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Wimsey 08- Zur fraglichen Stunde

Wimsey 08- Zur fraglichen Stunde

Titel: Wimsey 08- Zur fraglichen Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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immer noch am Meer entlang, aber die Steilküste wurde jetzt immer flacher und fiel fast auf Meereshöhe ab. Sie sahen eine Baumgruppe und eine Hecke und einen kleinen Pfad, der im Bogen an einer verfallenen Hütte vorbei zu einer ausgedehnten Grünfläche führte, auf der an der Grenze zum Sandstrand ein Zelt stand; daneben stieg Rauch von einem Lagerfeuer auf. Als sie an dem Weg vorbeigingen, kam dort gerade ein Mann herauf, einen Benzinkanister in der Hand. Er trug eine alte Flanellhose und ein Khakihemd mit hochgekrempelten Ärmeln. Sein weicher Hut war ziemlich tief ins Gesicht gezogen, und die Augen waren zusätzlich hinter einer dunklen Brille versteckt. Harriet sprach den Mann an und fragte, ob es noch weit bis zum Dorf sei.
    »Nur ein paar Minuten«, antwortete er kurz angebunden, aber höflich.
    »Ich möchte telefonieren«, fuhr Harriet fort. »Ich höre, es gibt dort einen Laden mit Telefon. Stimmt das?«
    »Ja. Gleich hinterm Dorfanger, auf der anderen Seite. Sie können ihn gar nicht verfehlen, weil es der einzige Laden ist.«
    »Danke. Ach, übrigens – es gibt wohl keinen Polizisten im Dorf?«
    Der Mann, der gerade weitergehen wollte, blieb stehen und sah sie an, die Hand wegen der grellen Sonne über die Augen gelegt. Harriet sah eine in Rot und Blau tätowierte Schlange auf seinem Unterarm und fragte sich, ob der Mann vielleicht einmal zur See gefahren war.
    »Nein, einen Polizisten gibt’s in Darley nicht. Wir teilen uns einen Konstabler mit dem Nachbardorf, glaube ich – er fährt gelegentlich mit dem Fahrrad durch die Gegend. Ist was passiert?«
    »An der Küste ist ein Unglück passiert«, sagte Harriet. »Da liegt ein Toter.«
    »Du lieber Himmel! Na, dann rufen Sie am besten gleich in Wilvercombe an.«
    »Ja, das werde ich tun. Danke. Kommen Sie, Mr.
    Perkins! Oh, er ist schon weg!«
    Harriet holte ihren Weggenossen ein, ziemlich verärgert, weil er so offenkundig nichts mit ihr und ihrer Mission zu tun haben wollte.
    »Sie brauchen ja nicht überall stehenzubleiben und mit jedem zu reden«, beschwerte sich Mr. Perkins. »Dieser Kerl gefiel mir nicht, und wir sind doch gleich da. Ich bin nämlich heute morgen schon einmal hier durchgekommen.«
    »Ich wollte nur fragen, ob es hier einen Polizisten gibt«, erklärte Harriet friedfertig. Sie wollte sich nicht mir Mr. Perkins streiten. Sie hatte an anderes zu denken. Häuser tauchten jetzt auf, robuste kleine Bauten inmitten farbenfroher Gärtchen. Die Straße machte plötzlich einen Bogen landeinwärts, und Harriet sah zu ihrer Freude Telefonstangen, noch mehr Häuser und schließlich einen kleinen Dorfanger mit einer Schmiede in einer Ecke und cricketspieldenden Kindern auf dem Rasen. Mitten auf dem Anger stand eine alte Eiche, um deren Stamm eine Bank herumführte, auf der ein alter Mann sich sonnte; und gegenüber erspähte sie jetzt einen Laden mit einem Schild über der Tür: Geo.
    Hearn, Lebensmittel.
    »Gott sei Dank!« sagte Harriet.
    Sie eilte fast im Laufschritt über die kleine Grünanlage und in den Dorfladen, in dem sich Schuhe und Bratpfannen bis zur Decke stapelten und von sauren Drops bis Kordhosen offenbar alles zu haben war.
    Ein kahlköpfiger Mann trat hilfsbereit hinter einer Pyramide von Gemüsekonserven hervor. »Kann ich bitte mal Ihr Telefon benutzen?« »Selbstverständlich, Miss. Welche Nummer?« »Die Polizei von Wilvercombe.«
    »Die Polizei?« Der Krämer machte ein verwundertes, fast erschrockenes Gesicht. »Da muß ich Ihnen aber erst die Nummer heraussuchen«, meinte er zögernd. »Kommen Sie mit ins Wohnzimmer, Miss – und Sir.«
    »Danke«, sagte Mr. Perkins. »Aber eigentlich – ich meine, das ist eigentlich Sache der Dame. Das heißt – wenn es hier irgendwo ein Hotel gibt, möchte ich lieber – ich meine – äh – guten Abend.« Er stahl sich unauffällig aus dem Laden. Harriet, die schon vergessen hatte, daß es ihn überhaupt gab, folgte dem Handler ins Hinterzimmer und wartete geduldig, während er seine Brille aufsetzte und umständlich mit dem Telefonbuch zu hantieren begann.

3
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Das Zeugnis des Hotels
    Klein und greulich, knochig und dick,
Weiß und klapprig, moosig und geel,
Die Paare warten, spielt auf zur Gigue!
Tanzt und seid lustig; Vetter Tod ist fidel.

Wo ist Tod und sein Liebchen? Wir wollen beginnen.
DEATH’S JEST-BOOK

    DONNERSTAG, 18. JUNI
    Es war Viertel nach fünf, als der Krämer meldete, daß Harriets Gespräch durch sei. Durch die Aufenthalte und den Umweg zu Coffins Hof

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