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Wimsey 11 - Der Glocken Schlag

Wimsey 11 - Der Glocken Schlag

Titel: Wimsey 11 - Der Glocken Schlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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Rücksicht genommen. Das ist wahrer Adel. Bei Emporkömmlingen findet man das nicht.«
    »Sehr wahr, Madam«, sagte der Polizeidirektor mit solchem Ernst, daß ein aufmerksamer Zuhörer es fast als eine persönliche Anspielung hätte verstehen können.
    »Mein Kranz ist also direkt auf den Sarg gekommen«, fuhr Mrs. Gates fort, »zu den Kränzen der Familie. Da lagen Miss Thorpes Kranz und natürlich Sir Henrys, und Mr. Edward Thorpes und Mrs. Wilbrahams und meiner. Es war gar nicht leicht, sie alle auf dem Sarg unterzubringen, und ich war durchaus bereit, meinen woandershin zu tun, aber Miss Thorpe hat nicht nachgegeben. So ist dann also Mrs. Wilbrahams Kranz ans Kopfende gekommen, Sir Henrys und Miss Thorpes und Mr. Edwards auf den Sarg und meiner ans Fußende – was praktisch dasselbe war, als wenn er auf dem Sarg gelegen hätte. Die Kränze des Gesindes und des Frauenseminars lagen auf der einen Seite, und der Kranz des Pfarrers und der von Lord Kenilworth auf der andern. Und alles übrige kam dann natürlich auf das Dach des Leichenwagens.«
    »Ganz wie es sich gehört, Madam.«
    »Und infolgedessen«, sagte Mrs. Gates, »hat Mr. Gotobed nach dem Begräbnis, als das Grab mit Erde gefüllt war, besonders darauf geachtet, daß die Kränze der Familie (zu denen ich meinen zähle) einen angemessenen Platz auf dem Grab fanden. Ich habe Johnson, dem Chauffeur, befohlen, dabeizubleiben – es war nämlich ein regnerischer Tag, und es wäre rücksichtslos gewesen, das einem der Mädchen zuzumuten –, und Johnson hat mir versichert, daß es so gemacht wurde. Ich kenne Johnson als ordentlich und gewissenhaft bei seiner Arbeit und bin überzeugt, daß er ein grundehrlicher Mensch ist, wie es dieser Leute Art ist. Er hat mir genau beschrieben, wo jeder Kranz hingelegt wurde, und ich zweifle nicht, daß er getan hat, was seine Pflicht war. Außerdem habe ich anderntags noch mit Gotobed gesprochen, und er hat mir dasselbe gesagt.«
    »Das glaub ich gern«, dachte Mr. Blundell; »hätte ich an seiner Stelle auch getan. Bei dieser alten Hexe würde ich einen Mitmenschen nicht wissentlich in Mißkredit bringen.« Aber er machte nur eine leichte Verbeugung und sagte nichts.
    »Sie können sich also mein Erstaunen vorstellen«, fuhr die Dame fort, »als ich andern Morgens nach dem Frühgottesdienst hinging, um nachzusehen, ob alles in Ordnung war, und Mrs. Coppins' Kranz auf einmal nicht mehr an der Seite lag, wo er hingehört hätte, sondern auf dem Grab, als ob sie jemand von Bedeutung wäre, und meiner lag an einer Stelle, wo ihn keiner sehen konnte, halb verdeckt sogar, so daß nicht einmal meine Karte zu sehen war. Ich war empört, wie Sie sich vorstellen können. Nicht daß es mir das mindeste ausgemacht hätte, wo mein kleines Angebinde lag, denn das hat ja nichts zu sagen, und es kommt nur auf die Absicht an. Aber ich habe mich furchtbar aufgeregt über die Unverschämtheit dieser Person – und nur, weil ich es einmal nötig gefunden habe, sie wegen des Benehmens ihrer Kinder auf dem Postamt zur Rede zu stellen. Daß ich von ihr nichts als Frechheiten zu hören be kommen habe, brauche ich wohl nicht zu erwähnen.«
    »Das war also am 5. Januar?«
    »Es war am Morgen nach der Beerdigung. Das war also Sonntag, der fünfte, wie Sie sagen. Ich habe der Frau nichts vorgeworfen, was ich nicht beweisen konnte. Ich hatte noch einmal mit Johnson gesprochen und mich auch bei Gotobed genauestens erkundigt, und beide wußten genau, wo die Kränze am Abend vorher noch gelegen hatten.«
    »Wäre es nicht möglich, daß Schulkinder dort Unfug getrieben haben, Madam?«
    »Denen würde ich alles zutrauen«, sagte Mrs. Gates. »Die sind so ungezogen, daß ich mich schon oft bei Miss Snoot über sie beschwert habe, aber in diesem Falle war die Kränkung zu gezielt. Sie war ganz offensichtlich und eindeutig gegen mich gerichtet, und zwar von dieser ordinären Person. Wieso sich eine kleine Bauersfrau so aufspielt, weiß ich nicht. Als ich noch jung war, da kannten die Leute im Dorf ihren Platz und haben sich daran gehalten.«
    »Gewiß«, antwortete Mr. Blundell, »und damals waren wir alle viel glücklicher. Sie haben dann außer diesem einen Mal keine Veränderungen mehr festgestellt?«
    »Ich würde meinen, das genügt doch«, erwiderte Mrs. Gates. »Von da an habe ich scharf aufgepaßt, und wenn mir so etwas noch einmal vorgekommen wäre, hätte ich mich bei der Polizei beschwert.«
    »Ach ja«, sagte der Polizeidirektor im Aufstehen.

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