Wind - Das Bündnis der Elemente (German Edition)
sorgen, abgelehnt. Kinder waren kleine Monster. Und so mancher Erwachsene war auch nicht besser. Nur waren die Streiche der Kinder noch tragbar. Erwachsene trieben es meist bis an die Spitze. Entweder man gab klein bei oder man wurde aus der Firma getrieben. Johannes würde sich das nicht länger bieten lassen.
Sein Vater war arm. Und deshalb war Johannes nicht gerade der beliebteste Junge der Schule gewesen. Die anderen Jungs hatten ihn mir Vorliebe verprügelt und die Mädchen hatten über ihn gekichert. Nun würde er es ihnen allen zeigen. Er würde der berühmteste Reporter in ganz Hockenfeld werden. Ihm war egal, wer dafür litt. Noch einmal leckte er seinen Finger an und blätterte um. Trotz seines Rufes, stets verlacht zu werden, hatte Johannes einiges an Einfluss gewonnen. Dazu gehörte, dass er als einziger nachts das Archiv durchwühlen durfte. Und so war er noch am selben Tag nach der Begegnung mit diesem eigenartigen Mark in das Archiv unter dem Vertriebshaus gefahren und arbeitete sich durch ganze Stapel an alten verstaubten Büchern. Bernd war bei der Suche bereits eingenickt. Kein Wunder. Die billige Uhr an der Wand sagte ihm, dass es sechs Uhr früh war. Gestern um sieben Uhr abends waren sie hierher gekommen und hatten angefangen.
„Du solltest eine Pause machen.“ Die Stimme kam von jenseits der hohen Bücherregale, die hier reihenweise aneinander standen und mit großen Buchstaben gekennzeichnet waren. Es war der Nachtwächter, der immer mal auf seiner Runde bei ihnen vorbei schaute. „Du arbeitest ja wie ein Tier.“
Johannes strich sich erneut über die roten Augen. Früher hatte er nächtelang durcharbeiten können, ohne auch nur annähernd müde zu werden. Obwohl er noch jung war, machte sich das Alter bemerkbar. Er war kein Student mehr. „Ich weiß.“, sagte er und blickte zu dem rundlichen Sicherheitsbeamten auf. „Aber ich will etwas finden. Und ich höre nicht eher auf, als bis ich etwas entdeckt habe, das mit weiterhilft.“
Lutz, so der Name des Nachtwächters, hatte Kaffee und einige Plätzchen mitgebracht. „Hier.“, meinte er und stellte das Tablett auf den Tisch. Da, wo er noch eine freie Stelle zwischen den Büchern fand. „Das hat mir die Frau Uhrig gegeben. Sie ist seit fünf Uhr im Dienst und hat Licht hier unten gesehen.“
„Uns verbindet eine Hass-Liebe.“ Johannes nahm dennoch dankbar große Schlucke des Kaffees. Er schmeckte leicht bitter und dennoch erfüllte es ihn mit einer neuen Kraft. „Ich hasse sie und sie liebt mich.“ Er lachte über seinen eigenen Scherz. Manchmal konnte er doch sehr lustig sein.
Der Nachtwächter schüttelte nur missbilligend das Haupt. „So wie Bernd?“, fragte er und deutete mit dem Kopf zu dem schlafenden Reporter. „Du solltest nicht so gemein zu ihm sein. Der arme Kerl hat schon ’ne Menge in seinem Leben durchmachen müssen. Er hat es verdient, mit Respekt behandelt zu werden.“
Johannes verdrehte die Augen. „Bitte, Lutz.“, stöhnte er auf. „Ich brauche jetzt keine Belehrungen zu hören. Du musst nicht jedes Mal mit derselben Geschichte kommen, ich solle mich ändern.“
Sein erster und einziger Freund sah ihn erstaunt an. „Wieso sollte ich nicht?“, erwiderte er ruhig. „Du tust ja auch nicht gut daran, so zu leben, wie du es gerade tust. Es gibt nicht viele, die dich mögen, Johannes. Und ich glaube, das ist beunruhigend. Vielleicht solltest du die Studenten in Ruhe lassen? Sie scheinen gefährlich zu sein.“
Der junge Reporter schlug sich auf die Brust. „Dann erst recht, Lutz. Dann ist es doch erst recht meine Aufgabe, die Menschen dieser Stadt über diese gefährlichen Studenten aufzuklären! Und genau das werde ich jetzt tun, also wenn du mich bitte entschuldigen würdest?“
Kopfschüttelnd beobachtete Lutz, wie Johannes bereits wieder über die Bücher gebeugt da stand. Dann seufzte er auf. „Sag mir nocheinmal den Namen, den du suchst. Ich glaube, ich kann dir helfen.“
„Mark.“ Sein Kopf war oben, noch ehe Lutz ausgesprochen hatte. In Wahrheit wartete Johannes nur die ganze Zeit darauf, dass der Sicherheitsmann ihm Hilfe anbot. Er kannte sich in diesem Archiv aus, als sei es nicht größer als seine Hosentasche. Lutz wusste einfach alles, was man ihn über ältere Ausgaben der Zeitung fragte. Er war schon lange hier und hatte früher bei der Katalogisierung der Zeitungen geholfen. Außerdem war sein Gedächtnis sehr gut.
„Mark Thun.“ Hoffnungsvoll sah Johannes Lutz an. Dieser hatte
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