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Wimsey 11 - Der Glocken Schlag

Wimsey 11 - Der Glocken Schlag

Titel: Wimsey 11 - Der Glocken Schlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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ausgesprochen wortkarg. Beide hießen Seine Lordschaft aufs herzlichste willkommen und boten ihm ein Glas selbstgemachten Schlüsselblumenwein an.
    »Den machen heute nicht mehr viele«, sagte Mrs. Ashton.
    »Aber er ist nach einem Rezept von meiner Mutter, und ich sage, solange es Schlüsselblumen gibt, mache ich meinen Wein daraus. Ich halte nicht viel von dem widerlichen Zeug, das man im Laden kriegt. Davon bekommt man nur Krämpfe und Blähungen.«
    Mr. Ashton ließ ein zustimmendes Blaffen ertönen.
    »Da muß ich Ihnen ganz und gar recht geben, Mrs. Ashton«, sagte Seine Lordschaft. »Dieser Wein ist ausgezeichnet.« Und das war er wirklich. »Schon wieder etwas, wofür ich Ihnen danken muß.« Und er brachte seine Dankbarkeit für die Rettung seines Wagens im letzten Januar zum Ausdruck.
    »Gern geschehen«, sagte Mr. Ashton knapp.
    »Aber sooft ich den Namen Ashton höre, ist es immer in Verbindung mit irgendeiner guten Tat«, fuhr Seine Lordschaft fort. »Sie waren doch auch der barmherzige Samariter, der den armen Will Thoday von Walbeach mit zurückgebracht hat, damals, als er krank wurde.«
    »Tja«, antwortete Mr. Ashton. »Ein Glück, daß wir ihn getroffen haben. Tja! Schlimmes Wetter für einen kranken Mann. Gefährliche Sache, diese Grippe.«
    »Schrecklich!« sagte seine Frau. »Der arme Mann – richtig getorkelt ist er, als er aus der Bank kam. Ich hab zu meinem Mann gesagt: ›Der arme Will sieht aber wirklich schlecht aus! Der kann bestimmt nicht mehr nach Hause fahren.‹ Und prompt, kaum sind wir eine gute Meile aus der Stadt heraus, da sehen wir seinen Wagen neben der Straße stehen, und er sitzt völlig hilflos drin. Ein reines Glück, daß er nicht in den Graben gefahren ist und sich erschlagen hat. Und das mit dem vielen Geld bei sich. Ach du meine Güte! Was das für ein Verlust gewesen wäre! Ganz hilflos und durcheinander war er und hat immerzu die Scheine gezählt und in die Gegend fallen lassen. ›Paß mal auf, Will‹, hab ich zu ihm gesagt, ›du steckst jetzt das Geld wieder schön in die Tasche und verhältst dich still, dann fahren wir dich nach Hause. Und um den Wagen brauchst du dich nicht zu sorgen‹, sag ich, ›denn wir halten unterwegs bei Turner an und sagen ihm, er soll ihn mitbringen, wenn er demnächst wieder nach Fenchurch kommt. Das macht er gern, und zurückfahren kann er ja mit dem Bus.‹ Er hat auf mich gehört, und dann haben wir ihn in unsern Wagen gepackt und nach Hause gebracht. Und eine schlimme Zeit hat er gehabt, meine Güte! Zwei Wochen hintereinander haben wir in der Kirche für ihn gebetet.«
    »Tja«, sagte Mr. Ashton.
    »Was der bei dem Wetter überhaupt da wollte, kann ich mir nicht denken«, fuhr Mrs. Ashton fort, »denn Markttag war nicht, und wir waren selbst ja auch nur da, weil mein Mann wegen der Giddings-Pacht mit dem Anwalt sprechen wollte, und wenn Will irgendwas hätte erledigt haben wollen, das hätten wir doch gern für ihn getan. Selbst wenn es was mit der Bank war, das hätte er uns ruhig zutrauen können, meine ich. Es ist ja nicht so, daß mein Mann nicht mit zweihundert Pfund umgehen könnte, oder mit zweitausend, wenn's sein muß. Aber Will Thoday hat seine Geschäfte schon immer schön für sich behalten.«
    »Hör mal, Frau«, sagte Mr. Ashton. »Er hat vielleicht was für Sir Henry erledigt. Ist doch ganz recht, wenn einer nicht redet über Geschäfte, die genaugenommen nicht seine sind.«
    »Und seit wann, Mr. Ashton«, verlangte seine Frau zu wissen, »hat Sir Henrys Familie ihr Geld bei der London and East Anglia? Reden wir mal gar nicht davon, daß Sir Henry viel zu rücksichtsvoll gewesen wäre, um einen kranken Mann im Schneesturm loszuschicken und Besorgungen für ihn machen zu lassen. Ich hab dir gleich gesagt, ich glaube nicht, daß die zweihundert Pfund was mit Sir Henry zu tun haben, und du wirst demnächst noch begreifen, daß ich recht hatte, wie immer. Oder hab ich das etwa nicht?«
    »Ach!« sagte Mr. Ashton. »Du redest viel, Maria, da muß ja ab und zu was stimmen. Wär ja sonst schon sehr komisch. Tja! Aber Wills Geld geht dich überhaupt nichts an. Das ist seine Sache.«
    »Stimmt auch wieder«, gab Mrs. Ashton liebenswürdig zu.
    »Ich lasse meine Zunge manchmal ein bißchen durchgehen, das ist schon wahr. Eure Lordschaft müssen mich entschuldigen.«
    »Aber weswegen denn?« sagte Wimsey. »Das ist so eine stille Gegend hier, wenn man da nicht über seine Nachbarn redet, worüber denn sonst? Und die Thodays

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