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Wimsey 08- Zur fraglichen Stunde

Wimsey 08- Zur fraglichen Stunde

Titel: Wimsey 08- Zur fraglichen Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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würde, ist er jetzt in dieser traurigen Geschichte so lieb zu mir. Als ich ihm schrieb und ihm schilderte, wie schrecklich weh es mir tut, was hier alles über Paul gesagt wird, ist er sofort gekommen, um mir beizustehen, und dabei weiß ich doch, wie furchtbar viel er gerade jetzt zu tun haben muß. Ich glaube wirklich, daß der Tod des armen Paul uns einander nähergebracht hat.«
    Harriet meinte, das müsse ein großer Trost für Mrs. Weldon sein. Was hätte sie sonst antworten sollen?
    Henry trug indessen Lord Peter seine eigenen Ansichten zu dem Thema vor.
    »War schon ein schwerer Schlag für das alte Mädchen«, bemerkte er über einem Glas Scotch. »Sie nimmt’s sehr schwer. Aber unter uns, es ist doch am besten so. Wie soll eine Frau in ihrem Alter mit so einem Kerl glücklich werden? Wie? Ich kann diese Hopphoppskis sowieso nicht ausstehen, und dabei hat sie gut und gern ihre siebenundfünfzig Jahre. Ich selbst bin ja schon sechsunddreißig. Bin noch mal gut davongekommen. Man gibt schon eine komische Figur ab, wenn einem die Mutter einen zwanzigjährigen Salonlöwen als Stiefvater vorsetzen will. Wahrscheinlich ist das hier schon überall rum. Wetten, daß sie hinter meinem Rücken alle grinsen? Sollen sie grinsen. Ist jetzt sowieso vorbei. Das Knäblein dürfte sich wohl selbst um die Ecke gebracht haben, wie?«
    »Es sieht so aus«, räumte Wimsey ein.
    »Hat wahrscheinlich den Gedanken nicht ertragen können, was? Selber schuld. Sicher pfiff er auf dem letzten Loch, der arme Teufel! Dabei ist das alte Mädchen gar nicht so übel. Hätte den Burschen ganz schön verwöhnt, wenn er sich an die Abmachung gehalten hätte. Aber man kann ja diesen Ausländern nie trauen. Wie die Collies – lecken einem die Stiefel, im nächsten Augenblick beißen sie. Ich persönlich mag Collies nicht. Da ist mir ein anständiger Bullterrier jederzeit lieber.«
    »Natürlich – so richtig britisch, nicht?«
    »Hab mir gedacht, ich flitze am besten mal hin, um die Gute wieder aufzumuntern. Und damit sie mit diesem Bolschewikenquatsch mal aufhört. Das bringt doch nichts, wenn sie ihre Zeit mit so spleenigen Ideen vertut. Am Ende dreht sie uns noch durch. Wenn eine Frau sich so was erst mal in den Kopf gesetzt hat, treibt man es ihr schwer wieder aus. Das ist auch so eine Manie, wie Frauenrechte und Kartenlegen.«
    Wimsey pflichtete ihm vorsichtig bei, daß eine unvernünftige Überzeugung sich im Laufe der Zeit zu einer fixen Idee entwickeln könne.
    »Genau das meine ich. Sie haben das richtige Wort gesagt – fixe Idee, jawohl. Ich kann es einfach nicht haben, daß sie ihre Zeit und ihr Geld für eine fixe Idee verschwendet. Schauen Sie mal, Wimsey, Sie sind doch ein vernünftiger Mensch – gescheit und so weiter – könnten Sie ihr diese Bolschewikenidee nicht ausreden? Sie bildet sich nämlich irgendwie ein, daß Sie und diese Vane sie darin unterstützen. Aber lassen Sie sich von mir sagen, alter Freund, so was bringt nichts ein.«
    Lord Peter hob leicht die Brauen.
    »Na klar«, fuhr Mr. Weldon fort, »ich verstehe schon Ihr Spiel. Sie sind scharf auf solche Sachen, und so was ist ja auch eine erstklassige Reklame und gibt Ihnen einen guten Vorwand, mit dem Mädchen herumzuziehen. Völlig klar. Aber es ist nicht ganz das Wahre, solche Spielchen mit meiner Mutter zu treiben, wenn Sie verstehen. Den Wink wollte ich Ihnen bloß mal geben. Sie nehmen mir’s nicht übel?«
    »Ich bin ganz und gar bereit«, sagte Lord Peter, »alles zu nehmen, wie es kommt.«
    Mr. Weldon sah ihn einen Augenblick verdutzt an, dann lachte er schallend los.
    »Das ist gut«, meinte er, »verdammt gut! Was hatten Sie? Martell Dreistern? He, Johnnie, noch mal dasselbe für den Herrn.«
    »Nein, danke«, sagte Wimsey. »Sie haben mich mißverstanden.«
    »Ach, kommen Sie – noch ein Gläschen schadet nicht. Nein? Na gut, wenn Sie nicht wollen, wollen Sie nicht. Ich hatte einen Scotch mit Soda. Also, wir haben uns verstanden, ja?«
    »O ja. Ich glaube, ich habe Sie genau verstanden.«
    »Gut. Bin froh, daß ich die Gelegenheit hatte, Sie darüber mal aufzuklären. Das Ganze ist natürlich furchtbar lästig. Jetzt sitzen wir hier wahrscheinlich fest, bis sie die Leiche gefunden und eine Voruntersuchung abgehalten haben. Kann diese Kurorte nicht ausstehen. Zu Ihnen paßt so was wohl besser. Ich bin mehr für frische Luft, ohne Brimborium und Smokings.«
    »Sehr richtig«, sagte Wimsey.
    »Finden Sie das auch? Ich hatte bei Ihnen mehr auf

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