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Wimsey 10 - Das Bild im Spiegel

Wimsey 10 - Das Bild im Spiegel

Titel: Wimsey 10 - Das Bild im Spiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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ins Dunkle, Juan,
    und es fällt mir selbst jetzt noch schwer zu glauben, daß
    irgend jemand auf der Welt sich eine solche Teufelei ausdenken konnte. Wann kommt Wetherall zurück?« »In drei Wochen.«
    »Dann sollten wir unser großes Finale am besten auf
    heute in zwei Wochen festlegen. Sehen Sie zu, daß die
    Maultiere bereit stehen, und gehen Sie in die Stadt hinunter, um eine Botschaft an die Jacht zu schicken.« »Ja, Mylord.«
    »Damit bleibt Ihnen eine Woche, um mit der Menagerie
    und dem Gepäck zu verschwinden. Und – wie ist das mit
    Martha? Halten Sie es für gefährlich, sie hierzulassen?« »Ich werde sie zu überreden versuchen, mitzukommen.« »Tun Sie das. Ich fände es gräßlich, wenn ihr hier etwas zustieße. Der Mann ist ein krimineller Irrer. Mein Gott, was werde ich froh sein, wenn das vorbei ist! Ich möchte so gern wieder mal was Richtiges anziehen. Was würde
    Bunter nur sagen, wenn er mich so sähe –«
    Der Zauberer lachte, zündete sich eine Zigarre an und
    schaltete das Grammophon ein.
    So stieg zwei Wochen später planmäßig der letzte Akt. Es hatte einige Mühe gekostet, Martha zu überzeugen,
    daß sie ihre Herrin mit zum Haus des Zauberers bringen
    müsse. Das übernatürliche Wesen hatte sich gar gezwungen gesehen, gräßlichen Zorn an den Tag zu legen und
    zwei ganze Chorpassagen von Eurypides zu deklamieren,
    bevor es sein Ziel erreichte. Den letzten Schliff erhielten
    die Schrecken des Abends durch eine Demonstration der
    gespenstischen Wirkung einer Natriumflamme – die dem
    menschlichen Antlitz ein recht leichenähnliches Aussehen
    zu geben vermag, besonders in einer einsamen Berghütte
    in einer dunklen Nacht und untermalt von magischen Beschwörungen und dem Danse Macabre von Saint-Saëns. Zu guter Letzt wurde der Magier durch ein Versprechen
    besänftigt, und Martha ging ihres Weges, versehen mit
    einem auf Pergament geschriebenen Zauberspruch, den
    ihre Herrin lesen und hernach in einem weißen Seidensäckchen um den Hals tragen sollte.
    Als magische Formel war dieses Dokument vielleicht
    sprachlich nicht sehr eindrucksvoll, aber seine Bedeutung
    war jedem Kind verständlich. Es war auf Englisch abgefaßt und lautete:
    »Sie waren krank und in großer Gefahr, aber Ihre Freunde stehen bereit, Sie zu heilen und Ihnen zu helfen. Haben Sie keine Angst, sondern tun Sie, was Martha Ihnen sagt, und bald werden Sie wieder gesund und glücklich sein.«
    »Und selbst wenn sie das nicht versteht«, sagte der Zauberer zu seinem Diener, »schaden kann es schließlich auch nicht.«
    Die Ereignisse jener schrecklichen Nacht sind im Dorf Legende geworden. Man erzählt sich am Kamin mit angehaltenem Atem, wie Martha die sonderbare fremde Dame zum Haus des Zauberers brachte, auf daß sie endlich und für immer aus der Macht des Bösen befreit werde. Es war eine dunkle, stürmische Nacht; die Winde heulten schauerlich durch das Gebirge.
    Die Dame war dank der Magie des Zauberers wieder viel gesünder und fröhlicher geworden – obwohl das vielleicht auch nur wieder eine neue Illusion und Täuschung war – und sie war Martha wie ein kleines Kind auf diese seltsame und geheimnisvolle Reise gefolgt. Sie hatten sich still und leise aus dem Haus geschlichen, um dem wachsamen Tomaso zu entkommen, der vom Doktor den strikten Befehl hatte, seine Herrin nie auch nur einen Fuß vor die Tür setzen zu lassen. Was das anging, schwor Tomaso, daß er in einen Zauberschlaf versetzt worden sei – aber wer weiß? Vielleicht war es doch nichts weiter gewesen als ein wenig zuviel des Weines. Martha war ein schlaues Weib, und manche meinten gar, ihr selbst fehle nicht viel zur Hexe.
    Mag das sein, wie es will – Martha und ihre Herrin waren jedenfalls zur Hütte gekommen, und der Zauberer hatte viel in einer fremden Zunge geredet, und die Dame hatte ebenso geantwortet. Ja – sie, die so lange nur gegrunzt hatte wie ein Tier, hatte mit dem Zauberer gesprochen und ihm geantwortet! Dann hatte der Zauberer um die Dame und sich selbst herum seltsame Zeichen auf den Fußboden gemalt. Und als die Lampe gelöscht wurde, hatten die Zeichen ganz von selbst in einem unheimlichen fahlen Licht geleuchtet. Der Zauberer hatte auch einen Kreis um Martha gezogen und sie streng ermahnt, ihn nicht zu verlassen. Wenig später hatten sie ein Rauschen gehört, wie von schlagenden Flügeln, und all die Hausgeister waren umhergesprungen, und der kleine Mann mit dem schwarzen Gesicht war am Vorhang emporgelaufen und hatte

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