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Wimsey 08- Zur fraglichen Stunde

Wimsey 08- Zur fraglichen Stunde

Titel: Wimsey 08- Zur fraglichen Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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kann nur staunen, wie Sie das gemacht haben. Wissen Sie, die meisten jungen Damen wären nämlich einfach weggelaufen und hätten schon gar nicht Schuhe und so was mitgenommen.«
    »Nun ja«, erklärte Harriet, »ich weiß eben, was da zu tun ist. Ich schreibe Detektivgeschichten«, ergänzte sie und hatte, während sie das sagte, das Gefühl, daß der Inspektor dies für eine höchst unnütze und alberne Beschäftigung halten mußte.
    »Na, so was«, meinte der Inspektor. »Es kommt doch sicher nicht oft vor, daß Sie Ihre eigenen Geschichten sozusagen in die Tat umsetzen können, wie? Was sagten Sie noch, wie Sie heißen, Miss? Ich lese ja nicht oft solche Bücher, höchstens ab und zu mal einen Edgar Wallace, aber Ihren Namen muß ich natürlich sowieso wissen.«
    Harriet nannte ihren Namen und ihre Londoner Adresse. Der Inspektor schien plötzlich hellhörig zu werden.
    »Ich meine, den Namen hätte ich schon mal gehört.«
    »Ja«, antwortete Harriet ein wenig trotzig. »Wahrscheinlich. Ich bin« – sie lachte verlegen – »ich bin die berüchtigte Harriet Vane, die vor zwei Jahren angeklagt war, Philip Boyes ermordet zu haben.«
    »Ach ja. Richtig«, erwiderte der Inspektor. »Stimmt. Aber man hat ja den Kerl erwischt, der es wirklich war, oder? Giftmord mit Arsen. Ja, natürlich. Bei dem Prozeß ging es recht viel um medizinische Details, wenn ich mich recht erinnere. Gute Arbeit. Lord Peter Wimsey hatte damit zu tun, nicht?«
    »Ziemlich«, sagte Harriet.
    »Scheint ein kluger Kopf zu sein«, bemerkte der Inspektor. »Man hört immer wieder von ihm.«
    »Ja«, räumte Harriet ein. »Er ist – sehr aktiv.«
    »Sie kennen ihn bestimmt sehr gut?« bohrte der Inspektor mit einer, wie Harriet fand, höchst unangebrachten Neugier weiter.
    »O ja, natürlich, ganz gut.« Sie fand sich mit einemmal recht undankbar. Immerhin hatte Wimsey sie aus einer sehr unangenehmen Lage, wenn nicht sogar vor einem schmachvollen Tod gerettet, und so ergänzte sie hastig und ein wenig gestelzt: »Ich habe ihm sehr viel zu verdanken.«
    »Versteht sich«, antwortete der Inspektor. »Das soll nicht heißen, daß Scotland Yard« (er war ein loyaler Mann) »am Ende nicht auch den Richtigen erwischt hätte. Aber manchmal« (hier gewann der Lokalpatriotismus die Oberhand) »sind die vom Yard uns gegenüber doch im Nachteil. Sie können nicht alle Leute in London kennen, wie wir hier jeden kennen. Ginge ja gar nicht. Und in so einem Fall hier – ich wette zehn gegen eins, daß wir im Nu alles über diesen jungen Mann herausbekommen werden.«
    »Aber vielleicht war er ein Feriengast«, meinte Harriet.
    »Wahrscheinlich sogar«, sagte der Inspektor. »Trotzdem gibt es bestimmt irgend jemanden, der über ihn Bescheid weiß. Hier steigen Sie aus, Saunders. Trommeln Sie alle Hilfe zusammen, die Sie kriegen können, und lassen Sie sich von Mr. Coffin nach Wilvercombe bringen, wenn Sie hier durch sind. Also, Miss, was sagten Sie noch gleich, wie dieser Bursche aussah?«
    Harriet beschrieb den Leichnam noch einmal.
    »Bart? So so«, fand der Inspektor. »Hört sich nach einem Ausländer an, wie? Im Moment weiß ich ihn nirgends unterzubringen, aber das werden wir ganz schnell haben. So, und hier sind wir bei der Polizeistation, Miss. Wenn Sie einen Augenblick hereinkommen könnten – der Chef möchte Sie gern sprechen.«
    Harriet trat ein und erzählte die ganze Geschichte noch einmal von vorn, diesmal bis ins kleinste Detail. Polizeidirektor Glaisher hörte ihr mit schmeichelhaftem Interesse zu. Sie übergab die Gegenstände, die sie dem Toten abgenommen hatte, sowie den Film und wurde dann noch eingehend nach ihrem Tagesablauf vor und nach dem Leichenfund befragt.
    »Übrigens«, meinte der Polizeidirektor, »dieser junge Mann, dem Sie auf der Straße begegnet sind – wo ist er geblieben?«
    Harriet sah sich um, als erwartete sie, Mr. Perkins immer noch brav bei Fuß zu finden.
    »Keine Ahnung. Den habe ich ganz vergessen. Er muß weggegangen sein, während ich Sie anrief.«
    »Komisch«, fand Glaisher und nahm sich vor, nach Mr. Perkins suchen zu lassen.
    »Aber er kann unmöglich Näheres wissen«, sagte Harriet. »Er war sehr überrascht – und erschrokken. Darum ist er ja mit mir zurückgekommen.«
    »Wir werden ihn trotzdem unter die Lupe nehmen müssen, das gehört nun mal dazu«, sagte der Polizeidirektor. Harriet wollte schon einwenden, dies sei doch reine Zeitverschwendung, als ihr plötzlich klar wurde, daß

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