Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wimsey 11 - Der Glocken Schlag

Wimsey 11 - Der Glocken Schlag

Titel: Wimsey 11 - Der Glocken Schlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
Vom Netzwerk:
hinauf.
    Wimsey saß auf einem großen flachen Grabstein und hielt in den Händen so ziemlich das letzte, was der Polizeidirektor erwartet hätte, nämlich eine dicke Rolle Angelschnur, an der Seine Lordschaft soeben auf die merkwürdig unbeholfen wirkende, aber ordentliche und methodische Weise der Fischer ein Vorfach mit drei kräftigen Lachshaken befestigte.
    »Hallo!« sagte Mr. Blundell. »Sie sind aber ein Optimist. Hier ist trübes Fischen, Mylord.«
    »Sehr trübe«, sagte Wimsey. »Pst! Was meinen Sie, wo ich war, während Sie Mrs. Gates interviewt haben? Da war ich in der Garage und habe unsern Freund Johnson zum Diebstahl angestiftet. Aus Sir Henrys Arbeitszimmer. Aber pst! Kein Wort!«
    »Sind etliche Jahre her, seit er zuletzt zum Angeln war, der Ärmste«, sagte Mr. Blundell mitfühlend.
    »Aber sein Zeug hat er gut in Ordnung gehalten«, meinte Wimsey, indem er einen komplizierten Knoten knüpfte und unter Zuhilfenahme der Zähne festzog. »Sind Sie beschäftigt, oder haben Sie Zeit, sich etwas anzusehen?«
    »Ich wollte zu den Thodays, aber das hat keine Eile. Übrigens habe ich auch ein paar Neuigkeiten.«
    Wimsey ließ sich die Geschichte von den Kränzen erzählen.
    »Hört sich ganz gut an«, meinte er. Dann kramte er aus seiner Tasche eine Handvoll Bleisenker hervor und befestigte ein paar am Vorfach.
    »Was wollen Sie eigentlich damit fangen?« erkundigte sich Mr. Blundell. »Einen Wal?«
    »Aale«, erwiderte Seine Lordschaft. Er wog die Leine in den Händen und befestigte feierlich noch ein Stück Blei daran.
    Mr. Blundell, der mit irgendwelchen Zauberkunststückchen zu rechnen schien, sah ihm schweigend auf die Finger.
    »So, das tut's«, sagte Wimsey, »falls Aale nicht tiefer schwimmen, als je ein Lot getaucht ist. Kommen Sie. Ich habe mir vom Herrn Pfarrer die Kirchenschlüssel ausgeborgt. Er hatte sie natürlich verlegt, aber am Ende sind sie zwischen den Sachen des Nähkränzchens wiederaufgetaucht.«
    Er führte Blundell zu der Truhe unterm Turm und klappte den Deckel hoch.
    »Ich habe ein bißchen mit unserm guten Mr. Godfrey geplaudert. Sehr angenehmer Mensch. Er hat mir erzählt, daß vorigen Dezember sämtliche Glockenseile erneuert worden sind. Ein paar waren ein bißchen brüchig geworden, und damit es beim Neujahrsläuten keine Panne gab, haben sie gleich alle ersetzt. Das hier sind die alten, die sie für alle Fälle aufbewahren. Schön zusammengerollt und verstaut. Dieses Mordsding hier gehört zur Tailor Paul. Nehmen Sie's vorsichtig heraus – fünfundzwanzig Meter Seil machen einen schönen Salat, wenn man sie einfach so auf die Welt losläßt. Batty Thomas. Dimity. Jubilee. John. Jericho. Sabaoth. Aber wo ist die kleine Gaude? Wo mag sie sein, wo mag sie bleiben? Das Filzchen kurz, das Seil so lang, wo kann sie denn nur sein? Nein, sonst ist in dem Kasten nichts mehr – nur noch die Ledermanschetten und ein paar Lumpen und Ölkännchen. Kein Seil für Gaude. Gaudea mus igitur, juvenes dum sumus. Das Geheimnis des verschwundenen Glockenseils. Et responsum est ab omnibus: Non est inventus, -a, -um .«
    Der Polizeidirektor kratzte sich am Kopf und sah sich ratlos in der Kirche um.
    »Nicht im Ofen«, sagte Wimsey. »War natürlich mein erster Gedanke. Wenn das Begräbnis am Samstag war, haben die Öfen natürlich gebrannt, aber für die Nacht hat man sie dann runterbrennen lassen, und es wäre peinlich geworden, wenn unser guter Mr. Gotobed am Sonntag morgen mit seinem kleinen Schürhaken etwas da herausgekratzt hätte, was nicht hingehörte. Wie er sagt, macht er sogar sonntags morgens als allererstes dieses obere Dingsda auf und sieht nach, ob der Rauchabzug frei ist. Dann schlägt er von oben die Schlacke los, holt unten die Asche raus und macht ein schönes Feuerchen für den Sonntag. Ich glaube nicht, daß er das Seil dort hat verschwinden lassen. Ich will's wenigstens nicht hoffen. Meiner Meinung nach hat der Mörder das Seil für den Abtransport der Leiche benutzt und es erst am Grab wieder entfernt. Darum die Lachshaken.«
    »Im Brunnen?« fragte Mr. Blundell, dem ein Licht aufging.
    »Im Brunnen«, antwortete Wimsey. »Gehen wir ein bißchen angeln, oder haben Sie was anderes vor?«
    »Ich bin dabei; wir können's ja mal versuchen.«
    »In der Sakristei ist eine Leiter«, sagte Wimsey. »Fassen Sie mal mit an. Hier geht's lang – zur Sakristei hinaus und – da wären wir. Auf geht's, Freunde, der Spaß kann beginnen. O Verzeihung! Hab ganz vergessen, daß wir auf

Weitere Kostenlose Bücher