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Wimsey 08- Zur fraglichen Stunde

Wimsey 08- Zur fraglichen Stunde

Titel: Wimsey 08- Zur fraglichen Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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andere beim Kampf gegen eine Stuhllehne geschlagen war, wobei ein Stück aus der Schneide herausbrach, und das wollte er als Andenken an die hautnächste Rasur seines Lebens behalten, meinte er. Das fand ich sehr gut. Mr. Pritchard hatte schon immer Humor. Dann Oberst Grimes. Er hatte eins, mußte aber beim Rückzug über die Marne seine ganzen Sachen zurücklassen – was daraus geworden ist, kann ich nicht sagen. Er war sehr zufrieden mit diesem Rasiermesser und hat sich dann wieder ein ähnliches gekauft, das er noch immer hat. Das wären jetzt sechs vom zweiten Dutzend. Wo sind die andern geblieben? Ach ja, ich weiß! Mit einem hat es eine richtig komische Geschichte gegeben. Der junge Mr. Ratcliffe – der Ehrenwerte Henry Ratcliffe – kam eines Tages in heller Aufregung an. ›Endicott‹, sagt er, ›sehen Sie sich bloß mal mein Rasiermesser an!‹ – ›Meine Güte, Sir‹, sage ich, ›das sieht ja aus, als wenn jemand Holz damit gesägt hätte.‹ – ›Da liegen Sie gar nicht so falsch, Endicott‹, sagt er. ›Meine Schwägerin und ein paar von ihren klugen Freundinnen hatten in ihrem Studio die glänzende Idee, eine private Theateraufführung zu inszenieren, und da haben sie die Kulissen mit meinem besten Rasiermesser ausgeschnitten. ‹ Mein Gott, war der Mann außer sich! Natürlich war die Klinge. restlos hin; er hat sich dann ein anderes Messer gekauft, ein sehr gutes französisches, das wir damals gerade versuchsweise hatten. Dann – ach ja! Dann kam der arme Lord Blackfriars. Das war eine traurige Geschichte. Hat eine Filmschauspielerin geheiratet, und die hat zuerst sein Geld durchgebracht und ist dann mit irgendeinem dunkelhäutigen Exoten durchgegangen – Sie erinnern sich bestimmt, Mylord. Der arme Mann hat sich eine Kugel durch den Kopf geschossen. Seine Rasiermesser hat er seinem Diener vermacht, der sich um keinen Preis davon trennen wollte. Major Hartley hatte zwei, und Oberst Belfridge auch. Sie sind beide aus der Stadt aufs Land gezogen. Ich könnte Ihnen die Adressen geben. Sir John Westlock – nun, da kann ich nichts Bestimmtes sagen. Da hat es irgendwelchen Ärger gegeben, so um die Zeit des Megatherium-Skandals, und er ist ins Ausland gegangen. Anfang der zwanziger Jahre, war es nicht so? Mein Gedächtnis ist nicht mehr, was es mal war. Der hatte auch ein Paar davon. Er legte Wert auf eine gute Klinge und hat sie immer sehr pfleglich behandelt. Mr. Alec Baring – das war auch so traurig. Sie sagten immer, es läge in der Familie, aber ich meine, es muß etwas mit diesem Flugunfall zu tun gehabt haben. Wo er jetzt ist, geben sie ihm bestimmt kein Rasiermesser in die Hand. Er hatte nur eins von diesem Satz, als Ersatz für eines, das er mal im Hotel vergessen hat. Wie viele haben wir jetzt? Sechzehn zusammen, nicht mitgezählt das Dutzend, das nach Bombay gegangen ist. Tja, das wär’s dann schon fast, denn ein rundes halbes Dutzend habe ich meinem letzten Meister geschenkt, als wir das Geschäft zumachten. Er hat jetzt ein eigenes in Eastbourne und macht sich gut, wie ich höre. Zweiundzwanzig. So, und was ist nun mit dem letzten Paar?«
    Mr. Endicott kratzte sich mit schmerzlichem Gesichtsausdruck am Kopf.
    »Manchmal habe ich den Eindruck, daß ich doch schon etwas nachlasse«, meinte er, »obwohl mein Handicap immer kürzer wird und ich noch nie so gut Luft bekam wie jetzt. Also, wer hat nun dieses Paar gekauft? Ach Gott, ja! Könnte das nicht Sir William Jones gewesen sein? Nein, das geht nicht. Oder der Marquis von – – –? Nein. Halt, einen Moment. Das war das Paar, das Sir Harry Ringwood für seinen Sohn gekauft hat – den jungen Mr. Ringwood am Magdalen College. Ich wußte doch, daß ich sie nicht mehr gesehen hatte. Er hat sie 1925 bekommen, und dann ist der junge Herr für das Kolonialministerium nach Britisch-Ostafrika gegangen, nachdem er die Universität verlassen hatte. Bitte sehr! Ich wußte doch, daß sie mir mit der Zeit noch alle einfallen würden. Das wären sie alle, Mylord.«
    »Endicott«, sagte Lord Peter, »ich finde Sie einfach großartig. Sie sind der jüngste Mann Ihres Alters, dem ich je begegnet bin, und ich möchte gern Ihren Weinhändler kennenlernen.«
    Mr. Endicott schob erfreut die Karaffe über den Tisch und nannte den Namen des Händlers.
    »Viele von den Genannten können wir gleich vergessen«, sagte Lord Peter. »Oberst Grimes ist so eine Sache. Weiß der Himmel, was aus dem Rasierzeug geworden ist, das er in Frankreich gelassen hat,

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