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Wimsey 16 - Mord in mageren Zeiten

Wimsey 16 - Mord in mageren Zeiten

Titel: Wimsey 16 - Mord in mageren Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers & Jill Paton Walsh
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sind sogar auch kurze Antworten gekommen, eine davon als Mitschrift vom Telegrafendienst. Aber, Mary, versteh doch: Peter versteckt sich und ist in Gefahr, und wenn er dann einen Brief von zu Hause bekommt, will er sicher keine seltenlangen Abhandlungen über Landwirtschaftshelferinnen und Dorfbewohner lesen und wer auf Feuerwacht gewesen ist und wer mit wem geflirtet hat. Er will nur wissen, dass es uns allen gut geht und wir ihn lieben. Und selbst wenn er antworten könnte – will ich denn wirklich, dass er sich den Kopf über die Aufklärung eines schäbigen Kriminalfalls in Paggleham zerbricht? Da soll er gar nicht dran denken, er soll sich darauf konzentrieren, wie er seinen Auftrag erfüllt und sicher und wohlbehalten heimkommt.»
    «Ja, ich verstehe. Das leuchtet ein.»
    «Aber weißt du, ihm etwas zu erzählen war immer das beste Mittel, Klarheit in die eigenen Gedanken zu bringen. Das fehlt mir.»
    «Dann solltest du ihm auf jeden Fall schreiben. Nur schreiben – du schickst die Briefe nicht ab. Wenn der Fall nicht geklärt ist, bis er wiederkommt, kann er sie ja immer noch lesen.»
    «Mary, was für eine gute Idee. Genau das werde ich tun. Möchtest du einen Schluck von Peters Brandy als Schlummertrunk?»

    Mit dem Morgen kam nicht nur strahlender Sonnenschein, sondern auch Charles. Mrs. Trapp hatte belegte Brote für ein Picknick vorbereitet, und in loser Marschformation spazierte die Familie mitsamt der Ausrüstung – dem Picknickkorb, alten Decken, einer Thermoskanne mit heißem Tee sowie einem gewaltigen Steingutkrug Limonade – in den Wald. Harriet schob Paul im Kinderwagen bis ans Gatter der Weide, wo der Wald begann, dann wurde er von Sadie getragen. Alle Kinder ließen sich von der Ferienstimmung anstecken, sie tobten und hüpften um die gemächlich vorankommenden Erwachsenen herum – alle bis auf Charlie, der sich nicht recht wohl zu fühlen schien.
    Mehrmals versuchte er, die Karawane anzuhalten: «Hier ist es doch gut! Ist der Platz hier nicht recht?» Bis er schließlich besorgt fragte: «Wir gehen doch nicht ganz in den Wald rein, oder, Tante Harriet?» «Ganz hinein nicht, Charlie, denn manche von uns bevorzugen die Sonne. Wir gehen nur an den Rand, wo jeder für sich entscheiden kann, ob er lieber in der Sonne oder im Schatten sitzt.»
    «Dann ist ja gut.» Er schien sichtlich erleichtert. «Hauptsache, wir gehen nicht rein.»
    «Das werden wir nicht», sagte Harriet. «Aber warum ist das so wichtig?»
    «Es ist verboten», sagte er.
    «Aber nein. Der Wald gehört deinem Onkel Peter. Er hat ihn letztes Jahr von Batesons gekauft.» «Ach so, dann ist es bloß sehr gefährlich. Nicht verboten, nur gefährlich.» «Von wem hast du das gehört?»
    «Von irgendjemand. Ich weiß nicht mehr. Vielleicht Sam.»
    Für einen kurzen Moment war Harriet verwirrt. Sie nahm sich vor, mehr über Sam Bateson in Erfahrung zu bringen, wenn er einen so starken Einfluss auf Charlie hatte. Doch als sie den Saum des Waldes erreicht hatten, vergaß sie es über dem Aufbauen des Picknicks wieder.
    «Ist das eine Wonne», sagte Charles. «Ihr könnt es euch gar nicht vorstellen. Allein der Anblick von grünen Feldern nach all diesen Monaten in London.» «Der Schein trügt leider», sagte Mary. «Harriet hat mir erzählt, dass es in dieser beschaulichen Umgebung einen Mord gegeben hat. Polizei steht vor Rät sel. Lord Peter fort – wer hilft? Gattin der berühmten Spürnase hinzugezogen. »
    «Wenn ich für jedes ‹Die Polizei steht vor einem Rätsel› in meiner Karriere ein Pfund bekommen hätte», sagte Charles nachsichtig, «könnten wir auch längst ein Häuschen im Grünen unser Eigen nennen. Um was geht es, Harriet?» Harriet wartete, bis die Kinder ein wenig weiter weg spielten, und informierte Charles dann, so gut es ging, über den Stand der Dinge. «Es ist so verwirrend», sagte sie abschließend, «weil kaum jemand Genaueres über das arme Mädchen weiß, aber ich habe schon Miss Climpson darauf angesetzt. Und all die Menschen hier, deren Gefühle sie verletzt hat – auf ihnen herumgetrampelt ist, muss man wohl sagen, lassen kein gutes Haar an ihr. Du weißt ja, Charles, wie konservativ die Leute auf dem Dorf so sind … Wo war ich? Ja, sämtliche auch nur entfernt Verdächtigen waren zur Tatzeit unten in dem einen oder anderen Luftschutzkeller. Ein besseres Alibi kann man sich kaum vorstellen. Davon abgesehen …»
    «Ja?», sagte er. Charles machte es sich auf der Picknickdecke bequem, einen

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