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Wimsey 07 - Fünf falsche Fährten

Wimsey 07 - Fünf falsche Fährten

Titel: Wimsey 07 - Fünf falsche Fährten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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Stelle der Kurve, sonst hätte es wahrscheinlich ganz häßlich gekracht. Es war die zweite Hälfte des S, wo die Kurve nicht mehr so scharf ist. Auf der einen Seite ist eine Mauer und auf der anderen ein eingesunkener Steinwall.»
    Inspektor MacPherson nickte.
    «Ich habe gesagt, er soll sich aus dem Weg machen, aber er hat sich glatt geweigert. Er war unzweifelhaft betrunken und ganz miserabler Laune. Entschuldigung, ich weiß, daß er tot ist, aber das ändert nichts daran, daß er schon immer ein Schwein allererster Güte war, und an diesem Abend war er ganz besonders schlimm. Er stieg aus dem Auto und kam auf mich zu, wobei er sagte, er sei gerade zu einer Prügelei aufgelegt, und ich könne gern eine Abreibung haben. Er sprang auf mein Trittbrett und beschimpfte mich mit den übelsten Ausdrücken. Ich wußte nicht, was das alles sollte. Ich hatte nichts getan, um ihn zu provozieren, nur daß ich verlangt hatte, er solle seinen vermaledeiten Wagen aus dem Weg schaffen.»
    Gowan zögerte einen Augenblick.
    «Sie müssen wissen», fuhr er fort, «daß der Mann betrunken, gefährlich und – wie ich im Augenblick annahm – halb von Sinnen war. Er war ein großer, breitschultriger und kräftiger Kerl, und ich saß hinterm Steuerrad eingeklemmt. Ich hatte einen schweren Schraubenschlüssel neben mir in der Werkzeugtasche – und den hab ich mir geschnappt, nur zur Selbstverteidigung. Ich hatte wirklich nur die Absicht, ihn damit einzuschüchtern.»
    «Ist es der hier?» unterbrach ihn MacPherson, indem er den Schraubenschlüssel aus seiner Manteltasche holte.
    «Kann schon sein», sagte Gowan. «Ich gebe nicht vor, einen Schraubenschlüssel vom andern unterscheiden zu können wie ein Hirte seine Schafe, aber so ähnlich sah er auf alle Fälle aus. Wo haben Sie ihn denn gefunden?»
    «Fahren Sie bitte mit Ihrer Aussage fort, Mr. Gowan.»
    «Sie sind sehr vorsichtig. Campbell hatte meine Wagentür aufgerissen, und ich hatte nicht die Absicht, ruhig dazusitzen und mich zu Mus schlagen zu lassen, ohne mich zu verteidigen. Ich bin vom Steuer weg auf den Beifahrersitz gerutscht und aufgestanden, den Schraubenschlüssel in der Hand. Er wollte nach mir schlagen, und ich hab ihm eins mit dem Schraubenschlüssel verpaßt. An der Wange hab ich ihn erwischt, nicht sehr kräftig, weil er dem Schlag auswich, aber ich glaube doch, daß er ein Andenken davon hatte», fügte der Sprecher mit Genugtuung an.
    «Das hat er», sagte MacPherson verdrießlich.
    «Ich kann nicht behaupten, daß ich das ungern höre. Ich hab ihn angesprungen, aber er hat mich bei den Beinen zu fassen bekommen, und wir lagen beide auf der Straße. Ich habe nach Leibeskräften mit dem Schraubenschlüssel um mich geschlagen, aber er war dreimal so stark wie ich; er hat mich bei der Kehle gepackt, während wir miteinander rangen, und ich dachte schon, er wolle mich erwürgen. Schreien konnte ich nicht, und meine einzige Hoffnung war, daß jemand vorbeikäme. Aber zu meinem großen Pech war die Straße an diesem Abend wie tot. Er ließ meine Kehle gerade noch rechtzeitig los, bevor er mich ganz erwürgt hatte, und setzte sich auf meine Brust. Ich habe noch einmal versucht, mit dem Schraubenschlüssel nach ihm zu schlagen, aber er hat ihn mir aus der Hand gerissen und weggeworfen. Ich war noch dadurch sehr behindert, daß ich die ganze Zeit meine Autohandschuhe anhatte.»
    «Aha!» sagte der Inspektor.
    «Aha was?»
    «Das erklärt so einiges, nicht wahr?» meinte Parker.
    «Ich kann Ihnen nicht folgen.»
    «Macht nichts, Mr. Gowan. Nur weiter.»
    «Nun, danach –»
    Gowan schien jetzt beim widerwärtigsten Teil seiner Geschichte angelangt zu sein.
    «Ich war inzwischen schon ziemlich übel zugerichtet», erklärte er entschuldigend. «Halberstickt, müssen Sie wissen. Und immer wenn ich mich zu wehren versuchte, schlug er mir ins Gesicht. Na ja – und dann – hat er eine Nagelschere genommen – und die ganze Zeit hat er mich mit den schmutzigsten Ausdrücken beschimpft – und dann hat er mit seiner Nagelschere –»
    Ein Funkeln – ununterdrückbar – glomm in den Augen des Inspektors auf.
    «Ich glaube, wir können uns schon denken, was dann geschah, Mr. Gowan», sagte er. «Außerdem haben wir ein hübsches Büschel schwarzer Barthaare neben der Straße gefunden.»
    «Dieses Tier!» schimpfte Gowan. «Er hat sich nicht mit dem Bart begnügt. Die Haare hat er auch noch abgeschnitten, Augenbrauen, alles. Ich hab’s genaugenommen erst hinterher

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