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Wimsey 09 - Mord braucht Reklame

Wimsey 09 - Mord braucht Reklame

Titel: Wimsey 09 - Mord braucht Reklame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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einen glatten Kiesel gefunden, etwa von der gleichen Größe wie der Skarabäus.»
    «So?» meinte Parker. Er erhob sich langsam von seinem Fensterplatz und näherte sich dem Tischchen mit den Karaffen.
    «Was sagt sie dazu?»
    «Sie sagt, man würde kaum glauben, was für komische Sachen sie dauernd findet, wenn sie die Büros reinigt. Der Stein stammt ihrer Ansicht nach von Mr. Atkins, der wegen Krankheit seinen Urlaub an der See etwas früher genommen hat.»
    «Nun», sagte Parker, indem er den Hebel des SodaSiphons losließ, «und warum nicht?»
    «Eben, warum nicht? Dieser Kiesel, den ich dir hier zeige, wurde von mir auf dem Dach über dem Waschraum gefunden. Ich mußte an einem Regenrohr hinunterklettern, um ihn mir zu besorgen, und habe mir dabei eine Flanellhose ruiniert.»
    «Soso.»
    «Schon gut, Käptn. Jedenfalls habe ich ihn da gefunden. Und außerdem habe ich am Oberlicht eine Stelle gefunden, an der die Farbe abgesprungen war.»
    «An was für einem Oberlicht?»
    «Es ist das Oberlicht direkt über der Eisentreppe. So ein spitz zulaufendes Ding, wie ein junges Gewächshaus, mit Fenstern zum Öffnen auf allen Seiten – du weißt, welche Art ich meine –, die man bei Hitze offen läßt. Und es war heiß, als der kleine Dean von dieser Welt Abschied nahm.»
    «Du meinst also, daß jemand durch das Oberlicht einen Stein nach ihm geworfen hat?»
    «Du sagst es, Chef. Oder genauer gesagt, nicht einen Stein, sondern den Stein. Das heißt, den Skarabäus.»
    «Und was ist mit den anderen Steinen?»
    «Übungsschüsse. Ich habe mich vergewissert, daß der Bürotrakt während der Mittagspause immer so gut wie menschenleer ist. Aufs Dach geht kaum jemand, nur die Botenjungen morgens um halb neun zu ihrer Gymnastik.»
    «Wer im gläsernen Oberlicht wohnt, sollte nicht mit Steinen werfen. Willst du etwa sagen, daß man einem Menschen den Schädel zertrümmern und das Genick brechen kann, indem man ihm so einen kleinen Stein nachwirft?»
    «Natürlich nicht, indem man ihn nur wirft. Aber wie wär's mit einer Schleuder?»
    «Nun, in diesem Falle brauchst du ja nur die Leute in den umstehenden Bürohäusern zu fragen, ob sie jemanden beobachtet haben, der auf Pyms Dach ein bißchen David und Goliath geübt hat, schon hast du ihn!»
    «So einfach ist es nicht. Das Dach ist ein schönes Stück höher als alle anderen Dächer ringsum und hat auf allen Seiten eine steinerne Brüstung von knapp einem Meter Höhe – damit das Haus noch größer und erhabener aussieht, nehme ich an. Um durch das Oberlicht einen Stein auf die Eisentreppe zu schießen, muß man sich in einer ganz bestimmten Stellung zwischen diesem und dem nächsten Oberlicht hinknien und ist dadurch von nirgendwo zu sehen – außer es steht jemand auf der Treppe und schaut zu einem hoch –, was offensichtlich nicht der Fall war, wenn man von dem armen Victor Dean absieht. Eine bombensichere Sache.»
    «Na schön. Dann versuch herauszubekommen, ob einer von der Belegschaft häufig zur Mittagspause im Haus geblieben ist.»
    «Bringt nichts. Die Leute lassen sich zwar morgens registrieren, wenn sie kommen, aber mittags kümmert sich keiner darum, wer wann kommt oder geht. Auch der Mann vom Empfang geht zu Mittag essen, und einer von den älteren Laufjungen nimmt dann seinen Platz ein, aber nur für den Fall, daß irgendein Brief oder Paket ankommt, und auch der ist nicht unbedingt die ganze Zeit da. Dann hätten wir noch den Jungen, der durch die Räume geht und ‹Jeyes flüssig› versprüht, aber der geht nicht bis aufs Dach. Es gibt nichts, was einen hindern könnte, beispielsweise um halb eins aufs Dach zu gehen, dort zu bleiben, bis die Arbeit getan ist, und einfach über die Treppe wieder herunterzukommen. Der Fahrstuhlführer oder sein Statthalter ist zwar immer im Dienst, aber man braucht sich nur auf der blinden Seite des Fahrstuhls zu halten, wenn man vorbeigeht, und er kann einen unmöglich sehen. Außerdem kann der Fahrstuhl ja auch unten im Erdgeschoß sein. Der Täter braucht nur den richtigen Augenblick abzuwarten, bis er hervorkommt. Gar nicht schwierig. Ebenso am Tag des Unglücks. Er geht zum Waschraum, der neben der Treppe liegt. Sobald die Luft rein ist, steigt er aufs Dach. Dort legt er sich auf die Lauer, bis er sein Opfer die Eisentreppe hinuntergehen sieht, worauf er nicht lange zu warten braucht, denn da läuft jeder so an die fünfzigmal am Tag hinunter. Während sich dann alles aufgeregt um die Leiche versammelt, kommt unser

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