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Wimsey 04 - Der Mann mit dem Kuperfingern

Wimsey 04 - Der Mann mit dem Kuperfingern

Titel: Wimsey 04 - Der Mann mit dem Kuperfingern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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«Schönes altes Haus, aber es zu erhalten kostet einiges Geld. Ist noch nichts von dem Testament aufgetaucht, Mr. Burdock?»
    «Bisher überhaupt nichts», antwortete Haviland. «Das ist schon merkwürdig, denn Mr. Graham – das ist sein Anwalt, Lord Peter – hat mit Sicherheit eins aufgesetzt, und zwar kurz nach dem unglücklichen Zerwürfnis des armen Martin mit unserm Vater. Er erinnert sich noch genau daran.»
    «Weiß er denn nicht mehr, was darin steht?»
    «Er wird es wohl wissen, aber er hält es für einen Verstoß gegen die guten Sitten, darüber zu sprechen. Er ist noch einer vom alten Schrot und Korn. Der arme Martin hat ihn immer einen alten Gauner genannt – aber er war mit Martin ja auch nicht so recht einverstanden, und da war Martin natürlich nicht ganz unvoreingenommen. Und außerdem ist das ja alles, wie Mr. Graham richtig sagt, Jahre her, und es wäre ohne weiteres denkbar, daß der alte Herr das Testament später vernichtet oder in Amerika sogar ein neues aufgesetzt hat.»
    «Der ‹arme Martin› scheint ja hier nicht eben beliebt gewesen zu sein», meinte Wimsey zu Mr. Frobisher-Pym, als sie sich von den Burdocks verabschiedet hatten und auf dem Heimweg waren.
    «N-nein», sagte der Friedensrichter. «Jedenfalls nicht bei Graham. Ich persönlich mochte den Jungen eigentlich recht gern, obwohl er ein kleiner Bruder Leichtsinn war. Ich nehme an, daß er mit der Zeit etwas reifer geworden ist – und mit der Ehe. Schon komisch, daß sie das Testament nicht finden. Aber wenn es zur Zeit des Krachs abgefaßt wurde, ist es bestimmt zu Havilands Gunsten.»
    «Ich glaube jedenfalls, daß Haviland das glaubt», sagte Wimsey. «Seine ganze Art strömte so etwas wie sittsame Befriedigung aus. Wahrscheinlich hat der diskrete Graham ziemlich klar zum Ausdruck gebracht, daß der Vorteil nicht auf Seiten des unaussprechlichen Martin liegt.»
    Der darauffolgende Morgen war schön, und Wimsey, der in Little Doddering war, um Ruhe und frische Luft zu genießen, bat noch einmal um Polly Flinders. Sein Gastgeber tat ihm den Gefallen gern und bedauerte nur, daß er ihn nicht begleiten könne, da er an einer Sitzung des Stiftungsrats für das Armenhaus teilnehmen müsse.
    «Aber Sie könnten sich auf der Allmende einmal so richtig austoben», schlug er vor. «Sie reiten nach Petering Friars, biegen ab über die Allmende, bis Sie zum Totenpfahl kommen, und kehren über die Straße nach Frimpton zurück. Das gibt einen schönen Rundritt – ungefähr neunzehn Meilen. Dann sind Sie, wenn Sie es gemächlich angehen, zum Mittagessen gut wieder zurück.»
    Wimsey ging auf den Plan ein – um so bereitwilliger, als er mit seinem eigenen stillen Vorhaben voll und ganz übereinstimmte. Er hatte einen bestimmten Grund, warum er die Straße nach Frimpton auch einmal bei Tageslicht sehen wollte.
    «Aber seien Sie vorsichtig am Totenpfahl», meinte Mrs. Frobisher-Pym besorgt. «Die Pferde scheuen häufig davor. Ich weiß auch nicht, warum. Die Leute sagen natürlich –»
    «Alles Unsinn», erklärte ihr Gatte. «Die Dorfbewohner haben etwas gegen diese Stelle, und das macht die Pferde nervös. Es ist schon erstaunlich, wie sich die Gefühle des Reiters auf sein Reittier übertragen. Ich hatte am Totenpfahl noch nie Schwierigkeiten.»
    Es war ein ruhiger und selbst im November hübscher Weg nach Petering Friars. Wimsey fühlte sich so richtig wohl, während er in der Wintersonne über die gewundenen Feldwege von Essex dahinzuckelte. Ein scharfer Galopp über die Allmende ließ seine Stimmung himmelhoch fliegen. Den Totenpfahl und seinen unheimlichen Ruf hatte er schon ganz vergessen, als ein heftiges Erschrecken und Scheuen, das ihn beinahe aus dem Sattel warf, ihn gewaltsam in die Wirklichkeit zurückrief. Mit einiger Mühe brachte er Polly Flinders wieder unter Kontrolle und zum Stehen.
    Er hatte, einem beiderseits von Farn und Ginster gesäumten Reitweg folgend, den höchsten Punkt der Gemeindewiese erreicht. Ein Stückchen weiter vorn schien ein anderer Reitweg einzumünden, und genau dort, wo die beiden Wege zusammentrafen, stand etwas, was er zunächst für einen verfallenen Wegweiser hielt. Der Pfosten war allerdings für einen Wegweiser etwas zu kurz und dick und hatte auch keine Schilder. Dafür schien er aber auf der ihm zugewandten Seite eine Inschrift zu tragen.
    Er beruhigte die Stute und drängte sie sanft auf den Pfosten zu. Sie machte ein paar zögernde Schritte, dann versuchte sie schnaubend und zitternd

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