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Wimsey 09 - Mord braucht Reklame

Wimsey 09 - Mord braucht Reklame

Titel: Wimsey 09 - Mord braucht Reklame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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Freund ganz unschuldig vom Waschraum her. Ein Kinderspiel.»
    «Würde es nicht auffallen, wenn einer so lange nicht in seinem Zimmer wäre?»
    «Mein lieber Mann, da kennst du Pyms Werbedienst schlecht! Da ist nie einer in seinem Zimmer. Wenn er nicht gerade in der Textabteilung einen Plausch hält oder mit den Stenotypistinnen herumalbert, ist er entweder im Atelier und reklamiert ein Klischee, oder in der Druckerei, um sich über einen Prospekt zu beschweren, oder in der Presseabteilung, um sich nach irgend etwas zu erkundigen, oder im Archiv, um ein paar alte Belege einzusehen, oder wenn er da nirgendwo ist, dann eben woanders – vielleicht hat er sich zu einem heimlichen Kaffee oder zum Friseur geschlichen. Das Wörtchen Alibi hat in so einem Betrieb nicht die mindeste Bedeutung.»
    «Dann steht dir ja eine lustige Zeit bevor, soweit ich sehe», sagte Parker. «Aber was für Unregelmäßigkeiten, die schließlich zum Mord führen, könnten denn in so einer Firma vorkommen?»
    «Jetzt kommen wir auf den springenden Punkt. Victor Dean pflegte mit der de Momerie-Clique herumzuziehen – »
    Parker stieß einen Pfiff aus.
    «Da hat er wohl über seine Verhältnisse gesündigt?»
    «Und wie. Aber du kennst ja Dian de Momerie. Spießbürger auf die schiefe Bahn zu bringen ist ihr schönster Nervenkitzel – es macht ihr Spaß, sie mit ihrem kleinen Gewissen ringen zu sehen. Ein durch und durch verdorbenes Gör. Ich muß es wissen, denn ich habe sie gestern abend nach Hause gebracht.»
    «Aber Peter!» sagte Lady Mary. «Einmal abgesehen von deiner Moral, die ich erschreckend finde – wie bist du in diese Bande hineingekommen? Ich könnte mir vorstellen, daß die sich eher mit Charles oder dem Polizeipräsidenten persönlich einlassen würden als mit dir.»
    «Ich war natürlich inkognito da. Es war ein Maskenball. Und um meine Moral brauchst du dich nicht zu sorgen. Die junge Dame hat sich auf dem Heimweg so sinnlos betrunken, daß ich sie nur noch in ihrer niedlichen kleinen Maisonette an den Garlic Mews abzuladen und in ihrem Wohnzimmer auf die Couch zu legen brauchte, wo ihr Mädchen sie am anderen Morgen gefunden und sich sehr gewundert haben dürfte. Aber sie wundert sich wahrscheinlich über gar nichts mehr. Das Wichtige ist aber, daß ich einiges über Victor Dean herausbekommen habe.»
    «Augenblick», unterbrach ihn Parker. «War er rauschgiftsüchtig?»
    «Anscheinend nicht, obwohl das ganz bestimmt nicht Dians Verdienst wäre. Laut seiner Schwester war er dafür zu willensstark. Möglicherweise hat er's einmal probiert und sich danach so elend gefühlt, daß es ihn nach keinem zweiten Mal gelüstete. Ja – ich weiß, was du meinst. Wenn er unter Drogeneinfluß gestanden hätte, wäre er möglicherweise ganz von allein die Treppe hinuntergefallen. Aber ich glaube, das bringt uns hier nicht weiter. Solche Dinge haben die Angewohnheit, bei der Obduktion ans Tageslicht zu kommen. Die Frage wurde ja auch gestellt … nein, das war's nicht.»
    «Hat Dian dazu eine Meinung geäußert?»
    «Sie fand, daß er ein Spielverderber war. Trotzdem scheint sie ihn von etwa Ende November bis Ende April im Schlepptau gehabt zu haben – fast ein halbes Jahr, für Dian eine lange Zeit. Möchte wissen, was sie an ihm fand. Wahrscheinlich hatte der Grünschnabel doch irgend etwas Anziehendes an sich.»
    «Sagt das seine Schwester?»
    «Ja, aber sie sagt auch, Victor habe ‹große Ambitionen› gehabt. Ich weiß nicht recht, was sie sich darunter vorstellt.»
    «Sie wird doch gewußt haben, daß Dian seine Geliebte war – oder?»
    «Das muß sie gewußt haben. Aber nach meinem Eindruck glaubte sie wohl, daß er sich mit Heiratsabsichten trug.»
    Parker lachte.
    «Immerhin», sagte Lady Mary, «hat er seiner Schwester offenbar nicht alles erzählt.»
    «Herzlich wenig, könnte ich mir denken. Über das Gela
    ge gestern abend war sie ehrlich schockiert. Auf der Party, zu der Dean sie einmal mitgenommen hat, ist es wohl nicht so heiß hergegangen. Warum hat er sie überhaupt mitgenommen? Das ist die zweite Frage. Ihr hat er gesagt, er wolle sie Dian vorstellen, und höchstwahrscheinlich hat die Kleine sich eingebildet, ihre künftige Schwägerin kennenzulernen. Aber Dean – man sollte meinen, er habe seine Schwester da heraushalten wollen. Er kann nicht wirklich die Absicht gehabt haben, sie zu verderben, wie Willis meint.»
    «Wer ist Willis?»
    «Willis ist ein junger Mann, der Schaum um den Mund bekommt, wenn er Victor

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