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Wimsey 08- Zur fraglichen Stunde

Wimsey 08- Zur fraglichen Stunde

Titel: Wimsey 08- Zur fraglichen Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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finsteres Gesicht machte.
    »Mr. Simons, mein Verlobter«, erklärte Miss Kohn. »Bitte, nehmen Sie Platz, und rauchen Sie, wenn Sie wollen. Kann ich Ihnen etwas anbieten?« Der Inspektor, der letzteres dankend verneinte und von Herzen wünschte, Mr. Simons wäre nicht dabei, kam sogleich auf die Sache mit dem Foto zu sprechen, aber schon bald war Wimsey und ihm klar, daß Miss Kohn in ihrem Brief nicht mehr und nicht weniger als die nackte Wahrheit geschrieben hatte. Ehrlichkeit stand auf ihrem Gesicht geschrieben, als sie ihnen versicherte, sie habe Paul Alexis nie gekannt und ihm nie ein Foto unter dem Namen Feodora oder anderem Namen gegeben. Sie zeigten ihr sein Foto, aber sie schüttelte den Kopf. »Ich bin hundertprozentig sicher, daß ich diesen Mann noch nie im Leben gesehen habe.«
    Wimsey wandte ein, daß er sie vielleicht bei einer Modeschau gesehen und versucht habe, ihre Bekanntschaft zu machen.
    »Natürlich könnte er mich gesehen haben; mich sehen viele Leute«, antwortete Miss Kohn mit ungeziertem Selbstbewußtsein. »Manche versuchen auch, mit einem anzubändeln. In meiner Position muß man sich schon ein wenig in acht nehmen.
    Aber ich glaube, an dieses Gesicht würde ich mich erinnern, wenn ich es je gesehen hätte. Ein junger Mann mit einem solchen Bart würde einem doch auffallen, nicht?«
    Sie reichte das Bild Mr. Simons, der verächtlich die dunklen Augen darauf heftete. Dann änderte sich plötzlich seine Miene.
    »Hör mal, Olga«, sagte er, »ich glaube, diesen Mann habe ich schon irgendwo gesehen.«
    »Du, Lewis?«
    »Ja. Ich weiß nicht wo. Aber irgendwie kommt er mir bekannt vor.«
    »Mit mir hast du ihn nie gesehen«, warf das Mädchen rasch ein.
    »Nein. Wenn ich es mir überlege, weiß ich auch nicht, ob ich ihn überhaupt je gesehen habe. Es ist ein älteres Gesicht, an das ich denke. Vielleicht war es auch nur ein Bild und kein lebendiger Mensch, was ich gesehen habe. Ich weiß es nicht.«
    »Das Foto wurde in den Zeitungen veröffentlicht«, sagte Umpelty.
    »Ich weiß; aber das ist es nicht. Mir ist eine Ähnlichkeit mit – irgend jemandem aufgefallen, schon als ich es zum erstenmal sah. Ich weiß nicht, mit wem. Es muß irgend etwas um die Augen herum sein –«
    Er verstummte nachdenklich, und der Inspektor sah ihn an, als ob er darauf wartete, daß der junge Mann jeden Moment ein goldenes Ei lege, aber es kam nichts.
    »Nein, ich komme nicht darauf«, sagte Simons abschließend. Er gab das Foto zurück.
    »Also, mir sagt es jedenfalls nichts«, sagte Olga Kohn. »Und ich hoffe, Sie glauben mir das alle.« »Ich glaube es Ihnen«, sagte Wimsey plötzlich, »und ich möchte eine Vermutung wagen. Dieser Alexis war ziemlich romantisch veranlagt. Meinen Sie, er könnte das Foto irgendwo gesehen und sich sozusagen in es verliebt haben? Ich meine, er könnte so einem imaginären Dingsda gefrönt haben – einer idealen Liebe, wie man das nennt. Hat sich eingebildet, daß er geliebt wird und so weiter, und einen Phantasienamen auf das Bild gesetzt, um die Illusion aufrechtzuerhalten, wenn Sie verstehen, wie ich das meine – wie?«
    »Möglich wär’s«, meinte Olga, »aber mir käme es ziemlich albern vor.«
    »Ich fände es ausgesprochen dämlich«, ließ Umpelty sich geringschätzig vernehmen. »Außerdem, woher hat er das Bild? Das möchten wir nämlich gern wissen.«
    »Das wäre gar nicht mal so schwer«, sagte Olga.
    »Er war Tänzer in einem großen Hotel. Dort könnte er viele Theaterdirektoren kennengelernt haben, und einer von ihnen könnte ihm das Bild gegeben haben. Die bekommen so etwas von den Agenturen.«
    Inspektor Umpelty bat um genauere Angaben über diese Agenturen und bekam die Namen von drei Männern, die alle ihre Büros in der Nähe der Shaftesbury Avenue hatten.
    »Aber ich glaube nicht, daß die sich erinnern«, sagte Olga. »Die bekommen so viele Leute zu sehen. Immerhin, versuchen können Sie es ja. Ich wäre ausgesprochen dankbar, wenn die Sache sich aufklärte. Aber Sie glauben mir doch, ja?« »Wir glauben an Sie, Miss Kohn«, sagte Wimsey feierlich, »so fest wie an das zweite Gesetz der Thermodynamik.«
    »Was wollen Sie denn damit sagen?« fragte Mr.
    Simons mißtrauisch.
    »Das zweite Gesetz der Thermodynamik«, erklärte Wimsey hilfsbereit, »hält das Universum in seiner Bahn, und ohne es würde die Zeit rückwärts laufen wie ein verkehrt eingelegter Kinofilm.«
    »Was, wirklich?« rief Miss Kohn belustigt. »Altäre mögen wanken«, sagte

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