Wind - Das Bündnis der Elemente (German Edition)
nicht zu öffnen und noch eine ganze Weile so liegen zu bleiben.
Dann spürte er, dass ihm warm war. Viel zu warm. Vor allem ab dem Bauch abwärts. Mark entschloss sich, doch einen Blick zu wagen. Mit Gewalt riss er die Augen auseinander. Alles war verschwommen.
„...und nun das!“, keifte die Stimme noch immer. Sie dröhnte in seinem Kopf. „Ich raufe mich auf, mache für euch sauber und ihr macht das alles in nur einer einzigen Nacht wieder zunichte! Das ist das letzte! Das letzte!“
Mark hatte seine Augen inzwischen wieder so weit unter Kontrolle, dass er etwas sehen konnte. Beziehungsweise nichts sehen konnte. Ein Berg aus roten Haaren reckte sich ihm entgegen.
„Elijah?“, deutete er das ungeordnete Büschel. Nun verstand er auch, warum ihm so warm war, obwohl er keine Decke hatte. Und, wie er leidlich feststellen musste, auch kein Kissen. Sein Nacken dankte es ihm auf recht grausame Art und Weise. Mark wusste gar nicht, welches Körperteil am meisten schmerzte.
„El, geh runter!“ Schon wieder ein Flehen. Er sah sich nicht in der Lage, normal zu reden. „Du bist schwer und mir tut alles weh!“ Das Feuer rührte sich nicht. Anscheinend schlief es noch.
Mark blieb liegen und sah sich um. Die laute Stimme hatte sich noch immer nicht beruhigt. Er hörte Schritte von jenseits der Tür. Wie spät es wohl war?
Neben sich sah er zwei leere Flaschen. Waren die gestern Abend noch voll gewesen? Er erinnerte sich nicht. Was zum Teufel hatten sie getan? Wieso schlief El auf ihm?
„Ich sagte, du sollst ’runtergehen.“ Es war kein Flehen mehr. Es war Angst. Mark schob seinen Freund herunter. Kraftlos fiel El auf den Teppich und rührte sich nicht. Er wirkte wie ein Sack Mehl, den man aus größer Höhe herabwarf. Er klatschte auf die Erde und blieb liegen, wie er war.
Zuerst erhob sich Mark und sah an sich herab. Erleichtert stellte er fest, dass er die letzte Nacht, die aus seiner Erinnerung gelöscht war, unbeschadet überstanden hatte. Und er war auch noch vollständig angezogen. Also hatte er zumindest nicht nackt getanzt, wie El letztes Jahr auf der Feier zur ersten bestandenen Prüfung.
„Ihr treibt euch die ganze Zeit herum und kommt irgendwann vielleicht mal nachhause, wenn es euch passt!“ Die Stimme vom Flur war noch immer nicht fertig. Er tippte, wenn er denn raten musste, auf Frau Prenski. Nur sie konnte die Person mit der schrillen Stimme sein, die in sein Hirn vorstieß wie ein Erdölbohrer.
„Bitte.“ Elijah war also doch wach. „Etwas leiser. Nur etwas!“
Mark kämpfte sich hoch und wäre fast wieder umgefallen. Sein Kopf fühlte sich an wie ein gewaltiger Ballon voller Plastikbälle, die irgendjemand immer wieder zum Scheppern brachte. Sein Unterleib schmerzte sehr und er zog den Schluss, dass ein Gang zur Toilette wohl das Beste war, was er nun unternehmen konnte. Wie ein Bär, der gerade nach Monaten Winterschlaf erwachte, schlich er brummend zur Tür und schaute in den Flur.
Frau Prenski saß in der Küche und lamentierte noch immer über all das Chaos. Mark pirschte zum Bad, damit niemand merkte, dass er aufgewacht war. Zu seinem Glück befand sich niemand darin. Rasch erleichterte er sich und versuchte dann, seinem Gesicht ein halbwegs normales Äußeres zu geben. Ein paar Spritzer kaltes Wasser reichten leider nicht aus. Er entschied sich dafür, seinen ganzen Körper unter die kalte Dusche zu stellen.
Das half mehr. Zumindest etwas erfrischter schlich er ins Wohnzimmer zurück. Am Bild, das sich ihm bot, hatte sich gar nichts geändert. Elijah lag noch immer auf dem Boden und rührte sich nicht.
„Komm schon, du altes Kamel.“ Mark packte die warmen Hände und riss El nach oben. Das Feuer hatte noch nicht einmal die Augen geöffnet. Es taumelte und klappte in genau demselben Moment wieder zusammen, in dem es auf eigenen Füßen stehen sollte. Mark lud ihn sich auf die Schultern. „Laufen.“, forderte er ihn auf. „Komm schon, mach die Augen auf. Du bist doch kein alter Mann.“
„Lass mich liegen.“ Noch nicht einmal die Lippen bekam er anständig auseinander. Mark erriet mehr, was El ihm gesagt hatte, als dass er es hörte. El vertrug einfach gar nichts! Und wenn er betrunken war, dann kam er auf die witzigsten Ideen. Nicht nur die unterschiedlichsten Tänze führte er dann auf, es kam auch dazu, dass er Männer und Frauen gleichermaßen herzte, Fremden um den Hals fiel, das ein oder andere Kleidungsstück verlor oder dass er im städtischen Brunnen schwimmen
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