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Wimsey 08- Zur fraglichen Stunde

Wimsey 08- Zur fraglichen Stunde

Titel: Wimsey 08- Zur fraglichen Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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der um zwei Uhr da war.«
    »Ach ja. Wie schwierig das alles ist! Jedenfalls erklärt es, warum Weldon und Perkins beide nichts von dem Pferd erwähnt haben. Sie können es gar nicht gesehen haben, weil es längst fort und wieder zurück war, bevor beide auf den Zeltplatz kamen. Aber einen Augenblick; das ist doch komisch. Woher wußte der Reiter vom Meer, daß Weldon an diesem Morgen in Wilvercombe sein würde? Scheint reiner Zufall gewesen zu sein.«
    »Vielleicht hat der Reiter Weldons Wagen vorsätzlich kaputtgemacht.«
    »Das schon, aber wie hätte er selbst dann sicher sein können, daß Weldon fortgehen würde? Eigentlich wäre es doch viel wahrscheinlicher gewesen, daß Weldon dablieb und an seinem Wagen herumbastelte.«
    »Vielleicht wußte er, daß Weldon nach Wilvercombe wollte, und das beschädigte Zündkabel war reines Pech für ihn. Daß Weldon dann trotzdem nach Wilvercombe gefahren ist, war ausgleichendes Glück.«
    »Und woher soll er Weldons Pläne gekannt haben?«
    »Vielleicht wußte er auch gar nichts von Weldon. Weldon ist erst am Dienstag in Darley angekommen, und diese ganze Geschichte war schon lange vorher geplant, wie das Datum des Briefs beweist. Der unbekannte Reiter war entsetzt, als er Weldons Zelt entdeckte, und dann erleichtert, als er ihn am Donnerstagmorgen abhauen sah.«
    Wimsey schüttelte den Kopf.
    »Wenn das alles Zufall sein soll! Na ja, mag sein. Sehen wir uns jetzt mal weiter an, was passiert ist. Der Reiter verabredet sich mit Alexis, der gegen Viertel vor zwölf am Bügeleisen ist. Dort trifft er Alexis, gibt ihm seine Instruktionen – mündlich, darf man annehmen –, reitet nach Darley zurück, läßt das Pferd laufen und geht seiner Wege. Gut. Das Ganze wird bis halb oder Viertel vor eins zu Ende gewesen sein; es muß jedenfalls bis halb zwei zu Ende gewesen sein, sonst hätte Weldon ihn zurückkommen sehen. Was macht inzwischen Alexis? Statt aufzustehen und seiner Wege zu gehen, bleibt er friedlich auf dem Felsen sitzen und wartet, bis um zwei Uhr jemand kommt und ihn ermordet!«
    »Vielleicht hatte man ihm gesagt, er soll noch etwas sitzen bleiben, um nicht gleichzeitig mit dem Reiter aufzubrechen. Oder halt – eine bessere Idee. Nachdem der Reiter fort ist, wartet Alexis noch ein bißchen – sagen wir fünf Minuten – jedenfalls so lange, bis sein Freund außer Sicht ist. Dann taucht aus der Nische im Felsen der Mörder auf, der da gelauscht hat, und spricht mit Alexis. Um zwei Uhr endet das Gespräch mit einem Mord. Dann erscheine ich, und der Mörder verschwindet wieder in der Versenkung. Wie ist das? Der Mörder hat sich nicht gezeigt, solange der Reiter da war, weil er sich nicht zutraute, mit zwei Mann gleichzeitig fertig zu werden.«
    »Die bekannten Fakten wären damit wohl abgedeckt. Ich frage mich dann nur, warum er Sie nicht auch gleich ermordet hat.«
    »Weil es dann schon viel weniger nach Selbstmord ausgesehen hätte.«
    »Sehr richtig. Aber wie kommt es, daß Sie die beiden Leute, die sich da angeregt auf dem Bügeleisen unterhielten, nicht gesehen haben, als Sie um ein Uhr kamen und von der Steilküste hinunterschauten?«
    »Weiß der Himmel! Wenn der Mörder – oder sogar beide, er und Alexis – auf der Seeseite des Felsens gestanden hat, konnte ich überhaupt nichts sehen. Und das könnte durchaus sein, denn um die Zeit stand das Wasser sehr niedrig, und der Sand war bestimmt trocken.«
    »Ja, wahrscheinlich. Und als das Gespräch sich in die Länge zog, sahen sie die Flut kommen und sind auf den Felsen gestiegen, um trockene Füße zu behalten. Das müßte während der Zeit gewesen sein, als Sie schliefen. Es wundert mich dann aber, daß Sie die Unterhaltung nicht gehört haben, solange Sie noch Ihren Lunch verzehrten. Stimmen tragen weit am Strand.«
    »Vielleicht haben sie mich die Steilküste herunterkommen hören und sich daraufhin leise verhalten.«
    »Vielleicht. Und dann hat der Mörder, der genau wußte, daß Sie da waren, den Mord sozusagen bewußt unter Ihrer Nase begangen.«
    »Er könnte gedacht haben, ich sei schon wieder weg. Er wußte, daß ich ihn in dem Moment nicht sehen konnte, weil er mich auch nicht sehen konnte.«
    »Und Alexis gab einen Schrei von sich, Sie wachten auf, und er mußte sich verstecken.«
    »So ungefähr. Scheint alles ganz gut zusammenzupassen. Und das heißt, wir müssen uns jetzt um einen völlig neuen Mörder kümmern, der Gelegenheit hatte, von dem Treffen zwischen Boris und Alexis Kenntnis zu

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