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Wimsey 08- Zur fraglichen Stunde

Wimsey 08- Zur fraglichen Stunde

Titel: Wimsey 08- Zur fraglichen Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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aber ich nehme an, daß es sich drüben jemand angeeignet hat. Natürlich könnte es auch wieder nach England zurückgekommen sein. Die Möglichkeit müssen wir im Auge behalten. Major Hartley und Oberst Belfridge sollte man aufsuchen. Ich glaube nicht, daß es Sir John Westlock ist. Wenn er so ein umsichtiger Mensch war, wie Sie sagen, hat er wahrscheinlich seine Rasiermesser immer bei sich gehabt und in Ehren gehalten. Bei dem armen Baring müssen wir der Sache nachgehen. Sein Messer könnte verkauft oder verschenkt worden sein. Und wir könnten uns auch einmal nach dem jungen Ringwood erkundigen, obwohl wir ihn wahrscheinlich ausscheiden können. Dann Ihr letzter Meister. Meinen Sie, er könnte das eine oder andere davon verkauft haben?«
    »Nein, eigentlich nicht, Mylord. Das glaube ich nicht. Er wollte sie, wie er mir sagte, privat und im Salon benutzen. Daß der alte Name draufstand, hat ihm gefallen. Aber für den Verkauf an seine Kunden würde er doch lieber seinen eigenen Namen draufstehen haben wollen. Sehen Sie, Mylord, so etwas ist nicht unwichtig. Nur wer ein gutes Geschäft hat und die Messer gleich Dreidutzendweise bestellen kann, bekommt seinen Namen eingraviert. Er hatte einen sehr guten Start mit drei Dutzend neuen Kropp-Klingen, das hat er mir nämlich erzählt, und unter diesen Umständen wird er seinen Kunden diese auch verkaufen.«
    »Eben. Könnte es sein, daß er die andern gebraucht verkauft?«
    »Das kann ich natürlich nicht sagen«, antwortete Mr. Endicott. »Rasiermesser werden allerdings kaum gebraucht gehandelt, höchstens daß hin und wieder so ein Wanderfriseur mal eins bekommt.«
    »Was ist ein Wanderfriseur?«
    »Nun, Mylord, das sind Friseure, die keine Arbeit haben und von Ort zu Ort ziehen, um aushilfsweise zu arbeiten, wo gerade Not am Mann ist. In unserm Salon haben wir solche Leute natürlich kaum zu Gesicht bekommen. Erstklassige Kräfte sind das nämlich in aller Regel nicht, und ich hätte für meine Kunden nie einen Barbier eingestellt, der etwas anderes als erstklassig gewesen wäre. Aber in einer Stadt wie Eastbourne, wo viel Saisonbetrieb ist, laufen sie natürlich in großer Zahl herum. Es könnte sich lohnen, einmal bei meinem ehemaligen Meister nachzufragen. Plumer heißt er und hat seinen Salon in der Belvedere Road. Wenn Sie möchten, schreibe ich ihm ein paar Zeilen.«
    »Ach nein, bemühen Sie sich nicht. Ich fahre selbst hin und spreche mit ihm. Nur noch eine Frage. War einer der Kunden, die Sie mir genannt haben, ein Mann mit schwerer Hand, der sein Rasiermesser stark abgenutzt und Ihnen immer wieder zum Nachschärfen gebracht hat?«
    Mr. Endicott lachte leise.
    »Also, wenn Sie schon danach fragen«, meinte er. »Oberst Belfridge – ach du meine Güte! Der ist mit seinen Rasiermessern vielleicht umgegangen! Auch heute noch, soviel ich weiß. Immer wieder kam er zu mir und sagte: ›Also ich schwör’s Ihnen, Endicott, ich weiß nicht, was Sie mit meinen Rasiermessern anstellen. Die bleiben nicht eine Woche scharf. Der Stahl ist auch nicht mehr, was er vor dem Krieg mal war.‹ Aber es lag nicht am Stahl, und auch nicht am Krieg. Es war immer dasselbe. Ich glaube, er hat seine Messer immer mit der Schneide voran über den Riemen gezogen; den Verdacht habe ich wirklich. Er hielt sich keinen Diener, müssen Sie wissen. Der Oberst stammt aus einer unserer besten Familien, aber er ist alles andere als ein reicher Mann. Ein hervorragender Soldat, soviel ich weiß.«
    »Einer aus der alten Schule, wie?« meinte Wimsey. »Ein gutes Herz unter einer rauhen Schale. Ich kenne das. Was sagten Sie, wo er jetzt lebt?«
    »In Stamford«, antwortete Mr. Endicott wie aus der Pistole geschossen. »Er hat mir letzte Weihnachten eine Karte geschickt. Fand ich sehr nett von ihm, daß er sich noch an mich erinnert hat. Aber meine alten Kunden sind in dieser Hinsicht wirklich sehr aufmerksam. Sie wissen, daß ich mich freue, wenn man sich meiner erinnert. Nun, Mylord, es hat mich über die Maßen gefreut, Sie zu sehen«, fügte er hinzu, als Wimsey sich erhob und seinen Hut nahm, »und ich hoffe sehr, daß ich Ihnen ein wenig behilflich sein konnte. Sie halten sich gesund, hoffe ich? Sie sehen gut aus.«
    »Man wird älter«, sagte Lord Peter. »Ich werde schon grau an den Schläfen.«
    Mr. Endicott ließ ein besorgtes Schnalzen vernehmen.
    »Aber das hat doch nichts zu bedeuten«, beeilte er sich seinem Besucher zu versichern. »Viele Damen finden das distinguiert. Ihr Haar wird

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