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Wimsey 11 - Der Glocken Schlag

Wimsey 11 - Der Glocken Schlag

Titel: Wimsey 11 - Der Glocken Schlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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Pfarrer wieder in die Läutestube. Mit der Uhr in der Hand stand er da und strahlte übers ganze Gesicht.
    Um dreizehn nach neun ging die Sopranglocke mit ihrer hellen Stimme zum letztenmal in Führung.
    Tin-tan-din-dan-bim-bam-bom-dong.
    Am Ende des langen Zyklus fanden die Glocken fehlerfrei in die natürliche Reihenfolge zurück, und die Glöckner hielten inne.
    »Großartig, Jungens, großartig!« schrie Mr. Venables.
    »Ihr habt's geschafft, und besser hätt's keiner machen können.«
    »Na ja«, räumte Mr. Lavender ein. »Ganz schlecht war's nicht.« Ein zahnloses Grinsen breitete sich langsam über sein Gesicht aus. »Ja, wir haben's geschafft. Wie hat es sich denn von unten angehört, Sir?«
    »Wunderschön«, fand der Pfarrer. »Klar und sauber, wie ich es schöner noch nie gehört habe. Aber jetzt wollt ihr alle sicher frühstücken. Im Pfarrhaus ist alles vorbereitet. Tja, Wally, du darfst dich ja nun einen richtigen Glöckner nennen, wie? Du hast deine Sache hervorragend gemacht – hab ich nicht recht, Hezekiah?«
    »Es ging schon«, brummte Mr. Lavender widerstrebend.
    »Aber du rackerst dich noch viel zu sehr ab, Wally. Kein Mensch verlangt von dir, daß du dabei schwitzt wie ein Pferd. Na ja, Fehler hast du keine gemacht, das ist ja auch schon was, aber die ganze Zeit seh ich dich still zählen wie ein Maikäfer. Ich hab dir nicht nur einmal, sondern schon hundertmal gesägt, behalt die Seile im Auge, dann brauchst du nicht –«
    »Friedlich, friedlich!« rief der Pfarrer. »Mach dir nichts draus, Wally, du hast es wirklich gut gemacht. Wo ist denn Lord Peter? Ah – da sind Sie ja! Ihnen haben wir wirklich viel zu verdanken. Hoffentlich sind Sie jetzt nicht allzu müde?«
    »Nein, nein«, sagte Wimsey und brachte sich rasch vor den handgreiflichen Glückwünschen seiner Kollegen in Sicherheit. In Wahrheit war er so erschöpft, daß er auf der Stelle hätte umsinken können. Er hatte seit Jahren keinen langen Zyklus mehr geläutet, und die Anstrengung der stundenlangen Konzentration hatte das fast unzähmbare Verlangen in ihm hervorgerufen, sich in die nächste Ecke fallen zu lassen und zu schlafen. »Ich – ah – äh – bin noch völlig auf dem Damm.«
    Er taumelte im Gehen und wäre kopfüber die Treppe hinuntergestürzt, wenn ihn der starke Arm des Schmieds nicht gehalten hätte.
    »Frühstück«, sagte der Pfarrer sehr besorgt, »ein gutes Frühstück, das brauchen wir jetzt alle. Heißen Kaffee. Der kann Wunder wirken. Ach du meine Güte, also ich für meinen Teil freue mich sehr darauf. Ha! – es schneit nicht mehr. So etwas Schönes, diese weiße Welt – wenn darauf nur kein Tauwetter folgt! Das hieße nämlich sehr viel Wasser für den Dreißigfußkanal. Geht's Ihnen auch wirklich gut? Na, kommen Sie, kommen Sie! Ah, da ist ja meine Frau – um mich wegen meiner Saumseligkeit zu schelten, fürchte ich. Wir kommen ja schon, Liebe – nanu, Johnson, was gibt's?«
    Die Frage galt einem jungen Mann in Chauffeursuniform, der neben Mrs. Venables stand. Mrs. Venables kam seiner Antwort zuvor.
    »Mein lieber Theodore – ich habe eben gesagt, daß du nicht sofort hinfahren kannst. Du mußt zuerst etwas essen –«
    Mr. Venables verbat sich die Einmischung mit unerwarteter Autorität.
    »Du gestattest, liebe Agnes – werde ich gebraucht, Johnson?«
    »Sir Henry schickt mich, Sir. Ich soll sagen, daß die gnädige Frau heute morgen sehr schlimm dran war, und daß sie glauben, es geht mit ihr zu Ende, und sie möchte unbedingt die Sakramente empfangen, wenn Sie es irgendwie möglich –«
    »Großer Gott!« rief der Pfarrer. »So schlimm steht es? Daß es zu Ende geht? Ich kann es kaum fassen. Natürlich komme ich sofort. Ich hatte ja keine Ahnung –«
    »Wir alle nicht, Sir. Das ist diese schreckliche Grippe. Gestern hat bestimmt noch keiner daran gedacht –«
    »Ach Gott, ach Gott! Hoffentlich ist es nicht so schlimm, wie Sie fürchten! Aber ich darf keine Zeit verlieren. Sie werden mir unterwegs alles erzählen. Ich komme gleich. Agnes, Liebe, sieh zu, daß die Männer ihr Frühstück bekommen, und erkläre ihnen, warum ich nicht bei ihnen sein kann. Lord Peter, Sie müssen mich entschuldigen. Ich leiste Ihnen später Gesellschaft. Ach du große Güte! Lady Thorpe – welch eine Geißel, diese Grippe!«
    Er eilte in die Kirche zurück. Mrs. Venables, hin und her gerissen zwischen Sorge und Bestürzung, war den Tränen nah.
    »Armer Theodore! Nachdem er die ganze Nacht aufgewesen ist – aber

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