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Wimsey 10 - Das Bild im Spiegel

Wimsey 10 - Das Bild im Spiegel

Titel: Wimsey 10 - Das Bild im Spiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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hatte. Damit war ich mir dann so gut wie sicher.
    Ich holte mir den Rat eines Arztes und besorgte mir einen ausreichenden Vorrat des Drüsenextrakts, heuerte einen zahmen spanischen Zauberkünstler nebst ein paar Zirkuskatzen und dergleichen an und machte mich in entsprechender Verkleidung und versehen mit einem Zauberschrank, den der geniale Mr. Devant entwickelt hatte, auf die Reise. Ich verstehe mich selbst auf ein paar Zaubertricks, und gemeinsam haben wir’s ganz gut hingekriegt. Der Aberglaube der Einheimischen kam uns natürlich sehr entgegen, wie auch die Schallplattenaufnahmen. Schuberts Unvollendete eignet sich hervorragend zur Schaffung einer düsteren, geheimnisvollen Atmosphäre, desgleichen Leuchtfarbe und die kläglichen Reste einer humanistischen Bildung.«
    »Hören Sie, Wimsey – wird sie wieder gesund werden?«
    »Gesund wie ein Fisch im Wasser, und ich glaube, jedes amerikanische Gericht wird ihrer Scheidungsklage wegen fortgesetzter Grausamkeit stattgeben. Danach – kommt es nur noch auf Sie an.«
    Lord Peters Freunde begrüßten sein Wiederauftauchen in London mit gelinder Überraschung.
    »Was hast du denn bloß die ganze Zeit getrieben?« wollte der Ehrenwerte Freddy Arbuthnot wissen.
    »Ich bin mit der Frau eines andern durchgegangen«, antwortete seine Lordschaft. »Aber nur«, beeilte er sich hinzuzufügen, »in einem rein pickwickianischen Sinne. Meine Wenigkeit hatte gar nichts davon. Na ja! Begeben wir uns mal zum Holborn Empire und sehen, was George Robey uns zu bieten hat.«

Die rote Königin
Eine Lord Peter Wimsey-Geschichte
    »Na, du Karo-Bube«, sagte Mark Sambourne mit vorwurfsvollem Kopfschütteln, »dich kenne ich doch schon lange.«
    Er kramte unter dem weißen Satin seines Kostüms herum, das mit großen Rechtecken und Punkten verziert war und ein Dominospiel darstellen sollte. »Zum Kuckuck mit dieser Aufmachung! Wo hat der Schneider da bloß die Taschen hingenäht? Du raubst mir die Taschen aus, jawohl, du raubst mir aus meinen Taschen das Silber und Gold. Wieviel macht’s?« Er zückte seinen Füllfederhalter nebst Scheckbuch.
    »Fünf Pfund, siebzehn Shilling, sechs Pence«, sagte Lord Peter Wimsey. »Stimmt’s, Partnerin?« Seine weiten blauroten Ärmel raschelten, als er sich an Lady Hermione Creethorpe wandte, die in ihrem Kreuz-Dame-Kostüm ganz wie die gestrenge Jungfrau aussah, die sie in Wirklichkeit auch war.
    »Ganz recht«, antwortete die alte Dame, »und ich finde das noch sehr billig.«
    »Wir haben ja nicht lange gespielt«, entschuldigte sich Wimsey.
    »Es wäre mehr herausgekommen, Tantchen«, bemerkte Mrs. Wrayburn, »wenn du nicht so habgierig gewesen wärst. Du hättest meine vier Pik nicht verdoppeln sollen.«
    Lady Hermione schnaubte verächtlich, und Wimsey ging rasch dazwischen:
    Lageskizze des Ballsaals

    A) Treppe zu Ankleidezimmer und Galerie; B) Treppe zur Galerie; C) Treppe nur zur Musikergalerie; D) Sofa, auf dem Joan Carstairs saß; E) Sofa, auf dem Jim Playfair saß; F) Wo die Weihnachtssänger standen; G) Wo Ephraim Dodd saß; H) Gäste beim »Sir Roger«; I) Dienstboten beim »Sir Roger«; XX = Lampions; oooo = Säulen.
    »Es ist richtig schade, daß wir schon aufhören mußten, aber Deverill würde es uns nie verzeihen, wenn wir beim Sir Roger nicht dabei wären. Er legt sehr großen Wert darauf. Wieviel Uhr haben wir? Zwanzig nach eins. Der Sir Roger ist auf Punkt halb zwei angesetzt. Ich glaube, wir trollen uns jetzt besser in den Ballsaal.«
    »Das meine ich auch«, pflichtete Mrs. Wrayburn ihm bei. Sie stand auf, und nun sah man auch ihr Kostüm, das mit kühnen roten und schwarzen Spitzen verziert war und ein Backgammon-Brett darstellte. »Es ist riesig nett von Ihnen«, fuhr sie fort, während Lady Hermiones voluminöse Röcke vor ihnen her durch den Gang rauschten, »daß Sie aufs Tanzen verzichten, damit Tantchen zu ihrem Bridge kommt. Sie läßt es sich so ungern entgehen.«
    »Aber ich bitte Sie, es war mir ein Vergnügen«, sagte Wimsey. »Jedenfalls war mir die Pause ganz recht. Diese Kostüme machen einem beim Tanzen ganz schön heiß.«
    »Sie sind aber ein prachtvoller Karo-Bube. Ich finde Lady Deverills Idee so gut, daß alle sich als Spiele kostümieren sollten. Endlich mal was anderes als immer die langweiligen Pierrots und Kolombinen.« Sie bogen um die Südwestecke des Ballsaals und gelangten in den südlichen Gang, der von einem großen vierfarbigen Lampion erhellt war. Zwischen den Säulen blieben sie stehen und

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