Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wimsey 08- Zur fraglichen Stunde

Wimsey 08- Zur fraglichen Stunde

Titel: Wimsey 08- Zur fraglichen Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
Vom Netzwerk:
Wimsey, »Mr.
    Thomas mag seinen Frack ablegen und Mr. Snowden dem Freihandel abschwören, aber das zweite Gesetz der Thermodynamik wird bestehen, solang Gedächtnis haust in dem zerstörten Ball hier, womit Hamlet seinen Kopf meinte, während ich mit meinem größeren intellektuellen Horizont es auf diesen Planeten beziehe, den zu bewohnen wir das ungeheure Vergnügen haben. Inspektor Umpelty ist allem Anschein nach schockiert, aber ich versichere Ihnen, daß ich meinen felsenfesten Glauben an Ihre uneingeschränkte Integrität nicht eindrucksvoller wiederzugeben vermag.« Er grinste. »Was mir an Ihrer Aussage so gefällt, Miss Kohn, ist einfach die Tatsache, daß sie dem Rätsel, das der Inspektor und ich zu lösen angetreten sind, den letzten Schliff der völligen Undurchdringlichkeit gibt. Sie reduziert es auf die absolute Quintessenz völlig unverständlichen Unsinns. Das gibt uns nach dem zweiten Gesetz der Thermodynamik, welches besagt, daß wir uns stündlich und sekündlich auf einen Zustand immer größerer Unordnung zubewegen, die ruhige Gewißheit, daß wir auf dem richtigen Wege sind.
    Sie mögen es mir nicht glauben«, fuhr Wimsey, jetzt richtig in Fahrt gekommen, vergnügt fort, »aber ich bin inzwischen soweit, daß der kleinste Schimmer von Logik, der diesen Fall erhellte, mich nicht nur wanken machen, sondern mitten ins Herz treffen würde. Ich habe schon unschöne Fälle gesehen, schwierige Fälle, komplizierte Fälle und sogar widersprüchliche Fälle, aber ein Fall, der auf absolutem Widersinn beruht, ist mir noch nie untergekommen. Für mich, blasé wie ich bin, ist das ein völlig neues Gefühl, und ich gestehe, daß ich bis ins Mark erregt bin.«
    »Na ja«, sagte Inspektor Umpelty, indem er sich schwerfällig erhob, »wir sind Ihnen auf jeden Fall für Ihre Informationen sehr dankbar, obwohl sie uns im Augenblick nicht viel weiterzubringen scheinen. Wenn Ihnen im Zusammenhang mit diesem Alexis noch etwas einfällt, oder wenn Sie, Sir, sich doch noch erinnern sollten, wo Sie Alexis schon einmal gesehen haben, wären wir Ihnen für eine Nachricht überaus verbunden. Und nehmen Sie das, was Seine Lordschaft hier eben gesagt hat, nicht so ernst, denn er hat nun einmal eine poetische Ader und redet manchmal ein bißchen humorvoll.«
    Nachdem er auf diese Weise Miss Olga Kohn den Glauben an den gesunden Menschenverstand wiedergegeben zu haben glaubte, drängte er seinen Begleiter hinaus, aber Miss Kohn wandte sich, während Umpelty in der kleinen Diele seinen Hut suchte, an Wimsey, nicht an ihn.
    »Dieser Polizist glaubt mir kein Wort«, flüsterte sie ängstlich, »aber Sie glauben mir, ja?«
    »Ich glaube Ihnen«, sagte Wimsey. »Aber das kommt daher, daß ich auch Dinge glauben kann, die ich nicht verstehe. Alles nur eine Frage der Übung.«

23
----
Das Zeugnis des Theateragenten
    Seid ehrlich Ihr, oder ein Mann von vielen Taten Und mit viel Gesichtern? Ihr seid ein Intrigant, Seid ein Politiker.
DEATH’S JEST-BOOK

    MONTAG, 29. JUNI
    Wimsey und der Inspektor blieben über Sonntag in London und begaben sich am Montag in die Shaftesbury Avenue. Bei den ersten beiden Adressen auf ihrer Liste zogen sie Nieten; der eine Agent hatte nie ein Foto von Olga Kohn ausgegeben, der zweite wußte nicht mehr, an wen und unter welchen Umständen. Der dritte, ein Mr. Isaac J. Sullivan, nannte ein kleineres und schmuddeligeres Büro sein eigen als die andern beiden. In seinem Vorzimmer herrschte das übliche Gedränge von Leuten, die geduldig darauf warteten, daß sich jemand ihrer annahm. Der Inspektor übergab seine Karte einem traurig blickenden Sekretär, der aussah, als ob er sein Leben lang zu Leuten »nein« sagen und immer die Vorwürfe dafür hätte einstecken müssen. Nichts geschah. Wimsey setzte sich in philosophischer Ruhe auf das äußerste Ende einer bereits von acht Leuten besetzten Bank und nahm sich das Kreuzworträtsel in der Morgenzeitung vor. Der Inspektor wurde unruhig. Der Sekretär, der an der Zwischentür erschien, wurde augenblicklich von einem Heer von Bittstellern belagert. Er schob sie energisch, aber durchaus nicht grob beiseite und kehrte seelenruhig an seinen Schreibtisch zurück.
    »Hören Sie mal, junger Mann«, sagte der Inspektor, »ich muß auf der Stelle Mr. Sullivan sprechen. Es handelt sich um eine polizeiliche Angelegenheit.«
    »Mr. Sullivan ist gerade nicht frei«, sagte der Sekretär unbeeindruckt.
    »Dann machen Sie ihn eben frei«, sagte der

Weitere Kostenlose Bücher