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Wimsey 10 - Das Bild im Spiegel

Wimsey 10 - Das Bild im Spiegel

Titel: Wimsey 10 - Das Bild im Spiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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James läuten?« schlug William Norgate vor.
    »Nein«, fiel Comphrey ihm ins Wort, »das machen wir selber. Es beschäftigt uns und lenkt von den Sorgen ab.«
    »Richtig«, sagte Sir Septimus. »Fangt gleich an. Kann das Zeug nicht mehr sehen.«
    Er riß wütend einen großen Stechpalmenzweig vom Kamin herunter und schleuderte ihn in die hochschießenden Flammen.
    »So ist’s recht«, sagte Richard Dennison. »Das gibt ein prima Feuerchen!« Er sprang vom Tisch hoch und riß den Mistelzweig vom Kronleuchter. »Da geht er hin! Noch einen Kuß für irgend jemanden, bevor’s zu spät ist.«
    »Bringt es nicht Unglück, die Sachen vor Neujahr abzunehmen?« fragte Miss Tomkins.
    »Soll es doch Unglück bringen! Nichts wie weg damit. Auch von den Treppen und aus dem Salon. Soll jemand hingehen und die Sachen da wegholen.«
    »Ist der Salon denn nicht abgeschlossen?« fragte Oswald.
    »Nein. Lord Peter sagt, die Perlen können sein, wo sie wollen, aber nicht da; also ist der Salon nicht verschlossen. Stimmt doch, Wimsey, oder?«
    »Ganz recht. Die Perlen wurden aus diesen Räumen fortgeschafft. Ich weiß noch nicht wie, aber ich bin mir ganz sicher. Ich will sogar meinen Ruf dafür aufs Spiel setzen, daß sie sein mögen, wo sie wollen, aber eben nicht da oben.«
    »Na schön«, sagte Comphrey, »wenn das so ist, dann nichts wie ran! Kommen Sie, Lavinia – Sie und Dennison nehmen den Großen Salon und ich den Hinteren. Mal sehen, wer zuerst fertig ist.«
    »Aber wenn die Polizei kommt«, wandte Dennison ein, »muß dafür nicht alles so bleiben, wie es ist?«
    »Zum Teufel mit der Polizei!« schrie Sir Septimus. »Die braucht kein Immergrün.«
    Oswald und Margharita rissen schon unter Lachanfällen die Stechpalmen und das Efeu vom Treppengeländer. Die Gesellschaft verteilte sich übers Haus. Wimsey lief rasch hinauf in den Salon, wo das Zerstörungswerk schon weit fortgeschritten war, da George mit den beiden andern zehn Shilling gegen einen Sixpence gewettet hatte, daß sie mit ihrer Arbeit nicht früher fertig sein würden als er mit der seinen.
    »Sie dürfen uns nicht helfen!« rief Lavinia Wimsey lachend zu. »Das wäre nicht fair.«
    Wimsey sagte nichts, sondern wartete, bis das Zimmer leer war. Dann folgte er ihnen nach unten in die Diele, wo das Feuer fauchte und knisterte, daß es an den GuyFawkes-Tag erinnerte. Er flüsterte Sir Septimus etwas zu, der vortrat und George Comphrey auf die Schulter tippte.
    »Lord Peter möchte dir etwas sagen, mein Junge«, sagte er.
    Comphrey schrak zusammen und ging, wie es schien, ein wenig widerstrebend mit. Besonders wohl sah er dabei nicht aus.
    »Mr. Comphrey«, sagte Wimsey, »ich glaube, diese Sachen gehören Ihnen.« Damit streckte er die Hand aus, auf der einundzwanzig feine Nadeln mit winzigen Köpfen lagen.
    »Genial«, sagte Wimsey, »aber etwas weniger Geniales hätte seinen Zwecken besser gedient. Es war großes Pech für ihn, Sir Septimus, daß Sie die Perlen gerade in dem Moment erwähnten. Er hatte natürlich gehofft, ihr Verschwinden würde erst bemerkt, nachdem wir mit dem Begrifferaten fertig und zum Versteckspiel übergegangen waren. Dann hätten die Perlen überall im Haus sein können; wir hätten den Salon nicht zugeschlossen, und er hätte seine Beute wieder an sich nehmen können, wann immer es ihm beliebte. Diese Möglichkeit hatte er wahrscheinlich im Sinn gehabt, als er hierherkam, darum hatte er auch die Nadeln bei sich, und daß Miss Shale das Collier zur Scharade ablegte, das gab ihm die erhoffte Gelegenheit.
    Er war nicht zum erstenmal zur Weihnachtsfeier hier und wußte genau, daß ›Tier, Pflanze, Mineral‹ fest zum Unterhaltungsprogramm gehörte. Er brauchte nur die Perlenkette vom Tisch zu nehmen, als er mit dem Hinausgehen an die Reihe kam, und dann konnte er darauf vertrauen, daß er mindestens fünf Minuten allein sein würde, während wir uns um den Suchbegriff stritten. Mit seiner Taschenschere brauchte er dann nur noch die Perlen von der Schnur zu lösen, diese im Kamin zu verbrennen und die Perlen mit den dünnen Nadeln an den Mistelzweig zu heften. Der Mistelzweig hing am Kronleuchter, also ziemlich hoch – es ist ja ein hohes Zimmer –, aber wenn er sich auf den Glastisch stellte, auf dem keine Fußabdrücke zurückbleiben würden, kam er leicht heran, und es war so gut wie sicher, daß niemand den Mistelzweig untersuchen würde, ob er nicht ein paar Beeren zuviel hatte. Ich wäre ja auch nicht auf die Idee gekommen, wenn ich

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