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Wimsey 08- Zur fraglichen Stunde

Wimsey 08- Zur fraglichen Stunde

Titel: Wimsey 08- Zur fraglichen Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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dieser Name, der nicht der meine ist, darauf kommt. Ich habe meines Wissens nie einen Menschen mit Namen Alexis gekannt, und der Namenszug auf dem Foto ist nicht von mir. Ich bin von Beruf Mannequin, und es gibt viele Fotos von mir, so daß ich annehmen muß, daß jemand es sich besorgt hat. Über diesen armen Mr. Alexis weiß ich nichts und kann Ihnen daher in diesem Punkt keine große Hilfe sein, aber ich hielt es für meine Pflicht, Ihnen zu schrei ben, daß dieses Foto in der Zeitung meines ist.
    Ich kann Ihnen leider überhaupt nicht sagen, was es mit der Sache zu tun hat, aber ich werde Ihnen natürlich gern alles sagen, was ich weiß. Das Bild wurde vor ungefähr einem Jahr im Fotostudio Frith in der Wardour Street gemacht. Ich lege Ihnen einen zweiten Abzug davon bei, damit Sie sehen können, daß es sich um dasselbe Bild handelt. Ich habe es damals machen lassen, um mich mit seiner Hilfe um eine Beschäftigung als Mannequin zu bewerben, und habe es seitdem an zahlreiche große Firmen und auch an einige Theateragenturen geschickt.
    Zur Zeit arbeite ich als Mannequin in der Firma Doré & Cie am Hanover Square. Ich bin dort seit sechs Monaten, und die Firma wird Ihnen gern ein Zeugnis für mich ausstellen. Ich wäre sehr froh, wenn geklärt werden könnte, wie mein Foto in Mr. Alexis’ Hände gekommen ist, denn mein Verlobter ist über die Geschichte sehr aufgebracht. Entschuldigen Sie, daß ich Sie damit belästige, aber ich hielt es für richtig, Ihnen Bescheid zu geben, obwohl ich fürchte, daß ich Ihnen keine große Hilfe sein kann.
    Hochachtungsvoll
Olga Kohn.«
    »Und was halten Sie davon, Mylord?«
    »Weiß der Himmel. Es wäre natürlich möglich, daß die junge Dame lügt, aber aus irgendeinem Grunde glaube ich das nicht. Das mit dem aufgebrachten Verlobten klingt echt. Olga Kohn – was nach einer russischen Jüdin klingt – ist nicht direkt aus der obersten Schublade, wie meine Mutter sagen würde, und hat offenbar nicht in Oxford oder Cambridge studiert, aber obwohl sie sich ziemlich häufig wiederholt, ist sie ausgesprochen sachlich, und ihr Brief enthält viele nützliche Tatsachenangaben. Außerdem ist sie nicht übel anzusehen, sofern das Bild ihr ähnlich ist. Was hielten Sie davon, mal eben nach London zu fahren und mit der Dame zu sprechen? Das Transportmittel stelle ich, und da morgen Sonntag ist, hat sie wahrscheinlich Zeit für uns. Sollen wir einmal ganz wie zwei fröhliche Junggesellen ausziehen, um Olga Feodora zu finden und zum Tee einzuladen?«
    Der Inspektor schien die Idee gut zu finden. »Wir werden sie fragen, ob sie Mr. Henry Weldon, den Schwarm aller Frauen, kennt. Haben Sie übrigens ein Foto von ihm?«
    Der Inspektor besaß einen ausgezeichneten Schnappschuß, den ein Zeitungsfotograf bei der Voruntersuchung gemacht hatte. Per Telegramm kündigten sie Olga Kohn ihren Besuch an, und nachdem sie auf dem Polizeirevier die notwendigen Vorbereitungen getroffen hatten, wuchtete der Inspektor seinen massigen Leib in Wimseys Daimler und ließ sich mit beängstigender Geschwindigkeit nach London befördern. Sie kamen spätabends an, gönnten sich ein paar Stunden Schlaf in Wimseys Wohnung und begaben sich am Morgen zum Regent Square.
    Der Regent Square ist alles andere als eine erstklassige Gegend, vorwiegend bevölkert von schmutzigen Kindern und Damen von zweifelhaftem Ruf, aber die Mieten dort sind für die zentrale Lage verhältnismäßig billig. Nachdem Wimsey und sein Gefährte eine ziemlich dunkle und nicht sehr saubere Treppe erklommen hatten, waren sie angenehm überrascht, plötzlich vor einer frisch gestrichenen grünen Tür zu stehen, an der mit Reißzwekken ein weißes Kärtchen mit dem Namen »Miss O.
    Kohn« befestigt war. Der Messingklopfer war auf Hochglanz poliert. Auf seine Betätigung hin ging die Tür sofort auf, und vor ihnen stand eine hübsche junge Frau, die Frau von dem Foto, und hieß sie mit einem Lächeln willkommen.
    »Inspektor Umpelty?«
    »Ja, Miss. Ich nehme an, Sie sind Miss Kohn?
    Das ist Lord Peter Wimsey, der so freundlich war, mich in die Stadt zu fahren.«
    »Sehr erfreut«, sagte Miss Kohn. »Treten Sie ein.« Sie führte sie in ein ansprechend möbliertes Zimmer mit orangeroten Vorhängen an den Fenstern, Rosenpokalen da und dort auf niedrigen Tischen und einer Atmosphäre, die von einem gewissen künstlerischen Geschmack zeugte. Vor dem kalten Kamin stand ein dunkelhaariger junger Mann von semitischem Aussehen, der bei der Vorstellung ein

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