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Wimsey 07 - Fünf falsche Fährten

Wimsey 07 - Fünf falsche Fährten

Titel: Wimsey 07 - Fünf falsche Fährten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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Gedacht war das so, daß sie mich mit dem Wagen fortschmuggeln und rechtzeitig außerhalb von Castle Douglas absetzen sollten, damit ich den Zug nach London erreichte. Natürlich wußte ich, daß mich zwar dort ohne Bart niemand erkennen würde, während Hammond oder der Wagen aber sehr wohl von jemandem identifiziert werden konnten. Der Brief kam richtig am Donnerstag mit der zweiten Post bei Alcock an, und wir haben dann den übrigen Plan noch am selben Abend in die Tat umgesetzt. Hat’s geklappt?»
    «Nicht ganz», sagte MacPherson trocken. «Diesen Teil haben wir ziemlich genau rekonstruiert.»
    «Natürlich hatte ich die ganze Zeit nicht die allermindeste Ahnung, daß Campbell ermordet worden war. Alcock muß es wohl gewußt haben, und es wäre besser gewesen, wenn er’s mir gesagt hätte. Aber er wußte natürlich auch, daß ich nichts damit zu tun gehabt haben konnte, und ich glaube nicht, daß ihm je der Gedanke gekommen ist, ich könnte verdächtigt werden. Ich hatte Campbell ja so offensichtlich bei rüdester Gesundheit zurückgelassen.»
    Er grinste verlegen.
    «Sonst gibt es nicht viel zu erzählen. Ich habe mich den ganzen Dienstag und Mittwoch furchtbar elend gefühlt und hatte das ganze Gesicht voller Schürfwunden. Dieser Rohling hatte mich ja einfach auf der Straße herumgewälzt, hol ihn der Kuckuck! Alcock war eine wunderbare Krankenschwester. Er hat die Wunden gereinigt und Heilsalbe daraufgetan. Richtig wie gelernt, als alter Pfadfinder, der er ist. Immer hat er sich die Hände mit Lysol gewaschen, bevor er mich anfaßte – dreimal am Tag Fieber gemessen und so weiter. Ich glaube, es hat ihm richtig Spaß gemacht. Am Donnerstagabend war alles so gut wie verheilt, und ich war ohne weiteres reisefähig. Ich bin ohne Schwierigkeiten nach London gekommen und wohne seitdem bei Major Aylwin, der ganz außerordentlich nett zu mir war. Ich kann nur hoffen, daß ich im Augenblick nicht in Kirkcudbright benötigt werde. Als Mr. Parker heute morgen aufkreuzte – übrigens, Mr. Parker, wie haben Sie mich eigentlich ausfindig gemacht?»
    «Ziemlich leicht», sagte Parker, «nachdem wir an Ihre alte Schule geschrieben und ein Foto von Ihnen ohne Bart bekommen hatten. Wir haben den Dienstmann gefunden, der in Euston Ihr Gepäck ausgeladen hat, den Taxifahrer, der Sie zu Major Aylwins Wohnung gefahren hat, und den Hausmeister, und alle haben Sie wiedererkannt. Tja, und danach brauchten wir nur noch zu klingeln und einzutreten.»
    «Ach du lieber Himmel!» rief Gowan. «An diese alten Fotos hätte ich nie gedacht.»
    «Die Leute haben zuerst alle ein bißchen gezögert», sagte Parker, «bis wir die glorreiche Idee hatten, auch Ihre Augenbrauen wegzuretuschieren. Das machte Ihr Aussehen so – verzeihen Sie – auffällig, daß alle Sie sofort mit einem leisen Aufschrei der Befriedigung erkannt haben.»
    Gowan errötete. «Na ja», sagte er. «Das wäre also meine Aussage. Kann ich jetzt gehen?»
    Parker warf MacPherson einen fragenden Blick zu.
    «Wir werden die Aussage noch schriftlich festhalten», sagte er, «und Sie werden sie dann vielleicht noch unterschreiben. Anschließend wüßte ich nicht, warum Sie nicht wieder zu Major Aylwin gehen sollten, aber wir müssen Sie bitten, mit uns in Verbindung zu bleiben und nicht die Wohnung zu wechseln, ohne es uns wissen zu lassen.»
    Gowan nickte, und später, nachdem die Aussage abgetippt und unterschrieben war, verabschiedete er sich, wenn auch immer noch mit dem gleichen erschrockenen Ausdruck im augenbrauenlosen Gesicht.

Farren – Ferguson – Strachan
    Der Staatsanwalt hatte einen Kriegsrat einberufen. Sir Maxwell Jamieson hatte Lord Peter mitgebracht. Inspektor MacPherson war kraft seines Amtes da, desgleichen Sergeant Dalziel. Dr. Cameron war anwesend, um aufzupassen, daß nichts unterstellt wurde, was dem medizinischen Befund widersprochen hätte. Zusätzlich waren noch Konstabler Ross und Konstabler Duncan anwesend, was für die Großherzigkeit ihrer Vorgesetzten sprach, denen Duncan doch immerhin einige Scherereien einzubrocken vermocht hatte, aber es herrschte allgemein die Ansicht vor, daß in so einem verwirrenden und schwierigen Fall selbst die Meinung eines Subalternen des Anhörens wert sein könne.
    Zur Eröffnung der Diskussion bat der Staatsanwalt den Polizeipräsidenten, seine Ansicht darzulegen, dieser jedoch verzichtete. Er meinte, die Polizei könne vielleicht ihre Theorien unbefangener vortragen, wenn sie nicht durch das Anhören

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