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Wimsey 04 - Der Mann mit dem Kuperfingern

Wimsey 04 - Der Mann mit dem Kuperfingern

Titel: Wimsey 04 - Der Mann mit dem Kuperfingern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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und aufessen. Solches tun sie auch mit jüngeren Personen, wenn sie von einer schlimmen Krankheit befallen sind.» «Haha!» rief Mr. Ffolliott. «Das war aber nicht nett gegenüber den armen Kannibalen. So bekamen sie immer nur zähes altes oder krankes Fleisch zu essen.»
    «Diese Inselbewohner scheinen einen ausgesprochen fortschrittlichen Geschäftssinn gehabt zu haben», pflichtete Seine Lordschaft ihm bei.
    Der Vicomte war ganz verzaubert.
    «Das Buch gefällt mir», sagte er; «kann ich es bitte von meinem Taschengeld kaufen?»
    Schon wieder ein Problem für arme Onkel, dachte Lord Peter und rief sich eilig in Erinnerung, was er über die Cosmographia noch alles wußte, um sicherzugehen, daß die Illustrationen nur ja nichts Anstößiges enthielten, denn er kannte die strengen Grundsätze der Herzogin. Es fiel ihm jedoch nur ein Bild ein, das ein bißchen gewagt war, und die Chancen standen ganz gut, daß die Herzogin nicht gleich darauf stoßen würde.
    «Hm», machte er bedächtig, «ich an deiner Stelle wäre schon geneigt, es zu kaufen. Es ist, wie Mr. Ffolliott dir in seiner Ehrlichkeit gesagt hat, nicht mehr gut erhalten – sonst wäre es natürlich auch ungemein wertvoll; aber abgesehen von den fehlenden Blättern ist es ein sehr hübsches, sauberes Exemplar und sollte dir jedenfalls fünf Shilling wert sein, wenn du mit dem Gedanken spielst, dir eine Sammlung zuzulegen.» Bis zu diesem Augenblick hatten die Kannibalen es dem Vicomte zweifellos mehr angetan gehabt als der Zustand der Buchränder, aber die Vorstellung, im nächsten Schuljahr als Sammler seltener Buchausgaben aufzutreten, hatte jetzt etwas unbestreitbar Anziehendes.
    «Von den andern Jungen sammelt keiner Bücher», sagte er. «Die sammeln meist Briefmarken. Ich finde Briefmarken ziemlich gewöhnlich, du nicht auch, Onkel Peter? Ich hab mir schon überlegt, ob ich sie nicht aufstecken soll. Mr. Porter, der bei uns Geschichte gibt, hat eine ganze Menge Bücher, wie du, und er spielt prima Fußball.»
    Lord Peter interpretierte die Anspielung auf Mr. Porter durchaus richtig und äußerte sich dahingehend, daß Büchersammeln eine sehr wohl männliche Beschäftigung sein könne. Mädchen täten das so gut wie nie, sagte er, weil man dafür soviel über Jahreszahlen, Typographie und andere technische Dinge lernen müsse, die einen männlichen Verstand erforderten.
    «Außerdem», fuhr er fort, «ist es ja schon ein sehr interessantes Buch an sich, das sich durchaus zu lesen lohnt.»
    «Dann möchte ich es bitte kaufen», sagte der Vicomte und errötete ein wenig ob dieses bedeutenden Geschäftsabschlusses, denn die Herzogin fand es nicht erstrebenswert, daß kleine Jungen allzu verschwenderisch mit dem Geld umgingen, und hielt ihn mit dem Taschengeld entsprechend kurz.
    Mr. Ffolliott verneigte sich und trug die Cosmographia fort, um sie einzupacken.
    «Bist du auch flüssig?» erkundigte Lord Peter sich taktvoll.
    «Oder kann ich dir momentan unter die Arme greifen?»
    «Nein, danke, Onkel Peter; ich habe noch die halbe Krone von Tante Mary und vier Shilling von meinem Taschengeld, weil ich doch für unsern Klassenrummel gespart hatte, und der ist ja nun durch die Masern ins Wasser gefallen.»
    Nachdem die Transaktion auf diese standesgemäße Weise getätigt war und der angehende Bibliophile den dicken, eckigen Band unverzüglich in seine persönliche Obhut genommen hatte, wurde ein Taxi gechartert, das die Cosmographia durch die üblichen Verkehrsstauungen zum Piccadilly 110a brachte.
    «Und wer ist bitte Mr. Wilberforce Pope, Bunter?»
    «Ich glaube nicht, daß wir den Herrn kennen, Mylord. Er möchte Eure Lordschaft gern ein paar Minuten in einer geschäftlichen Angelegenheit sprechen.»
    «Wahrscheinlich soll ich den entlaufenen Mops seiner Erbtante suchen. Das hat man davon, wenn man sich einen Namen als Spürhund gemacht hat. Führen Sie ihn herein. Gherkins, wenn die Geschäfte dieses Herrn privater Natur sein sollten, ziehst du dich am besten ins Eßzimmer zurück.»
    «Ja, Onkel Peter», antwortete der Vicomte brav. Er lag bäuchlings vor dem Kamin in der Bibliothek und kämpfte sich mühsam und mit Hilfe der Herren Lewis & Short, deren monumentales lexikographisches Werk er bisher immer als ein barbarisches Folterinstrument für die höheren Schulklassen betrachtet hatte, durch die aufregendsten Passagen der Cosmographia.
    Mr. Wilberforce Pope entpuppte sich als ein etwas beleibter, blonder Enddreißiger mit vorzeitig kahler

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