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Wimsey 04 - Der Mann mit dem Kuperfingern

Wimsey 04 - Der Mann mit dem Kuperfingern

Titel: Wimsey 04 - Der Mann mit dem Kuperfingern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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breiten Vorbau im italienischen Stil mit einer Art klassischem Portikus verdeckt, überdacht von einem Giebelfeld und zugänglich über eine halbkreisförmige Treppe. Ursprünglich war der Park wohl nach jenem streng formellen Muster angelegt, bei dem ein Baum dem andern zunickt und jede Hälfte das getreue Spiegelbild der andern ist. Einer der späteren Besitzer aber hatte sich dann zu einer exzentrischeren Form der Landschaftsgärtnerei verstiegen, die man mit dem Namen Capability Brown in Verbindung bringt. Eine chinesische Pagode, ähnlich Sir William Chambers’ Bauwerk in den Kew-Gärten, nur kleiner, erhob sich am äußersten östlichen Ende des Hauses inmitten eines Laurustingebüschs, während auf der rückwärtigen Seite ein großer künstlicher See zum Vorschein kam, von zahlreichen Inselchen übersät, auf denen merkwürdige kleine Tempel, Grotten, Teehäuser und Brücken zwischen dichtem Gesträuch hervorlugten, einstige Schmuckstücke, jetzt aber unansehnlich überwuchert. Ein Bootshaus mit langen, geschwungenen Dachtraufen, wie die chinesischen Landschaftsbilder auf Weidenmustertellern, stand in einer Ecke. Der Bootssteg war verfallen und von häßlichem Unkraut überwachsen.
    «Mein unrühmlicher Vorfahr, Cuthbert Conyers, hat sich 1732 hier niedergelassen, nachdem er die Seefahrt aufgegeben hatte», sagte Dr. Conyers mit mattem Lächeln. «Sein älterer Bruder war kinderlos gestorben, und so kehrte das schwarze Schaf in die heimische Hürde zurück, fest entschlossen, ehrbar zu werden und eine Familie zu gründen. Ich fürchte, so ganz ist ihm das nicht gelungen. Es gingen recht sonderbare Gerüchte um, wie er zu seinem Geld gekommen sei. Er soll Pirat gewesen und mit dem berüchtigten Kapitän Blackbeard gefahren sein. Im Dorf nennt man ihn heute noch den Halsabschneider Conyers. Den alten Herrn hat das immer sehr erzürnt, und es gibt eine häßliche Geschichte, wonach er einmal einem Diener, der ihn einen Halsabschneider genannt hatte, die Ohren abgeschnitten haben soll. Dabei war er nicht einmal ein ungebildeter Mensch. Die Parkanlage hinterm Haus stammt von ihm, und er hat auch die Pagode für sein Teleskop gebaut. Angeblich hat er sich mit Schwarzer Magie beschäftigt, und in der Bibliothek stand jedenfalls eine erkleckliche Anzahl astrologischer Werke mit seinem Namen auf dem Vorsatzblatt, aber das Teleskop war vermutlich nur ein Andenken an seine Seefahrerzeit. Jedenfalls wurde er gegen Ende seines Lebens immer wunderlicher und griesgrämiger. Er zerstritt sich mit seiner Familie und setzte seinen jüngeren Sohn mit Frau und Kindern vor die Tür. Ein unangenehmer Zeitgenosse.
    Auf dem Sterbebett leistete der Pfarrer ihm Beistand – ein guter, ernster und gottesfürchtiger Mensch, der sich einiges an Beleidigungen angehört haben muß bei dem Versuch, den alten Herrn, wie er es für seine heilige Pflicht hielt, mit seinem schmählich behandelten jüngeren Sohn zu versöhnen. Schließlich gab der ‹Halsabschneider› insofern nach, als er ein Testament aufsetzte, in dem er dem jüngeren Sohn ‹meinen in Münster vergrabenen Schatz› vermachte. Der Pfarrer hielt ihm vor, daß es doch sinnlos sei, jemandem einen Schatz zu vermachen, ohne ihm zugleich auch mitzuteilen, wo dieser zu finden sei, aber darauf lachte der gräßliche alte Seeräuber nur hämisch und meinte, wenn er sich schon die Mühe gemacht habe, den Schatz zusammenzutragen, könne sein Sohn sich wenigstens die Mühe machen, ihn zu suchen. Auf mehr ließ er sich nicht ein, und so ist er dann gestorben und, wie ich fürchte, an einem sehr schlimmen Ort gelandet.
    Seitdem ist die Familie ausgestorben, und ich bin der letzte Conyers und somit Erbe des Schatzes, worin dieser auch bestehen und wo er sich befinden mag, denn gefunden wurde er nie. Ich glaube auch nicht, daß er auf besonders ehrliche Weise zustandegekommen ist, doch da es jetzt wohl sinnlos wäre, die ursprünglichen Eigentümer ausfindig machen zu wollen, glaube ich mehr Anrecht darauf zu haben als jeder andere auf der Welt.
    Sie halten es vielleicht für unschicklich, Lord Peter, daß ein alter, alleinstehender Mann wie ich so erpicht auf einen Piratenschatz ist, aber ich habe mein ganzes Leben der Erforschung der Krebskrankheit gewidmet und glaube, der Lösung wenigstens eines Teils dieses furchtbaren Problems nahe zu sein. Forschung kostet Geld, und meine bescheidenen Mittel sind nahezu aufgebraucht. Das Anwesen ist bis zum Dach mit Hypotheken belastet, und ich

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