Wind - Das Bündnis der Elemente (German Edition)
eigenes.“
„Wieso haben wir ihm das nicht ausgeredet?!“ Collin stampfte mit dem Fuß auf. Er hatte die Pläne Marks nicht so weit durchschauen können. Nun, im Nachhinein betrachtet, war es ein sehr waghalsiges Vorhaben! Mark würde sein Leben geben, wenn sie es nicht schafften, ihn rechtzeitig zu unterstützen.
„Was willst du ihm denn ausreden?“, seufzte Sasha. „Du müsstest ihn inzwischen so weit kennen, dass du weißt, dass Mark seinen Kopf immer durchsetzen muss, egal wie. Es wäre gleichgültig gewesen. Wir haben ihn wieder zu unserem Anführer gemacht. Und die Entscheidungen eines Anführers stellt man nicht infrage.“
„Aber...“, begann Collin wieder, doch Sasha blieb stehen. Sie hatten den Baum fast erreicht. „Bitte, Line, ich will nicht weiter darüber reden. Wir beeilen uns und gehen dann in die Villa. Das wird ohnehin zu viel Zeit in Anspruch nehmen. Und ich will Mark so schnell wie möglich beistehen.“
Er nickte und schwieg. Sie erhöhten ihr Tempo und hatten den zweiten Stein endlich erreicht, obwohl Sasha doch gar nicht die Schritte mitgezählt hatte. Manchmal dachte Collin, in diesem Mädchen schlummerten einige ungeahnte Kräfte. Ihr Vorstellungsvermögen zum Beispiel. Oder die Fähigkeit, Entfernungen so gut schätzen zu können.
Bereits vom weiten konnten sie sehen, dass etwas passiert sein musste. Die Luke stand weit offen. Besser noch, sie war zerfetzt. Es sah aus, als hätte jemand mit viel Wut in den Knochen die Luke geöffnet und auf den Boden fallen lassen.
Collin beschlich das Gefühl, sie waren nicht die einzigen, die das Versteck des Erdmanns kannten.
Behände kletterten sie in das Loch. Die Taschenlampe malte kleine gelbe Kreise auf die schmutzigen Wände. Doch von Tomaro war keine Spur zu entdecken. Auch nach mehreren Rufen ließ er sich nicht blicken. Collin stolperte durch das Dunkel und tastete die Wände nach einem Gesicht ab. Und wenn der Erdmann schon nicht mehr hier war, dann zumindest nach dem Zylinder. Es konnte nicht sein, nein, es durfte nicht sein, dass die Windler den Zylinder an sich genommen hatten. Genauso wie es abwegig sein musste, dass Mark sie schon wieder sinnloserweise hierher geschickt hat. Er stockte. „Sasha, ihr stellt seine Entscheidungen nicht infrage, nicht wahr?“
Sie leuchtete in seine Richtung. Er konnte ihr Gesicht nicht sehen, aber er erkannte die Frage, die zwischen ihnen lag.
„Naja...“ Line stockte. „Ich will ihn ja nicht angreifen. Aber er hat schon einmal bewiesen, dass er sinnfreie Entscheidungen treffen kann. Und er hat es sogar selber zugegeben!“
Er hörte sie seufzen. Dann tat sie einen langen Atemzug, sicher um etwas zu sagen, als sie auf einmal das Stöhnen vernahmen. Verwundert sahen sie sich an.
„Das muss Tomaro gewesen sein!“, flüsterte Sasha dann.
Geduckt schlichen sie in die Richtung, aus der das Stöhnen gekommen war. Doch plötzlich spürte Collin keinen Boden mehr unter den Füßen. „Sasha!“, rief er aus, dann ertönte neben seinen Ohren ein Pfeifen, als es abwärts ging.
Doch er fiel nicht lange. Er war in einen Tunnel gefallen, der an der Wand in den Boden gegraben worden war. Er war kaum hoch genug, dass ein Kind darin gehen konnte. Dunkelheit umfing ihn.
„Collin?“, hörte er Sashas Stimme über sich. „Geht es dir gut?“ Sobald er sie beruhigt hatte, bat er sie, die Lampe herab zu werfen. Sie tat es und geschickt fing er sie auf.
Als er vor sich in den Tunnel leuchtete, sah er Tomaro. Der Erdmann schien hier unten seinen Körper zu verstecken. Ein kleines graues Männchen mit grün leuchtenden Augen. Er war verletzt. Gelber Harz tropfte aus seiner erdbraunen Haut. Schwach lag er am Boden des Tunnels und zuckte nur hin und wieder. Sein Stöhnen zeugte von Schmerzen.
„Tomaro...“ Line rutschte näher an ihn heran. Obwohl der Erdmann ihn so sehr geärgert und auch umbringen wollte, verspürte er Mitleid. Er wollte nicht noch einen toten Freund sehen. „Was ist denn passiert? Kann ich dir helfen?“
„Nein.“, gab der ehemalige Nachtjäger zurück. „Sie waren hier. Sie wollten ihn mir wegnehmen. Aber ich habe ihn nicht hergegeben! Ich war stark! Ich sagte ihnen, von mir bekommt ihr nichts!“
Collin drückte sein Taschentuch auf eine der blutenden Wunden. Der Harz durchdrang den Stoff und blieb an seinen Fingern kleben. „Ganz ruhig. Wir sind hier, um den Zylinder zu holen. Es tut mir leid, wenn dir deswegen etwas zugestoßen ist. Kann ich dich irgendwie retten? Sag
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