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Wimsey 04 - Der Mann mit dem Kuperfingern

Wimsey 04 - Der Mann mit dem Kuperfingern

Titel: Wimsey 04 - Der Mann mit dem Kuperfingern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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zurückzuholen. Ich war ganz entsetzt, als ich erfuhr, daß ich zu spät kam, und habe dem armen Mr. Ffolliott keine Ruhe gelassen, bis er mir den Namen des Käufers nannte. Und nun, junger Mann, bin ich hier, um dir ein Angebot zu machen. Also, paß auf: doppelt soviel, wie du dafür bezahlt hast. Das ist doch ein gutes Angebot, nicht wahr, Lord Peter? Haha! Und du tätest mir außerdem einen sehr großen Gefallen.»
    Vicomte Saint George machte ein ziemlich verlegenes Gesicht und wandte sich hilfesuchend an seinen Onkel.
    «Nun, Gerald», meinte Lord Peter, «das ist natürlich deine Sache. Was sagst du dazu?»
    Der Vicomte trat von einem Fuß auf den andern. Die Karriere eines Büchersammlers hatte, wie andere auch, offensichtlich ihre Tücken.
    «Bitte, Onkel Peter», druckste er verlegen, «darf ich flüstern?»
    «Flüstern gehört sich im allgemeinen nicht, Gherkins, aber du könntest Mr. Pope um Bedenkzeit für sein Angebot bitten. Oder du kannst sagen, daß du zuerst meinen Rat einholen möchtest. Das wäre völlig in Ordnung.»
    «Dann möchte ich, wenn Sie nichts dagegen haben, Mr. Pope, zuerst meinen Onkel um Rat bitten.»
    «Gewiß, gewiß. Haha!» sagte Mr. Pope. «Sehr gescheit, sich von einem Sammler mit mehr Erfahrung beraten zu lassen, wie? Ja, ja, die junge Generation, nicht wahr, Lord Peter? Schon richtige kleine Geschäftsleute.»
    «Dann entschuldigen Sie uns bitte einen Augenblick», sagte Lord Peter und zog seinen Neffen ins Eßzimmer.
    «Sag mal, Onkel Peter», begann der junge Sammler atemlos, nachdem die Tür zu war, « muß ich ihm mein Buch geben? Ich finde den Mann gar nicht nett. Ich kann Leute nicht leiden, die einen lateinische Wörter deklinieren lassen wollen.»
    «Selbstverständlich mußt du nicht, Gherkins, wenn du nicht willst. Das Buch gehört dir, du hast ein Recht darauf.»
    «Was tätest du denn, Onkel Peter?»
    Bevor Lord Peter antwortete, schlich er ganz überraschend auf Zehenspitzen zu der Verbindungstür zur Bibliothek und riß sie unvermittelt auf, gerade im richtigen Augenblick, um Mr. Pope dabei zu erwischen, wie er vor dem Kamin kniete und eifrig die Seiten des begehrten Buchs durchblätterte, das noch so dalag, wie sein Besitzer es liegen gelassen hatte. Als die Tür aufging, sprang er auf wie ein ertappter Sünder.
    «Fühlen Sie sich ruhig wie zu Hause, Mr. Pope!» rief Lord Peter gastfreundlich und schloß die Tür wieder.
    «Was ist denn los, Onkel Peter?»
    «Wenn du meinen Rat hören willst, Gherkins, solltest du es dir gut überlegen, bevor du dich mit Mr. Pope auf irgend etwas einläßt. Ich glaube nicht, daß er uns die Wahrheit sagt. Diese Holzschnitte hat er Stiche genannt – allerdings könnte das nur seine Unwissenheit sein. Aber ich kann nicht glauben, daß er in seiner Kindheit alle Sonntagnachmittage die Karten studiert und die Drachen darauf gesucht haben soll, denn wie du selbst schon gemerkt haben wirst, hat der gute alte Münster die Drachen sehr spärlich auf den Karten verteilt. Meist sind es ganz simple Karten – ein bißchen komisch für unsere heutigen Begriffe von Geographie, aber vollkommen klar und nüchtern. Darum habe ich ja auch das Krakauer Monster erwähnt, und siehe da, er hielt es prompt für irgendeine Art Drachen.» «Mensch, Onkel Peter! Das hast du also mit Absicht gesagt?» «Wenn Mr. Pope die Cosmographia haben will, dann aus irgendeinem Grund, den er uns nicht verraten möchte. Und falls dem so ist, hätte ich es mit dem Verkaufen nicht zu eilig, wenn es mein Buch wäre. Verstehst du?»
    «Du meinst, an dem Buch ist irgendwas ungeheuer Wertvolles, was wir nicht wissen?»
    «Möglich.»
    «Wie aufregend! Wie in den Geschichten in der Bibliothek für den Jungen. Was soll ich denn zu ihm sagen, Onkel Peter?»
    «Nun, an deiner Stelle würde ich nicht viel herumreden. Ich würde ihm nur sagen, ich hätte mir die Sache überlegt, aber ich hätte das Buch ins Herz geschlossen und möchte es lieber nicht verkaufen. Natürlich dankst du ihm für das Angebot.»
    «Ja – äh, könntest du das nicht für mich sagen, Onkel Peter?»
    «Ich finde, es sieht besser aus, wenn du es ihm selbst sagst.»
    «Na ja, vielleicht. Wird er sehr böse sein?»
    «Vielleicht», sagte Lord Peter. «Aber wenn, dann wird er es sich nicht anmerken lassen. So. Fertig?»
    Das Beratungskomitee kehrte also in die Bibliothek zurück. Mr. Pope hatte sich klugerweise vom Kamin zurückgezogen und betrachtete ein Bücherregal in einer abgelegenen Ecke.
    «Ich

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