden darin insgesamt £ 10.000 vermacht, unter anderem (hier folgte eine Aufzählung der einzelnen Vermächtnisse). Sein Diener Mervyn Bunter bekam eine Leibrente von jährlich £ 500 sowie die Nutzung der Wohnung des Erblassers am Piccadilly zugesprochen. (Es folgte eine Reihe kleinerer persönlicher Zuwendungen.) Das übrige Vermögen, darunter die wertvolle Bücher- und Gemäldesammlung in der Wohnung des Verstorbenen, fiel an seine Mutter, die Herzoginwitwe von Denver.
    Lord Peter Wimsey war bei seinem Tode 37 Jahre alt. Er war der jüngere Bruder des derzeitigen Herzogs von Denver, eines der wohlhabendsten Peers im Vereinigten Königreich. Lord Peter genoß einen ausgezeichneten Ruf als Kriminologe und hatte aktiven Anteil an der Aufklärung zahlreicher berühmter Verbrechen. Er war ein bekannter Büchersammler und Lebemann.»
    Der Mann gab einen Seufzer der Erleichterung von sich. «Kein Zweifel mehr möglich», sagte er laut. «Die Leute ver schenken ihr Geld nicht, wenn sie die Absicht haben, wiederzukommen. Der Kerl ist tot und begraben, das steht fest.
    Und ich bin frei.»
    Er trank seinen Kaffee aus, räumte den Tisch ab, wusch das Geschirr, nahm seine Melone vom Hutständer und verließ das Haus.
    Ein Omnibus brachte ihn nach Bermondsy. Dort stieg er aus und stürzte sich in ein Gewirr düsterer Sträßchen, und nach einer Viertelstunde Fußmarsch erreichte er eine zwielichtig aussehende Kneipe in einem verrufenen Viertel. Er trat ein und bestellte sich einen doppelten Whisky.
    Die Kneipe hatte eben erst geöffnet, und doch drängte sich schon eine Anzahl Gäste, die offenbar vor der Tür gestanden und auf das ersehnte Ereignis gewartet hatte, an der Theke. Der Mann mit dem Gehabe des Hausdieners griff nach seinem Glas, wobei er einem geckenhaften Menschen im Glencheckanzug und geschmackloser Krawatte gegen den Ellbogen stieß.
    «He!» empörte sich der Stutzer. «Was soll das? Ihresgleichen können wir hier nicht brauchen. Raus!»
    Er unterstrich die Aufforderung mit ein paar blumigen Ausdrücken und einem kräftigen Stoß vor die Brust.
    «Die Bar ist für alle da, oder?» versetzte der andere, indem er den Schubs mit Zinsen zurückzahlte.
    «Na, na!» rief die Bardame. «So was gibt’s hier nicht. Der Herr hat das nicht mit Absicht getan, Mr. Jukes.»
    «Hat er nicht?» rief Mr. Jukes. «Aber ich .»
    «Dafür sollten Sie sich auch was schämen», sagte die junge Dame mit zurückgeworfenem Kopf. «Ich will hier keine Schlägerei in meiner Bar – schon gar nicht so früh am Morgen.»
    «Es war wirklich nur ein Mißgeschick», sagte der Mann aus Lambeth. «Ich pflege in den besten Häusern zu verkehren und bin kein Freund von Händeln. Aber wenn einer es unbedingt darauf anlegt –»
    «Schon gut, schon gut», sagte Mr. Jukes, jetzt etwas friedfertiger. «Ich will Ihnen ja auch nicht unbedingt ein neues Gesicht verpassen – obwohl das ja eigentlich nur zu Ihrem Vorteil sein könnte. Passen Sie nächstes Mal ein bißchen besser auf, ja? Was trinken Sie?»
    «Nein, nein», protestierte der andere, «das geht auf mich. Tut mir leid, daß ich Sie gestoßen habe. War keine Absicht. Ich kann’s nur nicht leiden, wenn man mir komisch kommt.»
    «Reden wir nicht mehr davon», sagte Mr. Jukes großmütig.
    «Ich bezahle das. Noch einen doppelten Whisky, Miss, und das Übliche. Kommen Sie mit da drüben hin, da ist es nicht so voll. Sonst kriegen Sie hier womöglich wieder Scherereien.»
    Er führte den andern an ein Tischchen in einer Ecke der Schankstube.
    «Alles klar», sagte Mr. Jukes. «Gut gemacht. Ich glaube zwar nicht, daß es hier gefährlich ist, aber man kann nicht vorsichtig genug sein. Also, wie steht’s, Rogers? Haben Sie sich entschieden, ob Sie bei uns mitmachen?»
    «Ja», sagte Rogers mit einem Blick über die Schulter. «Ja. Das heißt, wenn kein Haar in der Suppe ist. Ich will mir keinen Ärger einhandeln und mag mich auf keine gefährlichen Spielchen einlassen. Informationen können Sie gern von mir haben, aber es ist hoffentlich klar, daß ich mich an dem, was da vorgeht, nicht aktiv beteilige. Verstanden?»
    «Daran dürften Sie sich gar nicht aktiv beteiligen, selbst wenn Sie wollten», sagte Mr. Jukes. «Wo denken Sie hin, Sie kleines Würstchen – Nummer Eins läßt

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