Wind - Das Bündnis der Elemente (German Edition)
waren die Hände hier gebunden, wenn sie nicht auf dem Titelblatt jeder Lokalpresse landen wollte. „Das werde ich euch heimzahlen!“ Das waren ihre letzten Worte, dann fegte ein Wind über sie hinweg und die Frau löste sich noch unter Mars Fingern auf. Eine kleine dunkle, kaum wahrzunehmende Wolke entfernte sich. Die dünne Nadel fiel klirrend auf die Steine. Sie war das letzte Überbleibsel der Windlerin.
Margarete ließ sich erschöpft auf dem Gehweg nieder. Sie hatte es nicht geschafft, dem Körper unter sich genug Wasser einzuflössen, um die Frau zu beseitigen. Aber immerhin hatte sie ihr die Schmerzen bar zurückgezahlt.
„Was war denn das?“ durchbrach Sasha die Stille. Manche Menschen waren herangetreten und dachten, Margarete wäre mit dem Fahrrad umgestürzt. Eine alte Frau hatten sie nicht gesehen.
Das Wasser schüttelte nur den Kopf. Sie sammelten die Sachen ein und nahmen auch das Rad mit, um keinen Verdacht zu erregen. Bei der nächsten Seitengasse bogen sie ab und schoben das Gefährt in eine dunkle Ecke.
„Was wollte sie?“ fingen Sashas verwirrte Fragen wieder an. „Wie hat sie das gemacht? Ich war mir sicher, eine alte Frau gesehen zu haben, die mit ihrem Fahrrad umgefallen ist. Und plötzlich war es diese... diese...“ In ihrer Wut fand sie kein passendes Wort für die Speichel leckende Dienerin Herrn Austens.
Margarete besah sich die dünne Nadel. Sie hatte einen kleinen Griff an der Unterseite, das man denken könnte, es sei ein sehr schmaler Zauberstab wie diese Dinger, die sie zum Karneval für Kinder verkauften. Und während sie das Metall betrachtete wusste sie, dass dieses unscheinbare Ding ihre Mordwaffe hätte sein sollen.
„Sie wollte einen von uns töten.“ sagte sie zu Sasha. Ganz leise, damit niemand sie hören konnte. Noch immer spürte sie die Einstichstelle in ihrem Rücken. Sicher blutete es. „Ich glaube, es war ihr sogar egal, wen von uns beiden sie getroffen hätte. Ich war nur eben die Dumme, an die sie herankam.“
Sasha blickte ungläubig auf die Nadel. „Das sieht aber nicht nach einer Waffe aus.“ Dann wurde sie bleich. „Um Gottes Willen... Da war doch nicht etwa Gift...?“
Doch Mar winkte schon vorher ab. „Nein, dann hätte eine kleine Nadel ohne Griff gereicht. Das hier ist weit gefährlicher!“ Sie hielt das Kleinod in die Höhe.
„Diese Nadel ist so dünn und so schmal, dass sie problemlos durch das Fleisch im Rücken dringen kann. Und außerdem rutscht sie zwischen den Rippen durch. Nein, der Tod wäre nicht durch Gift gekommen, sondern durch ein kleines, winziges Loch in der Lunge.“
Sasha riss die Augen auf. „Da wäre ich nie darauf gekommen!“ keuchte sie.
„Wie fallen ihnen nur diese Sachen ein?“
Margarete zuckte die Schultern und verbog die Nadel ehe sie das Ding von sich warf, so weit es ging. „Ein leiser, unauffälliger Tod. Und der Schmerz ist auch...“ Sie sprach nicht weiter, sondern reckte sich. Die Einstichstelle pochte. Doch Sasha hatte so schnell reagiert, dass anscheinend nur die Haut betroffen war. Die Windlerin hatte es nicht geschafft, die Nadel weiter hinein zu treiben, da die Kraft der Erde ihr sonst mit Sicherheit die Hand gebrochen hätte.
„Lass uns von hier verschwinden.“ schlug Sasha fröstelnd vor. „Wir müssen Mark davon berichten. Oh je, der wird Gift und Galle spucken, wenn er hört, dass es schon wieder einen Angriff gab.“
Auch Mar blickte nachdenklich drein, als sie die Gasse verließen, das Fahrrad hinter sich lassend. „Das glaube ich auch. Er wird nicht mehr lange warten. Bald schon müssen wir antworten. Die Elemente werden sich, wenn nötig, in eine Schlacht werfen. Ich hoffe nur, dass die Windler ein Einsehen haben, dass wir uns friedlich einigen können.“
Sie waren so in Gedanken, dass sie den jungen Mann nicht bemerkten, der gerade an der Gasse vorbei laufen wollte, die die beiden Studenten soeben verließen. Er drehte sich halb und verhinderte so einen Zusammenstoß.
„Verzeihung.“ meinte Mar zerstreut. Dann lief sie mit Sasha die Straße herunter, ohne sein Gesicht gesehen zu haben.
Der junge Mann blieb stehen. Der Kragen seiner blauen Jacke flatterte als er den beiden jungen Damen hinterher blickte. Dann wanderten seine Augen in Richtung der dunklen Gasse. Das Metall des Fahrrads blinkte ihm entgegen.
„Nun...“ murmelte er. „Dann haben meine Augen sich doch nicht getäuscht. An der Straße waren es doch noch drei Frauen.“ Mit raschen und geübten Handgriffen
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