Wind - Das Bündnis der Elemente (German Edition)
Dennoch hatte es ihn Kraft gekostet.
Mehrmals rief er den Namen des Zwerges und lief durch den Flur. Doch Grimbold meldete sich nicht. Also war er entweder noch nicht wieder zurück oder aber er versteckte sich. Oder er schlief und schnarchte dabei so laut, dass selbst ein Elefantentritt ihn nicht wecken konnte.
Collin schob das Klopfen an seiner Tür, das ihn geweckt hatte, auf die Nachwirkung seiner Ohnmacht und hoffte, dass diese bald verflog. Sein Hals sagte ihm, dass er dringend etwas trinken sollte. Deshalb schlurfte er in die Küche. Seine Augen versuchten, über das Chaos hinweg zu sehen. Dem Himmel sei Dank, dass seine Eltern ihren Aufenthalt in England verlängert hatten. Sonst hätte er schon längst Ordnung machen müssen und dazu verspürte er nicht die geringste Lust. Er hatte keine Ahnung, wie unordentlich ein Zwerg sein konnte. Andernfalls hätte er Grimbold sicher niemals eingeladen, bei ihm zu bleiben bis seine Eltern wieder hier und der Wächterzwerg in Afrika waren. Nun hatte er das Nachsehen. Seufzend versuchte er, all das zu ignorieren.
Gerade schenkte er sich ein Glas Saft ein, als ein lautes Blitzen den Himmel im Garten zerriss. Staunend sah Collin durch das Küchenfenster und betrachtete, wie die Wolkendecke barst und sich strömender Regen über die Erde ergoss. Das Wasser kam mit rascher Geschwindigkeit zum Boden geglitten und benetzte in Kürze Blätter, Gräser und Steine. Ein wahrer Sturzbach! Da konnte er nur froh sein, ein Dach über dem Kopf zu haben.
In jenem Moment, als er das Glas ansetzte, ertönte ein gewaltiger Krach. Mit einem Zischen knallte die Sicherung durch. Schlagartig war er von Dunkelheit umgeben. Collin ließ den Saft wieder sinken. „Ist wohl nicht mein Tag heute.“, seufzte er. Irgendwo hatte sein Vater sicher eine Anleitung für solche Fälle hinterlassen. Nur wie sollte er diese in der Finsternis finden? Er hätte sie zurechtlegen sollen.
Der Junge ertastete die Anrichte, um das Glas darauf abzustellen und folgte dem Gefühl seiner Finger zur Schublade. Wenn er sich nicht irrte, hatte seine Mutter hier irgendwo eine Taschenlampe aufbewahrt. Er mochte fluchen. So hatte er sich seinen Abend sicher nicht vorgestellt. Die Dunkelheit war vollkommen. Nur manchmal erhellte ein Blitz von draußen das Zimmer und gab ihm Einblicke auf seine Umgebung. Wie Fotografien, die eine ganze Serie an Bildern ergaben. Wann immer er etwas erkennen konnte, bot sich ihm ein anderer Anblick.
Endlich ertastete er mit den Fingerspitzen etwas Rundes. Collin zog die Lampe heraus und schaltete sie ein. Ein gelber Kegel zeigte ihm einen Ausschnitt der Küche. Dann ging er zum Kühlschrank und suchte all die Zettel ab, die seine Mutter ihm hinterlassen hatte. Irgendwo musste doch auch einer sein, auf dem stand, wie man sich bei Stromausfall verhalten sollte! Er glaubte nicht, dass seine Mutter in ihren lebensrettenden Ausführungen solche Notfälle wie Stromausfall, Brand, Überschwemmung und Entführung durch Außerirdische vergessen hatte. Doch er fand nichts. Einen Moment dachte er daran, Mar anzurufen. Die konnte ihm sicher sagen, wie er die Lampen wieder zum funktionieren bringen konnte. Aber irgendetwas in ihm sträubte sich dagegen wie ein Esel dem Bauer. Er wollte nicht schon wieder um Hilfe bitten. Er schaffte es nicht einmal durch ein Unwetter zu kommen, ohne die Studierenden anzurufen? Nein, die Blöße wollte er sich nicht geben.
Vielleicht half es ihm mehr, wenn er mal nach dem Sicherungskasten schaute? So schwer konnte es schließlich nicht sein, das Ganze wieder zu reparieren. Er hatte schon oft gesehen, wie sein Vater meistens nur eine Handbewegung gemacht und somit alles wieder zum Laufen gebracht hatte.
Während er durch das Wohnzimmer lief und dort den Schalter betätigte, schweiften seine Gedanken noch einmal zu dem Zwergen. Wäre Grimbold hier, hätte er das Problem sicher schon längst gelöst. Ach, es war einfach nicht sein Tag. Alles schien heute den Bach herunter zu laufen. Vielleicht sollte er zeitig ins Bett gehen, damit der Tag schnell herum war. Der morgige würde besser werden. Auch im Wohnzimmer herrschte die Nacht. Collin wollte sich eben durch den Raum bewegen, als er am Fenster verharrte und nach draußen in den Garten starrte. Der Regen prasselte an die Scheibe und lief in dicken Schlieren herab. Ihm lief es eiskalt den Rücken herunter. Diese Nacht war unheimlich.
Gerade als er sich abwandte, geschah es. Collin schrie auf und taumelte zurück. In
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