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Wimsey 04 - Der Mann mit dem Kuperfingern

Wimsey 04 - Der Mann mit dem Kuperfingern

Titel: Wimsey 04 - Der Mann mit dem Kuperfingern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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sehe, daß die Falle, die Sie mir da gestellt haben, zugeschnappt ist.»
    «Ich glaube, meine Herren», sagte Wimsey, «daß ich die Angelegenheit ohne großes Aufsehen zu aller Zufriedenheit aus der Welt schaffen kann, wenn ich mit Melville kurz in seinem Zimmer unter vier Augen sprechen darf.»
    «Er muß seinen Abschied einreichen», grollte der Oberst.
    «Ich werde mit ihm in diesem Sinne reden», sagte Wimsey.
    «Können wir für ein paar Minuten in Ihr Zimmer gehen, Melville?»
    Mit düsterer Stirn ging der junge Soldat voran. Sowie er mit Wimsey allein war, fuhr er ihn wütend an.
    «Was haben Sie im Sinn? Was wollen Sie mit dieser ungeheuerlichen Anschuldigung erreichen? Ich werde Sie wegen Verleumdung verklagen!»
    «Tun Sie das nur», antwortete Wimsey kühl, «wenn Sie meinen, daß irgend jemand Ihnen glauben wird.»
    Er zündete sich eine Zigarette an und musterte gelassen den erzürnten jungen Mann.
    «Sagen Sie mir jedenfalls, was das zu bedeuten hat!»
    «Das hat ganz einfach zu bedeuten», entgegnete Wimsey, «daß Sie, ein Offizier und Mitglied dieses Clubs, beim Kartenspiel um Geld auf frischer Tat beim Betrügen ertappt worden sind, und Sir Impey Biggs, Oberst Marchbanks und ich können das bezeugen. Nun schlage ich Ihnen, Hauptmann Melville, als die beste Lösung vor, daß Sie mir Mrs. Ruyslaenders Kollier und das Porträt anvertrauen und sich unauffällig aus dieser Hallen strahlendem Glanz entfernen – und kein Hahn kräht mehr danach.»
    Melville sprang auf.
    «Mein Gott!» rief er. «Jetzt verstehe ich. Das ist Erpressung!»
    «Sie dürfen es sicherlich Erpressung nennen, und Diebstahl dazu», meinte Lord Peter achselzuckend. «Aber wozu diese häßlichen Wörter? Sie sehen doch, daß ich fünf Asse in der Hand habe. Also legen Sie besser Ihre Karten weg.»
    «Und wenn ich sage, daß ich von den Diamanten noch nie gehört habe?»
    «Dazu ist es wohl jetzt ein bißchen spät, wie?» versetzte Wimsey liebenswürdig. «Aber in diesem Falle müßten wir, so schrecklich leid es mir täte, die Sache von heute abend doch noch an die große Glocke hängen.»
    «Zum Henker mit Ihnen», knurrte Melville, «Sie feixender Satan.»
    Er entblößte seine sämtlichen weißen Zähne und duckte sich wie zum Sprung. Wimsey wartete gelassen, die Hände in den Taschen.
    Der Angriff blieb aus. Mit einer wütenden Gebärde zog Melville seine Schlüssel heraus und schloß sein Toilettenköfferchen auf.
    «Da, nehmen Sie», grollte er, indem er ein kleines Päckchen auf den Tisch warf. «Sie haben mich in der Hand. Nehmen Sie und scheren Sie sich damit zum Teufel.»
    «Letzten Endes ja – warum nicht gleich?» murmelte Seine Lordschaft. «Heißen Dank. Bin nämlich ein friedliebender Mensch – kann Unannehmlichkeiten und dergleichen nicht leiden.» Er betrachtete eingehend seine Beute und ließ die Steine fachmännisch durch die Finger gleiten. Beim Anblick des Porträts spitzte er die Lippen. «O ja», flüsterte er, «das hätte Krach gegeben.» Er wickelte alles wieder ein und steckte das Päckchen in die Tasche.
    «Also, dann gute Nacht, Melville – und vielen Dank für das schöne Spielchen.»
    «Hören Sie mal, Biggs», sagte Wimsey, als er ins Kartenzimmer zurückkam, «Sie haben doch viel Erfahrung. Was für Maßnahmen halten Sie im Umgang mit einem Erpresser für gerechtfertigt?»
    «Ha!» machte der Kronanwalt. «Da haben Sie den Finger genau auf den wunden Punkt dieser Gesellschaft gelegt, wo die Gesetze machtlos sind. Als Mensch kann ich nur sagen, es gibt nichts, was so ein Unhold nicht verdient. Dieses Verbrechen ist grausamer und in seinen Folgen unendlich schlimmer noch als Mord. Als Jurist sage ich, daß ich es bisher immer konsequent abgelehnt habe, einen Erpresser zu verteidigen oder gegen irgendeinen armen Teufel, der seinen Peiniger aus dem Weg geräumt hat, die Anklage zu vertreten.»
    «Hm», antwortete Wimsey. «Und was sagen Sie, Oberst?» «Ein solcher Mensch ist Ungeziefer», erklärte der kleine Krieger mannhaft. «Erschießen ist zu gut für ihn. Ich habe mal einen Mann gekannt – war sogar ein guter persönlicher Freund von mir – zu Tode gehetzt – hat sich eine Kugel in den Kopf gejagt. Rede nicht gern darüber.»
    «Ich möchte Ihnen etwas zeigen», sagte Wimsey.
    Er sammelte die Spielkarten ein, die noch auf dem Tisch lagen, und legte sie zusammen.
    «Nehmen Sie mal, Oberst, und legen Sie den Packen verdeckt auf den Tisch. Recht so. Jetzt heben Sie als erstes bei der

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