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Wimsey 09 - Mord braucht Reklame

Wimsey 09 - Mord braucht Reklame

Titel: Wimsey 09 - Mord braucht Reklame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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Warnbrief anfängt. Bevor er ihn fertigschreiben kann, fällt er eine Treppe hinunter und ist tot. Ist das nun ein höchst verdächtiger Umstand oder nicht?»
    «So verdächtig, daß es wahrscheinlich reiner Zufall ist. Aber da du nun einmal gern dramatisierst, wollen wir den Umstand verdächtig nennen. Wer hat das Unglück gesehen?»
    «Einer sah, wie's geschah – ich meine, ein Mr. Atkins und eine Mrs. Crump haben den Sturz von unten beobachtet und ein Mr. Prout von oben. Ihre Aussagen sind alle recht interessant. Mr. Prout sagt, die Treppe sei gut beleuchtet gewesen, und der Verunglückte sei nicht besonders schnell hinuntergegangen, während die anderen sagen, er sei plötzlich umgefallen wie ein Sack, vornüber, und den Times-Atlas habe er dabei so festgehalten, daß sie ihn nachher nur mit Schwierigkeiten aus seinen Fingern hätten ziehen können. Was würdest du daraus schließen?»
    «Nur daß der Tod auf der Stelle eingetreten ist, was bei einem Genickbruch meist der Fall ist.»
    «Ich weiß. Aber nun sieh doch mal. Du gehst eine Treppe hinunter und rutschst plötzlich aus. Was passiert? Kippst du um wie ein Sack und fällst kopfüber die Treppe hinunter? Oder sitzt du plötzlich auf dem Allerwertesten und legst die restlichen Stufen auf diesem Körperteil zurück?»
    «Kommt darauf an. Wenn ich wirklich ausrutsche, lande ich wahrscheinlich auf den vier Buchstaben. Wenn ich stolpere, stürze ich mit Sicherheit vornüber. Man kann's nicht sagen, ohne genau zu wissen, wie es passiert ist.»
    «Na schön. Du weißt ja immer eine Antwort. Aber jetzt – hältst du das, was du in den Händen trägst, mit tödlichem Griff fest – oder läßt du's fallen und versuchst dich abzufangen, indem du nach dem Geländer greifst?»
    Mr. Parker überlegte. «Wahrscheinlich letzteres», sagte er langsam, «es sei denn, ich hätte ein Tablett mit Geschirr oder dergleichen in der Hand. Aber selbst dann … Ich weiß nicht. Vielleicht hält man instinktiv fest, was man hat. Aber es dürfte ebenso ein Instinkt sein, sich irgendwo festzuhalten. Ich weiß es nicht. Dieses ganze Überlegen, was du oder ich oder irgendein vernünftiger Mensch täte, führt uns nicht weiter.»
    Wimsey stöhnte. «Sagen wir's einmal so herum, du ungläubiger Thomas. Wenn das krampfhafte Festhalten eine Folge der sofortigen Todesstarre war, muß er so schnell tot gewesen sein, daß er gar nicht mehr daran denken konnte, sich festzuhalten. Nun haben wir zwei mögliche Todesursachen – das gebrochene Genick, das er sich zugezogen haben muß, als er mit dem Kopf auf dem Boden aufschlug, und die Schlagwunde an der Schläfe, die man darauf zurückführt, daß er im Fallen mit dem Kopf gegen einen der Knöpfe am Geländer geschlagen sei. Aber ein Sturz von einer Treppe ist nicht dasselbe wie ein Sturz von einem Dach – man fällt in Raten und hat Zeit zum Nachdenken. Wenn er sich am Geländer erschlagen hat, muß er zuerst gefallen und dann mit dem Kopf ans Geländer gestoßen sein. Das gleiche gilt erst recht für den Genickbruch. Warum hat er, als er merkte, daß er fiel, nicht alles losgelassen und versucht, sich irgendwo festzuhalten?»
    «Ich weiß, was du hören möchtest», sagte Parker. «Daß er zuerst eins auf den Schädel bekommen hat und schon tot war, als er fiel. Aber ich sehe es nicht so. Ich sage, daß er mit dem Fuß irgendwo hängengeblieben und vornübergefallen sein kann und dabei sofort mit dem Kopf angeschlagen und dabei gestorben ist. Daran ist nichts Unmögliches.»
    «Dann versuche ich's noch mal. Wie ist denn das? Am selben Abend fand Mrs. Crump, die Oberaufwärterin, auf dem Korridor diesen Skarabäus aus Onyx, direkt unter der Eisentreppe. Er ist, wie du sehen kannst, rund und glatt und schwer für seine Größe, die etwa die gleiche ist wie die der Eisenknöpfe am Treppengeländer. Außerdem ist, wie du sehen kannst, an einer Seite eine Ecke herausgeschlagen. Der Skarabäus gehörte dem Toten, der ihn für gewöhnlich in der Westentasche bei sich trug oder bei der Arbeit vor sich auf dem Tisch sitzen hatte. Nun?»
    «Ich würde sagen, er ist ihm beim Fallen aus der Tasche gefallen.»
    «Und die herausgeschlagene Ecke?»
    «Wenn sie nicht schon vorher da war –»
    «War sie nicht; seine Schwester ist da ganz sicher.»
    «Dann ist es beim Fallen passiert.»
    «Glaubst du?»
    «Ja.»
    «Vermutlich solltest du das auch glauben. Aber weiter: Ein paar Tage vorher hatte Mrs. Crump auf demselben Korridor am Fuß derselben Eisentreppe

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