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Wimsey 04 - Der Mann mit dem Kuperfingern

Wimsey 04 - Der Mann mit dem Kuperfingern

Titel: Wimsey 04 - Der Mann mit dem Kuperfingern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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furchtbaren Krach hörte. Drinnen brüllten Leute herum und hämmerten gegen die Tür. Er rief also Grinch, und wie sie durch das kleine Fenster sahen, bitte sehr, da waren es Hubbard und der junge Rawlinson, die da herumtobten und gotteslästerlich fluchten. Offenbar waren sie genau auf die gleiche Weise überfallen worden, aber schon bevor sie in die Kirche kamen. Rawlinson hatte, soweit ich verstanden habe, den Abend bei Hubbard verbracht, und sie hatten ein paar Stunden unten in der Bar geschlafen, um das Haus nicht zu früh zu wecken – sagen sie zumindest, aber wenn die Wahrheit an den Tag käme, möchte ich behaupten, daß sie gezecht haben; und wenn das Hancocks Vorstellung von einer geziemenden Vorbereitung auf Kirchenbesuch und Beten ist, kann ich nur sagen, meine ist das nicht. Jedenfalls sind sie dann kurz vor vier aufgebrochen, Hubbard auf dem Gepäckträger von Rawlinsons Motorrad. Sie mußten am Südportal absteigen, weil es zugedrückt war, und während Rawlinson sein Motorrad den Weg hinaufschob, sprangen zwischen den Bäumen plötzlich zwei oder drei Mann hervor – so genau konnten sie das nicht sehen. Es gab ein Handgemenge, aber wegen des Motorrads und infolge ihrer Überraschung konnten sie sich nicht gut wehren, und die Männer hatten ihnen Decken über die Köpfe geworfen oder irgend so etwas. Im einzelnen weiß ich das nicht so genau. Jedenfalls wurden sie in den Heizungskeller verfrachtet und dort zurückgelassen. Meines Wissens sind sie da vielleicht noch immer, falls der Schlüssel nicht inzwischen gefunden wurde. Es müßte eigentlich noch ein Zweitschlüssel da sein, aber was aus dem geworden ist, weiß ich nicht. Sie haben heute morgen danach geschickt, aber ich habe ihn schon lange nirgends mehr gesehen.»
    «Dann steckte er diesmal also nicht im Schloß?»
    «Nein, sie mußten nach dem Schlosser schicken. Ich gehe jetzt mal hin, um zu sehen, was inzwischen unternommen wurde. Möchten Sie mitkommen, wenn Sie fertig sind?»
    Wimsey bejahte. Wenn es irgendwo ein Problem gab, war er immer Feuer und Flamme.
    «Sie sind ziemlich spät wiedergekommen», meinte Mr. Frobisher-Pym leutselig, als sie aus dem Haus traten. «Haben wohl die alten Zeiten hochleben lassen, wie?»
    «Allerdings», sagte Wimsey.
    «Hoffentlich hat die alte Mähre Sie so getragen, wie sich’s gehört. Ein einsames Stück Straße, was? Aber Sie sind wohl niemand Schlimmerem als sich selbst begegnet, wie man so sagt?»
    «Nur einem Polizisten», log Wimsey. Er war wegen der Geisterkutsche noch nicht ganz mit sich im reinen. Zweifellos würde Plunkett sehr erleichtert sein, wenn er erführe, daß er nicht der einzige war, der eine «Warnung» erhalten hatte. Aber – war es denn wirklich die Geisterkutsche gewesen oder nur eine Täuschung, hervorgerufen durch den Whisky und die Erinnerung? Im kalten Licht des Tages war Wimsey sich da nicht mehr so sicher.
    Als der Friedensrichter und sein Gast bei der Kirche ankamen, hatte sich dort schon ein kleiner Menschenauflauf gebildet, in dem besonders der Pfarrer auffiel, der in Priesterrock und Birett wild herumgestikulierte, sowie der Polizist, der seinen Uniformrock schief zusammengeknöpft hatte und in seiner würdevollen Haltung stark beeinträchtigt wurde durch die Dorfjugend, die sich um seine Beine drängte. Er hatte soeben die Aussagen der beiden aus dem Heizungskeller befreiten Männer aufgenommen. Der jüngere von diesen beiden, ein gesund und frech aussehender Bursche von etwa fünfundzwanzig Jahren, war gerade dabei, sein Motorrad zu starten. Er grüßte Mr. Frobisher-Pym freundlich. «Schätze, wir haben uns ganz schön blamiert, Sir. Aber Sie entschuldigen mich, ja? Muß zurück nach Herriotting. Mr. Graham wird sich nicht gerade freuen, wenn ich zu spät zur Arbeit komme. Ich denke, da haben sich ein paar so Schlauberger einen Spaß auf unsere Kosten erlaubt.» Er grinste, während er den Gashebel herumwarf und in einer ganz und gar unnötigen Qualmwolke, die Mr. Frobisher-Pym niesen machte, davonknatterte. Sein Leidensgefährte, ein großer, dicker Mann, im Aussehen ganz der vergnügte Schankwirt, der er war, grinste den Friedensrichter verlegen an.
    «Also, Hubbard», sagte letzterer, «hoffentlich hat Ihr Abenteuer Ihnen Spaß gemacht. Ich muß schon sagen, daß es mich ein bißchen wundert, wenn ein großer, starker Mann wie Sie sich so einfach in den Kohlenkeller sperren läßt wie ein ungezogener Bengel.»
    «Ja, Sir, ich war ja selbst ganz verdattert»,

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