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Wimsey 04 - Der Mann mit dem Kuperfingern

Wimsey 04 - Der Mann mit dem Kuperfingern

Titel: Wimsey 04 - Der Mann mit dem Kuperfingern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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    Die Männer murrten unzufrieden. Offensichtlich gestaltete ihre Arbeit sich schwieriger als angenommen. Die Angewohnheit früher Schriftsteller, die Titel auf ihren Buchrücken abzukürzen oder überhaupt wegzulassen, machte alles ausgesprochen umständlich. Dann und wann hielt der Mann mit der Lampe die Hand ins Licht. In ihr befand sich ein Zettelchen, das er besorgt mit der Titelseite eines Buchs verglich. Dann wanderte das Buch an seinen Platz zurück, und die langwierige Suche ging weiter.
    Plötzlich mußte ein leises Geräusch – Gherkins war überzeugt, daß er nicht der Verursacher war – es mochte vielleicht Bunter im Eßzimmer gewesen sein – ans Ohr des knienden Mannes gedrungen sein.
    «Was’n das?» stieß er hervor, und sein erschrockenes Gesicht fuhr herum, so daß es jetzt voll zu sehen war.
    «Hände hoch!» sagte Lord Peter und knipste das Licht an.
    Der zweite Mann machte einen Satz auf die Eßzimmertür zu, wo ein Krachen und ein Fluch verkündeten, daß er Bunter begegnet sein mußte. Der kniende Mann riß die Hände hoch wie eine Marionette.
    «Gherkins», sagte Lord Peter, «meinst du, du könntest mal zu dem Herrn beim Bücherregal gehen und ihn um den Gegenstand erleichtern, der seine rechte Jackentasche so unelegant ausbeult? Moment noch. Gib acht, daß du um keinen Preis zwischen ihn und meine Pistole gerätst, und sieh zu, daß du das Ding ganz vorsichtig herausnimmst. Wir haben gar keine Eile. Hervorragend. Richte sie auf den Fußboden, während du sie mir herbringst, ja? Danke. Bunter ist schon allein zurechtgekommen, wie ich sehe. Jetzt geh mal ins Schlafzimmer, da findest du in meinem Kleiderschrank unten auf dem Boden eine Rolle kräftige Schnur. Oh! Ich bitte um Verzeihung. Natürlich, nehmen Sie bitte, bitte die Hände wieder herunter. Das muß ja furchtbar anstrengend sein.»
    Nachdem den Eindringlingen mit einer Akkuratesse, die Gherkins der Tradition eines Sexton Blake würdig fand, die Arme hinter den Rücken gebunden worden waren, hieß Lord Peter seine Gefangenen Platz nehmen und schickte Bunter nach Whisky und Soda.
    «Bevor wir die Polizei rufen», sagte Lord Peter, «könnten Sie mir einen großen persönlichen Gefallen tun und mir verraten, was Sie hier suchten und wer Sie geschickt hat. Ah, danke, Bunter. Da unsere Gäste nicht so frei sind, ihre Hände zu benutzen, wären Sie vielleicht so freundlich, ihnen beim Trinken behilflich zu sein. Also dann. Sagen Sie Halt.»
    «Sie sind schon’n richtig feiner Herr, Chef», sagte der erste Einbrecher, indem er sich höflich den Mund an der Schulter abwischte, da sein Handrücken ja nicht dafür zur Verfügung stand. «Wenn wir gewußt hätten, was das für’n Ding war, hätten wir jedenfalls die Finger davongelassen. ‹Wie wenn man ’nem Kind den Lutscher wegnimmt, so einfach ist das›, sagt der Kerl zu uns. ‹Der Gentleman ist sowieso nur’n Waschlappen›, sagt er, ‹so’n Salonlöwe mit ’nem Spleen für alte Bücher›, hat er gemeint, ‹und wenn ihr mir das alte Buch da besorgen könnt›, sagt er, ‹kriegt ihr fünfundzwanzig Pfund dafür.› Ha, von wegen! Nix hat er davon gesagt, daß hier ’ne halbe Million so verdammte alte Bücher rumstehen wie’n Regiment Dragoner. Und auch nix davon, daß Sie so’n hübsches kleines Maschinengewehr neben dem Bett liegen haben, und schon gar nix davon, daß Sie so verdammt gute Knoten in ein Stück Schnur machen können. O nein – von den ganzen Sachen hat er nix gesagt!»
    «Sehr unsportlich von ihm», sagte Seine Lordschaft. «Sie wissen nicht zufällig den Namen dieses Herrn?»
    «Nee – auch davon hat er nix erwähnt. War’n pummeliger, blonder Mann mit Hornbrille und Glatze. So ’ne Art Menschenfreund, schätze ich. ’n Freund von mir, der mal in der Klemme saß, der hat Arbeit von ihm gekriegt, und dann geht der Mann hin zu ihm und meint, ob er ihm nicht’n paar Jungs besorgen kann, die’n kleines Ding für ihn drehen, und mein Freund, der denkt sich nichts Schlimmes dabei, Chef, nur daß da wohl irgend’n Schabernack getrieben werden soll, und haut meinen Kumpel und mich an, und wir treffen den Herrn in ’ner Kneipe in Whitechapel. Da sollen wir ihn auch am Freitagabend wieder treffen, denn bis dahin wollten wir das Buch besorgen.»
    «Und bei dem Buch handelt es sich, wenn ich einmal raten darf, um die Cosmographia universalis, ja?»
    «Irgend so was war’s, Chef. Ich hab’s mir auf’n Zettel schreiben lassen, den mein Kumpel in der

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