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Wimsey 08- Zur fraglichen Stunde

Wimsey 08- Zur fraglichen Stunde

Titel: Wimsey 08- Zur fraglichen Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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Westend getippt. Aber Sie sind wahrscheinlich auch so eine Art Sportsmann, wie? Jagen und Fischen und so, ja?«
    »Ich bin früher Fuchsjagden geritten und schieße und angle heute noch ein wenig«, sagte Wimsey. »Schließlich bin ich auf dem Lande aufgewachsen, nicht wahr? Unsere Familie besitzt Ländereien in den Shires, und unser Sitz ist Duke’s Denver in Norfolk, an der Grenze zu den Fenmooren.«
    »Ach ja, stimmt! Sie sind ja Denvers Bruder. War nie dort, aber ich wohne auch in diesem Teil der Welt – in Huntingdonshire, nicht weit von Ely.«
    »Ja, die Gegend kenne ich sehr gut. Obstanbau. Ein bißchen flach, aber ungemein guter Boden.«
    »Mit Landwirtschaft ist heute nichts mehr zu verdienen«, grollte Mr. Weldon. »Nehmen Sie nur mal den ganzen russischen Weizen, den sie hier billig einführen. Als wenn nicht alles schon schlimm genug wäre, mit diesen Löhnen und Steuern und Abgaben und Zinsen und Versicherungsprämien. Ich habe zwanzig Hektar Weizen. Bis die eingefahren sind, haben sie mich schätzungsweise zwanzig Pfund pro Hektar gekostet. Und was kriege ich dafür? Wenn ich Glück habe, zwölf. Was diese verdammte Regierung sich vorstellt, wie da der Landwirt noch zurechtkommen soll, weiß ich auch nicht. Mir ist manchmal wahrhaftig danach, den ganzen Kram hinzuschmeißen und auszuwandern. Viel hält mich ja nicht. Gott sei Dank bin ich nicht verheiratet! Bin doch nicht verrückt. Wenn Sie einen Rat hören wollen, lassen Sie die Finger von den Frauen. Sie müssen es schlau angestellt haben, daß Sie noch von keiner erwischt worden sind. Und dabei sehen Sie so aus, als ob Sie ein ziemlich flottes Leben führen. Ein Glück für Sie, daß Ihr Bruder noch nicht so alt ist. Erbschaftssteuer und so. Daran kann ein Besitz zugrunde gehen. Aber ich fand immer, er ist ein prima Kerl für einen Herzog. Wie kommt er denn über die Runden?«
    Wimsey erklärte ihm, daß die Denvers ihr Einkommen nicht vom Gut Denver bezögen, das eher Geld koste als einbringe.
    »Aha, verstehe. Na, dann können Sie ja von Glück reden. Wenn einer heute von der Landwirtschaft leben will, muß er seine ganze Kraft hineinstecken.«
    »Ja, ich glaube, Sie müssen ziemlich hart ran. Von morgens bis abends auf den Beinen. Nichts entgeht des Hausherrn scharfem Blick. So ähnlich, wie?«
    »Äh – ja, ja.«
    »Es muß ärgerlich für Sie sein, alles stehen- und liegenlassen zu müssen, um nach Wilvercombe zu kommen. Wie lange gedenken Sie hierzubleiben?«
    »Äh – hm, das weiß ich noch nicht. Hängt von der Voruntersuchung ab, nicht? Ich hab natürlich jemanden, der nach dem Rechten sieht.«
    »Eben. Und jetzt sollten wir wohl mal zu den Damen zurückgehen, nicht?«
    »Ha!« Mr. Weldon bohrte ihm den Ellbogen in die Rippen. »Damen, so? Immer vorsichtig, mein Lieber. Sie kommen ins gefährliche Alter! Wenn Sie nicht aufpassen, hat man Sie eines schönen Tages am Wickel.«
    »Oh, ich glaube, ich kann meinen Kopf schon aus der Schlinge halten.«
    »Aus der – ach so, ja – aus der ehelichen Schlinge. Haha! Na gut. Dann gehen wir mal.«
    Mr. Weldon wandte sich abrupt von der Bar ab. Wimsey, der sich die ganze Zeit vorhielt, daß die Fähigkeit, Beleidigungen zu schlucken, zum notwendigen Rüstzeug eines Detektivs gehöre, widerstand der Versuchung, seine Schuhspitze mit Mr. Weldons ausladendem Hinterteil in Kontakt zu bringen, und folgte ihm grübelnd.
    Der Kellner teilte ihm mit, daß die Damen sich in den Tanzsalon begeben hätten. Henry knurrte etwas, war aber dann erleichtert, als er sah, daß seine Mutter nicht unter den Tanzenden war. Sie schaute nur zu, wie Harriet sich in ihrem weinroten Kleid in Mr. Antoines geübten Armen drehte. Wimsey bat Mrs. Weldon höflich um die Ehre, aber sie schüttelte den Kopf.
    »Das könnte ich nicht. Nicht so bald. Überhaupt – nie mehr, jetzt nachdem Paul – aber ich habe zu Miss Vane gesagt, sie soll sich ruhig amüsieren und keine Rücksicht auf mich nehmen. Es ist ein Genuß zu sehen, wie glücklich sie ist.«
    Wimsey nahm Platz und gab sich große Mühe, das Schauspiel von Harriets Glück zu genießen. Als der Quickstep sich dem Ende näherte, richtete Antoine es mit professionellem Takt so ein, daß sie den Tanz ganz in der Nähe des Tisches beendeten, dann verbeugte er sich elegant und zog sich diskret zurück. Harriet kam mit leicht geröteten Wangen an den Tisch und lächelte Lord Peter liebenswürdig zu.
    »Ah, da sind Sie ja«, sagte Seine Lordschaft.
    Harriet wurde plötzlich

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