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Wimsey 07 - Fünf falsche Fährten

Wimsey 07 - Fünf falsche Fährten

Titel: Wimsey 07 - Fünf falsche Fährten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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sagt –» begann der Inspektor.
    Wimsey sah auf die Uhr.
    «Ab mit Ihnen, damit Sie Ihren Zug kriegen», sagte er vergnügt.
    «Und am Ende der Reise erwartet Sie eine Überraschung.»
    Als Inspektor MacPherson in Parkers Zimmer geführt wurde, saß ein niedergeschlagen dreinblickender Mann auf einem Stuhl in der Ecke. Parker begrüßte den Inspektor herzlich, dann wandte er sich an besagten Herrn und sagte: «Nun, Mr. Gowan, Sie kennen ja schon Inspektor MacPherson. Er möchte sehr gern von Ihnen selbst hören, was Sie zu berichten haben.»
    Der Mann hob das Gesicht, das Gesicht eines verdrießlichen Karnickels, und Inspektor MacPherson, der plötzlich zu ihm herumgewirbelt war, fuhr mit einem überraschten Schnauben zurück.
    «Der? Das ist er nicht!»
    «Nein?» meinte Parker. «Er sagt aber, daß er’s ist.»
    «Das ist nicht Gowan», sagte MacPherson, «er sieht ihm nicht mal im entferntesten ähnlich. Mein Lebtag hab ich noch keinen Menschen mit so einem Frettchengesicht gesehen.»
    Das war nun mehr, als der in Rede stehende Herr noch als zumutbar empfand.
    «Seien Sie nicht kindisch, MacPherson», sagte er.
    Beim Klang dieser Stimme schien der Inspektor ein schweres inneres Erdbeben durchzumachen. Der Mann stand auf und trat einen Schritt vor ins Licht. MacPherson starrte in sprachloser Verwunderung auf das kurzgeschorene schwarze Haar, die kräftige Nase, die dunklen Augen, die mit einem Ausdruck blanken Erstaunens unter einer von Augenbrauen entblößten Stirn hervorschauten, den kleinen, zusammengekniffenen Mund, dessen obere Zähne über die Unterlippe hinausragten, und das schwächliche kleine Kinn, das hilflos zu einem langgestreckten Hals mit vorstehendem Adamsapfel zurückfloh. Der Gesamteindruck dieser Erscheinung wurde nicht eben verbessert durch einen zehn Tage alten schwarzen Stoppelbart, der dem Ganzen noch einen Hauch von Schmutz und Ungepflegtheit gab.
    «Das ist tatsächlich Gowans Stimme», gab der Inspektor zu.
    «Ich glaube», sagte Parker, der seine Erheiterung nur mit Mühe verbergen konnte, «Sie finden die Entfernung des Barthaars irreführend. Setzen Sie mal Ihren Hut auf, Mr. Gowan, und schlagen Sie sich Ihren Schal ums Kinn. Vielleicht wird dann –»
    Der Inspektor sah dieser Metamorphose sichtlich erschauernd zu.
    «Tatsächlich», sagte er. «Sie haben rrrecht, Sir, und ich hatte unrecht. Aber – hol’s der Kuckuck! Ich bitte um Vergebung, Sir, aber ich konnte nicht glauben –»
    Ohne eine Sekunde den Blick zu wenden, spazierte er um den Gefangenen herum, als könne er noch immer seinen eigenen Augen nicht trauen.
    «Wenn Sie sich genug zum Narren gemacht haben, MacPherson», sagte Gowan kalt, «möchte ich Ihnen meine Geschichte erzählen und wieder gehen. Ich habe Besseres zu tun, als meine Zeit auf Polizeirevieren zu verplempern.»
    «Das mag ja sein», sagte der Inspektor. Er hätte nie in diesem Ton zu dem großen Mr. Gowan aus Kirkcudbright gesprochen, aber vor diesem liederlichen Fremden empfand er keinerlei Respekt. «Sie haben uns einen Haufen Scherereien gemacht, Mr. Gowan, und diese Dienstboten von Ihnen werden es auch noch mit dem Staatsanwalt zu tun bekommen, wegen Behinderung der Polizei bei der Erfüllung ihrer Aufgaben. Jetzt bin ich hier, um Ihre Aussage aufzunehmen, und es ist meine Pflicht, Sie zu belehren –»
    Gowan winkte unwirsch ab, und Parker sagte: «Die Belehrung bat er schon, Inspektor.»
    «Sehrrr gut», sagte MacPherson, der mittlerweile seine angestammte Selbstsicherheit wiedergewonnen hatte. «Also, Mr. Gowan, würden Sie mir nun mal sagen, wann und wo Sie den verstorbenen Mr. Campbell zuletzt gesehen haben und warum Sie verkleidet aus Schottland geflüchtet sind?»
    «Es macht mir überhaupt nichts aus, Ihnen das zu sagen», antwortete Gowan ungehalten, «abgesehen davon, daß Sie kaum imstande sein werden, es für sich zu behalten. Ich hatte im Fleet geangelt –»
    «Augenblick, Mr. Gowan. Ich nehme an, Sie sprechen von den Ereignissen des Montags?»
    «Selbstverständlich. Ich hatte also im Fleet geangelt und fuhr so gegen Viertel vor zehn von Gatehouse nach Kirkcudbright zurück, als ich in dieser S-Kurve kurz hinter der Stelle, wo die Straße nach Kirkcudbright mit der Hauptstraße von Castle Douglas nach Gatehouse zusammenläuft, beinahe auf diesen dämlichen Campbell drauffuhr. Ich weiß nicht, was der Mann sich dabei gedacht hatte, aber sein Wagen stand genau quer auf der Straße. Zum Glück war es nicht die gefährlichste

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